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WM-Debakel 2022 in Katar – Oliver Bierhoff: Das geht auf sein Konto


DFB-Direktor Bierhoff
Das geht auf sein Konto

MeinungVon Benjamin Zurmühl, Doha

Aktualisiert am 02.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Oliver Bierhoff: Der DFB-Direktor muss nun das zweite WM-Vorrundenaus seiner Amtszeit erklären.Vergrößern des Bildes
Oliver Bierhoff: Der DFB-Direktor muss nun das zweite WM-Vorrundenaus seiner Amtszeit erklären. (Quelle: IMAGO/ULMER)

Oliver Bierhoff war ein Gesicht des WM-Titels 2014. Er ist aber auch eins der zwei WM-Debakel.

Guten Morgen ... Verzeihung ... guten Mittag aus Doha,

was für ein Abend war das gestern im al-Bayt-Stadion in al-Chaur, rund 50 Kilometer nördlich von Doha? Früh sah für die deutsche Mannschaft alles nach Achtelfinale aus. Zur eigenen Führung gegen Costa Rica kam noch ein schnelles 1:0 Spaniens gegen Japan. In der Halbzeitpause sprach ich sogar mit zwei Fans aus Kuwait bereits über die kommende Partie Deutschlands gegen Marokko und was für ein Spektakel die DFB-Elf erwartet, weil die ganze muslimische Welt den Marokkanern die Daumen drückt.

Doch dann wendete sich das Blatt. Japans Doppelschlag bekam ich auf dem Handy mit. Freunde informierten mich in einer WhatsApp-Gruppe über das gedrehte Spiel. Kurze Zeit später kam dann die Bestätigung per Pushnachricht einer Fußball-App. Der Wahnsinn nahm seinen Lauf, den Rest muss ich Ihnen nicht erzählen. Ich kann Ihnen aber sagen, dass auf der Pressetribüne auch erfahrenere Journalisten völlig baff waren von dem, was sie erlebt hatten.

Für den DFB geht es am heutigen Freitag bereits zurück nach Deutschland. Im Gepäck: das zweite Vorrundenaus in Serie. Es ist die nächste Stufe einer fatalen Entwicklung. Und das anderthalb Jahre vor der Heim-EM. Über die Fehler der deutschen Nationalmannschaft seit der WM 2014 habe ich an anderer Stelle geschrieben.

Hier geht es um eine Person, die sowohl eine Schlüsselrolle bei einem der größten Erfolge der deutschen Fußball-Geschichte spielte, aber auch eine bei den zwei größten Enttäuschungen: Oliver Bierhoff. Der Nationalmannschaftsdirektor war mitschuldig am schlechten Abschneiden bei der WM 2018. Er entschied sich gegen einen Rücktritt, wollte die Wende von innen heraus schaffen. Doch dafür änderte sich überraschend wenig. Das Ergebnis: ein Achtelfinalaus im vergangenen Jahr bei der EM.

Wieder entschied sich Bierhoff gegen einen Rücktritt, anders als Bundestrainer Joachim Löw. Mit Hansi Flick sollte alles anders werden. Doch wurde es (bisher) nicht. Und Flick ist auch nicht der Hauptschuldige für diese Misere. Als Trainer allein kannst du diesen Trend nicht einfach so umkehren. Bierhoff in seiner Rolle schon.

Unter seiner Ägide haben sich Nationalmannschaft und Fans distanziert. Ausverkaufte Stadien bei deutschen Heimspielen sind zur Rarität geworden. Und das in einem Land, das von der europäischen Konkurrenz für die Zuschauerzahlen bei den Ligaspielen beneidet wird. Der umstrittene Claim "Die Mannschaft" schwebt noch immer über dem DFB, weil Bierhoff so lange an ihm festhielt und erst spät klein beigab. Die völlig vermaledeite Nachwuchsarbeit in den vergangenen Jahren geht auch auf sein Konto. Was Hansi Flick mit den "fehlenden Basics" heutiger Talente meinte, fällt auch in den Verantwortungsbereich Bierhoffs.

Der 54-Jährige sagte nach dem Costa-Rica-Spiel in der Mixed Zone: "Ich werde meine Verantwortung tragen." Wenige Sekunden später schloss er aber einen Rücktritt aus. Wer nach zweimal Vorrundenaus (2018, 2022) und einmal Achtelfinalaus (2021) wirklich Verantwortung trägt, würde seinen Hut nehmen, wenn Sie mich fragen. Und es wäre die richtige Entscheidung.

WM-Anekdote

Wer am Flughafen von Doha ankam, konnte sie kaum verpassen. Die Männer und Frauen von Vodafone und Ooredoo, den beiden Mobilfunkanbietern in Katar. Für alle Einreisenden zur WM-Zeit gab es direkt einmal drei Tage kostenlose 2.022 MB Datenvolumen und auch noch Freiminuten zum Telefonieren. Eine andere Option gab es für mich nicht.

Also besorgte ich mir auch eine dieser SIM-Karten. Nach ein paar Tagen Nutzung bekam ich plötzlich eine SMS auf Arabisch. Zum Glück war ich in dem Moment am Eingang eines Stadions und konnte einen Polizisten fragen, was in der Nachricht steht. Er lachte nur und sagte: "Dance, dance". Ich verstand zwar nicht genau, was die SMS jetzt mit Tanzen zu tun hatte, aber sie war offensichtlich unwichtig.

In den Tagen danach verstand ich, was der Polizist meinte. Denn ich bekam weitere SMS mit Einladungen zu Musikfestivals. Diesmal auf Englisch. Und es gab Empfehlungen für Shopping Malls, Rabatte in Supermärkten und so weiter. Wenn Sie diesen Satz hier lesen, waren es bereits 20 SMS von 12 verschiedenen Nummern. Und da habe ich die Angebote meines Mobilfunkanbieters noch gar nicht mit eingerechnet. Ich sage es mal so: Ich werde diese SMS nach meiner Rückkehr nach Deutschland nicht vermissen.

Heutige WM-Spiele

Weitere Hinweise

Es scheint die WM der Aussprachen zu sein. Die deutsche Mannschaft brauchte eine nach der Japan-Niederlage, die belgische nach der Pleite gegen Marokko. Und der uruguayische Nationaltrainer Diego Alonso brauchte eine mit Edinson Cavani und José María Giménez nach dem 0:2 gegen Portugal.

Beide hatten sich nach der Partie öffentlich über die Taktik des Coachs beschwert. Nun sei die Luft wieder rein, betonte Alonso. Mal sehen, ob es wirklich so ist.

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