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WM 2022 in Katar: Gianni Infantinos Gier macht den Fußball kaputt


Infantinos große Pläne
Die Gier macht alles kaputt

MeinungVon Benjamin Zurmühl, Doha

Aktualisiert am 18.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Gianni Infantino: Der Fifa-Präsident hat einige Pläne für die Zukunft.Vergrößern des Bildes
Gianni Infantino: Der Fifa-Präsident hat einige Pläne für die Zukunft. (Quelle: IMAGO/Heuler Andrey / Dia Esportivo /PRESSIN)

Der Fußballkalender wird voller und voller. Neue und veränderte Wettbewerbe sollen immer mehr Geld bringen. Wo führt das noch hin?

Guten Morgen aus Doha,

vorab muss ich Sie um Verzeihung bitten. Am gestrigen Samstag gab es kein "Telegramm aus Doha". Sowohl meinen Kollegen Noah Platschko als auch mich haben die bösen Klimaanlagen in Katar erwischt. Inzwischen ist die Lage etwas besser, von daher melden wir uns nun zum großen WM-Finale zurück.

Doch um das Endspiel zwischen Frankreich und Argentinien dreht sich dieser Text nicht. Er dreht sich um Gianni Infantino, den Präsidenten der Fifa. Denn der hat am Freitag eine Pressekonferenz abgehalten, die wieder einmal denkwürdig war. Nicht, weil er sich homosexuell oder arabisch fühlte, wie auf seiner ersten Pressekonferenz zum Turnierbeginn, sondern, weil er einige Dinge zur Zukunft des Fußballs bekannt gab.

Zum einen stellte er die neue Klub-WM vor. Aktuell findet sie noch jedes Jahr statt, ab 2025 nur noch alle vier Jahre. Statt sieben Teams sollen dann 32 mitmachen. Ein großes Turnier lässt sich schließlich besser vermarkten.

Zum anderen deutete Infantino eine Kehrtwende für die WM 2026 an. Das Turnier in den USA, Kanada und Mexiko findet nämlich mit 48 statt bisher 32 Teilnehmern statt. Das hätte zwangsläufig zu mehr Spielen geführt, die wiederum der Fifa mehr Geld bringen sollen. Aus den bisherigen Vierergruppen sollten dann Dreiergruppen werden, um die Belastung für die Spieler bei maximal sieben Partien im Falle eines Finaleinzugs zu belassen. Da es aber viel Kritik aufgrund möglicher Absprachen zwischen einzelnen Mannschaften gab, rückt die Fifa jetzt womöglich davon ab. An den 48 Teams hält der Weltverband aber fest. Nun ist unklar, wie der Modus aussehen wird. Bei Vierergruppen wären es noch mehr Partien. Die Kollegen der "Sportschau" errechneten, dass es statt der aktuell insgesamt 64 Spiele dann bis zu 104 werden könnten.

Was Infantino ebenfalls verkündete, war ein Update zu seiner Amtszeit. Seit 2016 ist er Fifa-Präsident. Drei Amtszeiten sind das Maximum. Bisher war die Rechnung, dass spätestens 2027 ein anderer Präsident gewählt werden muss, da Infantino bei den Wahlen 2016, 2019 und 2023 angetreten ist beziehungsweise antreten will. Nun stimmte das Fifa-Council, ein Entscheidungsgremium, dafür, die erste Amtszeit Infantinos (2016 bis 2019) nicht als solche zu werten, da der Schweizer nur die Amtszeit seines Vorgängers Sepp Blatter (eigentlich 2015 bis 2019) vollendete. Das heißt: Infantino könnte bis 2031 an der Spitze des Fußball-Weltverbands bleiben.

Wie Verbände wie die Fifa und Uefa den Fußball in den vergangenen Jahren verändert haben, ist drastisch. Mir fallen spontan die angesprochene WM-Erweiterung auf 48 Teams, die Reform der Champions League oder die Nations League ein. All das bringt mehr Spiele – und damit auch mehr Geld.

Die Gier der Verbandsbosse macht den Fußball kaputt. Durch all die neuen Wettbewerbe und zusätzlichen Partien wird der Kalender immer voller, die Spieler werden immer weiter an die Grenze ihrer Belastbarkeit gepusht. Zur Wahrheit gehört zwar auch: Die Stars auf dem Rasen verdienen an diesem Zirkus natürlich mit, die Gehälter steigen nämlich auch. Aber irgendwann wird eine Grenze erreicht werden, an der auch die Spieler rebellieren. Davon bin ich überzeugt. Denn mit all den neuen Spielen steigt auch das Verletzungsrisiko. Und bei der Gesundheit hört der Spaß auf.

Die Absurdität dieses Geschäfts sehen wir doch an der Zeit nach dem heutigen WM-Finale. In England geht schon in acht Tagen die Premier League wieder los. Anders war es offenbar im Spielplan mit zwei nationalen Pokalwettbewerben und einer Liga mit 20 Mannschaften kaum möglich. Und das, obwohl schon in die Monate vor der WM so viele Spiele wie möglich reingequetscht wurden.

Kurz gesagt: Es reicht.

WM-Anekdote

Ich habe Ihnen bereits von den vielen kranken Journalisten bei dieser WM erzählt. Die Klimaanlagen an allen möglichen Orten lösten eine Erkältung nach der anderen aus. Ein spanischsprachiger Kollege hatte dabei einen unverkennbaren Husten. Er klang wie ein lautes Rülpsen, sodass sich im Medienzentrum immer wieder verdutzt Leute umschauten, woher dieses Geräusch kam.

Als ich nun am Freitag krank im Bett lag und die Pressekonferenz Infantinos im Internet verfolgte, stieß ich auf einen Tweet des Kollegen Tariq Panja von der "New York Times". Er berichtete davon, dass bei der Pressekonferenz ein Mann mit einem schrecklichen Husten anwesend sei. Ohne ihn gesehen zu haben, wusste ich, wer gemeint war.

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Heutige WM-Spiele

16:00 Uhr, Finale: Argentinien gegen Frankreich

Weitere Hinweise

Sollte Frankreich das Messi-Märchen heute zerstören, wären "Les Bleus" die ersten WM-Titelverteidiger seit Brasilien 1962. Sowohl 1958 in Schweden als auch vier Jahre später in Chile holte die "Seleção" den Pokal.

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