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Super-Bowl-Sieger Vollmer: "Andere Teams glauben daran, die Patriots wissen es"


Super-Bowl-Sieger Sebastian Vollmer im Interview
"Die anderen Teams glauben daran, die Patriots wissen es"

Ein Interview von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 04.02.2018Lesedauer: 6 Min.
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Mehr als nur Teamkollegen: Tom Brady (l.) konnte sich stets auf Sebastian Vollmer (r.) verlassen.Vergrößern des Bildes
Mehr als nur Teamkollegen: Tom Brady (l.) konnte sich stets auf Sebastian Vollmer (r.) verlassen. (Quelle: Jim Rogash/getty-images-bilder)

Die New England Patriots dominieren seit Jahren die NFL. Das Team um Tom Brady sammelt Titel für Titel. Sebastian Vollmer war einer von ihnen und erklärt den Erfolg des FC Bayern der NFL.

Sieben Jahre lang beschützte Sebastian Vollmer als Offensive Tackle seinen Quarterback Tom Brady. Zusammen spielten sie in drei Super Bowls, holten zwei Ringe. Im Interview mit t-online.de erklärt Vollmer, warum die Patriots so stark sind und im vierten Viertel so viele Spiele drehen.

t-online.de: Herr Vollmer, Hand aufs Herz. Waren Sie wirklich überrascht, dass die Patriots das AFC Championship Game noch gedreht haben?

Überrascht war ich nicht, aber ich bin davon ausgegangen, dass es ein knappes Spiel wird. Ein Team, das eine so gute Defensive Line hat und so einen Druck auf Tom Brady ausüben kann, wie die Jacksonville Jaguars, ist nicht leicht zu schlagen. Aber Tom und die Patriots zeigen es ja oft genug, dass sie im vierten Viertel so ein Spiel drehen können. Man erwartet das fast schon.

Warum ist Brady im vierten Viertel so stark? Braucht er diesen Druck?

Tom spielt in den Vierteln davor ja nicht schlecht. Er hat vielleicht mal eine schwache Minute, aber fast nie ein schlechtes Spiel. Der Druck hilft ihm schon, um diese Leistungen abzurufen. Das ist aber auch nicht nur Toms Verdienst, sondern auch die vom Coaching Staff. Mit kleinen Änderungen, sogenannten „Adjustments“, versuchen die Patriots, die Stärken des Gegners auszuschalten. Die Jaguars zum Beispiel hatten einen Gameplan, den sie das ganze Spiel durchziehen wollten. Doch Bill Belichick (Trainer der New England Patriots, Anm. d. Red.) und sein Team drehen so lange an der Taktik, bis es funktioniert. Und das zeigt sich dann meist im vierten Viertel.

Wer trifft denn in den entscheidenden Minuten die Entscheidungen? Belichick, Brady oder McDaniels, der Offensive Coordinator?

Das meiste wird bereits in der Halbzeit festgelegt. Da wird der Gameplan in den meisten Fällen etwas verändert. Einige Coaches analysieren das Spiel aus den Logen und tragen ihre Erkenntnisse in der Pause weiter. Dazu gibt es Statistiken, was das gegnerische Team in den letzten sechs Monaten meist in welchem Viertel gemacht hat und dementsprechend wird das Team eingestellt. Auch eigene Fehler werden korrigiert und somit Schwächen ausgebügelt.

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Ist man mit Tom Brady als Quarterback noch siegessicherer als der Gegner?

Nicht nur New England, sondern auch jedes andere Team glaubt natürlich fest an den Sieg. Der Vorteil der Patriots ist, dass Tom Brady es jedes Jahr mehrere Male zeigt, dass er so ein Spiel gewinnen kann. Um es einfacher zu sagen: Die anderen Teams glauben daran und die Patriots wissen es. Man muss nur als Mitspieler aufpassen, dass man sich nicht zu sehr auf Tom Brady verlässt.

Zwischen der Conference Championship und dem Super Bowl liegen zwei Wochen. Wie ist das als Spieler auszuhalten?

Zu Beginn ist es erst mal stressig. Man will seine Familie dabeihaben und muss in kurzer Zeit alles organisieren. Tickets holen, Flüge und Hotels buchen. Dafür hat man maximal zwei Tage Zeit. Plötzlich rufen Freunde an, mit denen man 20 Jahre nichts zu tun hatte und fragen, ob man Karten für den Super Bowl organisieren kann.

Außerdem startet natürlich die Vorbereitung auf das große Spiel. Die läuft eigentlich so ab wie immer. Das heißt, man reist schon früh an, trainiert zusammen und analysiert den Gegner. Man hat eben nur zwei Wochen Zeit, nicht nur eine. Da guckt man die gleichen Filme fünfmal, anstelle von dreimal. Als Mannschaft will man das ganze Drumherum so gut wie möglich ausblenden, aber die ganze Welt spricht darüber, da ist das nicht ganz so leicht.

Wie haben Sie versucht, bei all der medialen und öffentlichen Aufmerksamkeit abzuschalten?

