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Deutschland erwischt gegen Brasilien Sternstunde des Sports


Sensationssieg gegen Brasilien
DFB-Elf erwischt eine Sternstunde des Sports

Von t-online
Aktualisiert am 09.07.2014Lesedauer: 4 Min.
Oben auf: Khedira (unten) feiert mit Klose (li.) und Kroos (re.) das 7:1 gegen Brasilien.Vergrößern des BildesOben auf: Khedira (unten) feiert mit Klose (li.) und Kroos (re.) das 7:1 gegen Brasilien. (Quelle: dpa-bilder)
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Aus Belo Horizonte (Brasilien) berichtet Thomas Tamberg

Als sich die deutsche Nationalmannschaft nach dem Abpfiff aufmachte, um sich bei ihren Fans zu bedanken, da erhoben sich auch die brasilianischen Zuschauer von den Rängen und klatschen Beifall. Auch ihnen war bewusst, dass sie Zeuge eines außergewöhnlichen Abends in der Geschichte des Weltsports waren. Mit 7:1 gewann die DFB-Elf gegen Brasilien im Halbfinale der WM 2014 und sorgte für einen magischen Moment, der unvergessen bleiben wird.

"Ich kann es immer noch nicht glauben. Das ist historisch für den deutschen Fußball, für den Weltfußball“, versuchte sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach mit einer ersten Einordung. "So etwas gab es nicht oft und wird es wohl auch in Zukunft nicht mehr oft geben", sagte Mats Hummels. Auch dem deutschen Abwehrspieler war bewusst, dass er mit dabei gewesen war, als Sportgeschichte geschrieben wurde.

Brasiliens höchste Niederlage

Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis dieser Triumph richtig eingeordnet werden kann. Zu überwältigend ist erst einmal die Wucht, mit der das Team von Bundestrainer Joachim Löw über den Gastgeber hinweg gerollt ist und das Finalticket gelöst hat.

Fakt ist jedenfalls: Das 1:7 war die höchste Niederlage in der 100-jährigen Geschichte der brasilianischen Selecao. Gut möglich, dass es eine Marke für die Ewigkeit ist. Ganz egal wie das Finale am Sonntag ausgehen mag, dieses Spiel wird noch Generationen von Fußball-Fans in irgendeiner Form beschäftigen. "Das Ergebnis ist schon extrem", sagte Manuel Neuer. Thomas Müller nannte es "sehr beeindruckend".

Kroos überragt alle

Das Glück perfekt machte an diesem Abend der Treffer von Miroslav Klose zum 2:0. Ausgerechnet gegen Brasilien erzielte er seinen 16. WM-Treffer und setzte sich damit endgültig von Brasiliens Ikone Ronaldo ab, mit dem er bis zu diesem Zeitpunkt gemeinsam den Titel des erfolgreichsten Torschützen der WM-Geschichte geteilt hatte. Spätestens in diesem Augenblick ahnten die bis dahin so frenetisch anfeuernden brasilianischen Fans, dass dies kein guter Abend werden würde.

Es war der Auftakt von sechs Minuten, die die Fußballwelt auf den Kopf stellten. Erst Klose, dann zwei Mal Toni Kroos, der in einer überragend aufspielenden Mannschaft herausragte, und Sami Khedira erhöhten zwischen der 23. und 29. Minute auf 5:0. Nach nicht einmal einer halben Stunde war die Messe in Belo Horizonte gelesen und sorgte für fassungslose Gesichter, wohin man auch blickte. "Auf der Ehrentribüne haben mich die Leute nur angeguckt“, berichtete Niersbach. "Das hat die Zuschauer schon sprachlos gemacht", sagte Müller.

Fans verlassen das Stadion

Zu diesem Zeitpunkt verließen bereits einige Zuschauer das Stadion, andere liefen an die Verkaufsstände, um sich mit anderen Dingen abzulenken. Die kleine deutsche Fan-Kolonie dagegen kam so richtig in Fahrt und riss die Stimmung im nahezu komplett in gelb getauchten Stadion an sich.

Die deutsche Mannschaft konnte sich den Luxus erlauben, bereits ab der zweiten Hälfte einen Gang herunterzuschalten. Manuel Neuer konnte noch mehrfach unter Beweis stellen, dass er derzeit der beste Torhüter der Welt ist. Einwechselspieler André Schürrle sammelte mit einem Doppelpack weiteres Selbstvertrauen, Hummels konnte sein lädiertes Knie schonen und ließ Per Mertesacker den Vortritt. Und Julian Draxler feierte in der 76. Minute sein WM-Debüt.

Nach dem Rückstand verließ Brasilien der Mut

Es soll den Sieg in keiner Weise schmälern, aber bei all den Jubelarien darf man eines nicht vergessen: Die Konstellation war für Deutschland wie geschaffen. In der Außenseiterrolle fühlt sich dieses Team stets am wohlsten. Wie es umgekehrt ist, hat man gegen Algerien gesehen. Gegen Brasilien war die Löw-Elf Mannschaft bis in die Haarspitzen motiviert und voller Selbstvertrauen. Den Gastgebern fehlten dagegen mit Neymar und Thiago da Silva Herz und Seele des Teams.

Das Team von Luiz Felipe Scolari versuchte sich im Vorfeld Mut einzureden, eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung zu erzeugen. Vielleicht wären die Brasilianer damit durchgekommen, wenn sie in Führung gegangen wären. Doch der schnelle Rückstand war Gift. "Nach dem ersten Tor sind wir zusammengebrochen, das hatte keiner erwartet", sagte Keeper Julio César.

Nah am Wunder von Bern

Man spürte es bis unters Tribünendach, wie nach und nach der Glaube aus den Körpern von David Luiz und Co. entwich. Am Ende erlebte Brasilien sein Waterloo in Belo Horizonte. "Die Spielweise von Brasilien ist uns entgegen gekommen. Sie waren sehr offen und anfällig für Konter", sagte Kroos nach der Partie. "Sie waren nicht voll da. Man hat gemerkt, dass die Angst mitgespielt hat."

Offensichtlich scheint der Nationalmannschaft der amerikanische Teil der Weltkugel zu liegen. Bei der WM 1970 in Mexiko lieferte man gegen England und Italien gleich zwei sogenannte Jahrhundertspiele ab. Nun folgte das nächste. Es war vielleicht das beste Spiel einer deutschen Nationalmannschaft aller Zeiten. Einzig vielleicht die drei WM-Endspielsiege müsste man höher einstufen. Oder auch nicht? Der Abend in Belo Horizonte kommt dem Wunder von Bern jedenfalls ziemlich nahe.

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