Bei meinem ersten Super Bowl war das schwer, aber danach wurde es leichter. Die Erfahrung macht viel aus. Ich habe die Ticketfrage so schnell wie möglich erledigt für die Leute, die ich dabei haben wollte. Du kannst ja nicht so viele Karten holen, wie du willst. Da muss man lernen, Nein zu sagen. Ich habe daher meist ab dem Mittwoch mein Telefon ausgemacht und nur noch mit meinen engsten Freunden und Familienmitgliedern gesprochen.

Und wie wurden Sie als Mannschaft von der Außenwelt abgeschirmt?

Man ist von morgens bis abends eingespannt, ist die ganze Zeit am Trainieren oder im Hotel mit der Mannschaft. Die ganze Zeit gibt es Polizeischutz. Zum Training werden die Teams von einem SWAT-Team und dem Bomb Squad begleitet, über dir fliegt ein Polizei-Hubschrauber. Das ist ungewohnt, aber für die Mannschaft ist es gut, da es so nur wenig Ablenkung gibt.

Die Patriots gelten als ein Team, das für seine Psychospielchen bekannt ist. In der Woche vor dem Championship Game gegen Jacksonville war der Status der Wurfhand von Tom Brady lange unklar. Nach dem Spiel sagte er selbst, es sei nur halb so wild gewesen. Die Verletzung entpuppte sich als Cut. Ist das tatsächlich geplant, um den Gegner zu beeinflussen?

Naja, ganz so wenig war das nicht. Es waren immerhin zwölf Stiche, mit denen sein Schnitt genäht werden musst. Ansonsten ist das von den Medien und den Fans viel aufgebauscht. Die Teams beeinflusst das aber nicht. Sowohl die Patriots als auch die Jaguars wussten, dass er spielen wird. Als Spieler geht man bis zur letzten Sekunde davon aus, dass er dabei ist. Für alle Eventualitäten sind die Trainer vorbereitet. Es ist aber auch nichts Neues, dass Bill Belichick nicht über Verletzungen spricht. Das kommt vielleicht durch seinen Militär-Background, er gibt dem Gegner keine Informationen über sein Team preis.

Quarterbacks haben eine besondere Beziehung zu ihrer Offensive Line, machen ihnen Geschenke aus Dankbarkeit. Sie haben jahrelang Tom Brady als Offensive Lineman beschützt. Was haben Sie bekommen?

Es ist fast zur Tradition geworden, dass Quarterbacks ihren Offensive Linemen schöne Weihnachtsgeschenke machen. Tom war da auch nicht anders. Da gab es zum Beispiel mal eine teure Uhr.

Wie ist er als Teamkollege?

Für die Fans ist er der Superstar, der unerreichbare Typ. Aber ich kenne ihn seit zehn Jahren, man sitzt in der Kabine neben ihm und blödelt herum. Er ist ein Arbeitskollege und Freund von vielen im Team. Wenn es um etwas geht, ist er natürlich hochfokussiert. Da ist er ein Vollprofi wie jeder andere auch. Keiner will im entscheidenden Spiel den Fehler machen, der die Niederlage bringt.

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Sie kennen die Stärken der Patriots, aber auch ihre Schwächen. Was müssen die Eagles tun, um den Super Bowl zu gewinnen?

Meiner Meinung nach ist die Formel immer gleich. Du musst mit vier Spielern in der Defensive Line Druck auf Tom ausüben. Sobald das gegnerische Team mit Blitz-Spielzügen anfängt und damit aus dem Backfield einen Verteidiger abzieht, blüht er richtig auf, weil dann Spieler wie Gronkowski nur von einem Gegner gedeckt werden. Du musst versuchen, Tom aus dem Rhythmus zu bringen, ihn aus der Pocket zu locken. Er ist nicht der beste Läufer und wenn die Receiver gut gedeckt sind und er einige Fehlwürfe hat, kann man ihn schwächen.

Wenn Tom Brady in einem großen Spiel verloren hat, war es meist gegen einen der Manning-Brüder. Welche Chancen hat ein Underdog wie Nick Foles gegen ihn?

Sie stehen sich ja an sich nicht gegenüber, sondern spielen immer gegen die gegnerische Defense. Dann hängt auch viel von den Teamkollegen ab. Du kannst als Quarterback ein super Spiel machen, aber wenn die Receiver deine Pässe fallen lassen, wird es sehr schwer. Es ist eben ein Teamsport. Tom Brady ist zwar der bessere Quarterback, aber wenn die Patriots auf allen anderen Positionen unterlegen sind, verlieren sie natürlich.

Nach dem Kreuzbandriss von Carson Wentz hat fast keiner mehr mit den Eagles gerechnet, plötzlich stehen sie im Super Bowl. Was macht das Team so stark?

Zu allererst muss man sagen, dass Nick Foles ein paar wirklich gute Spiele gemacht hat, insbesondere gegen die Vikings. Aber klar, wenn dein Quarterback ausfällt, ist das ein harter Schlag. Als Teamkollege gibst du vielleicht noch ein paar Prozent extra, um dir diesen Vorteil gegenüber anderen Mannschaften zurückzuholen. Ich als Offensive Linemen hätte zum Beispiel noch mehr versucht, dass mein Quarterback nicht berührt wird. Außerdem schweißt dich sowas als Team auch noch mal zusammen, wenn keiner mehr an dich glaubt. Dann willst du es der ganzen Welt zeigen und erst recht den Sieg holen.

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