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Olympia 2024 in Paris: So triumphierte Malaika Mihambo in Tokio


Mihambo und ihr olympischer Gold-Erfolg
An Dramatik kaum zu überbieten


Aktualisiert am 11.04.2024Lesedauer: 6 Min.
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Malaika Mihambo dankbar: In Tokio gewann sie Gold bei den Olympischen Spielen.Vergrößern des Bildes
Malaika Mihambo zeigt sich dankbar: In Tokio gewann sie bei den Olympischen Spielen Gold. (Quelle: Moritz Mueller via www.imago-images.de/imago-images-bilder)

Malaika Mihambo gewann 2021 olympisches Gold im Weitsprung. Der Wettkampf war an Spannung kaum zu überbieten – auch ihr Trainer erinnert sich daran.

3. August 2021: Malaika Mihambo sitzt bei den Olympischen Spielen in Tokio konzentriert auf dem Boden. Die deutsche Weitspringerin ist als Weltmeisterin nach Japan gereist und will sich den Traum vom Olympia-Gold erfüllen. Fünf Sprünge hat sie bereits absolviert, im zweiten schafft sie 6,95 Meter. Doch die Nigerianerin Ese Brume fing mit 6,97 Meter an. Auch die US-Amerikanerin Brittney Reese zog am deutschen Weitsprung-Ass vorbei.

Mihambo gelangen drei gültige Versuche, dann kamen zwei ungültige. Vor ihrem letzten und alles entscheidenden Versuch sammelt sich Mihambo und setzt dann an. Sie springt weit – sehr weit. Die Journalisten und Medienschaffenden im Olympiastadion in Tokio blicken gespannt auf die Anzeigetafel. Während Mihambo auf das Ergebnis warten muss, hockt sie mit den Händen vor dem Mund auf der Tartanbahn neben der Sprunggrube.

Als auf der Anzeige dann die 7,00 Meter erscheinen, schlägt Malaika Mihambo die Hände über dem Kopf zusammen. Die Erleichterung in ihrem Gesicht ist zu sehen. Doch: Sie muss warten. Noch sind ihre Konkurrentinnen nicht alle durch. Das Zittern beginnt. Und dann: Der Jubel. Malaika Mihambo hat es geschafft. Sie ist Olympiasiegerin, rennt zu ihrem Trainer, schreit ihre Freude hinaus und nimmt die deutsche Flagge entgegen.

Weitsprung-Bundestrainer: "Ein typischer Gänsehaut-Moment"

Ihr Trainer Ulli Knapp erinnert sich bei t-online noch gut an diesen Tag: "Es war ein typischer Gänsehaut-Moment. Wir hatten beide ein relativ schwieriges Jahr durchmachen müssen. Wir befanden uns in der Corona-Pandemie und hatten Probleme mit dem Training und den vielen Reisen für Wettkämpfe. Anreisen waren schwierig und wir wurden bei den Wettkämpfen bis zu zweimal täglich getestet. Es war unheimlich aufwendig. In Tokio ist dann emotional eine Schleuse aufgebrochen, weil es ein so tolles Ende mit der Goldmedaille wurde."

Die Olympischen Spiele in Tokio fanden aufgrund der Pandemie ohne Zuschauer statt. Zudem gab es besondere Sicherheits- und Abstandsregeln. Es waren andere Spiele. Und dennoch auch für Knapp einzigartige. Denn: Obwohl er bereits mehrmals bei Olympia mit Athleten an den Start gegangen war, konnte er bis zu dem Sieg von Mihambo nie Gold gewinnen.

"Der Olympiasieg von Malaika war für mich mit das emotionalste, wichtigste Ergebnis in meiner Trainerlaufbahn. Ich hatte schon bei Europameisterschaften und Weltmeisterschaften Medaillen gewonnen, aber eine Goldmedaille fehlte mir noch. Von daher war es etwas ganz Besonderes. Das ist das Unsterblich-Werden einer Athletin, wenn das geschafft wird. Es gilt als das Größte im Sport", so der Weitsprung-Bundestrainer.

"Die wichtigsten 7 Meter in meinem Leben"

An diesem Tag im August 2021 sagte Mihambo anschließend überglücklich in der Mixed-Zone des schwülen Olympiastadions: "Es war der härteste Wettkampf. Und es waren mit die wichtigsten 7 Meter in meinem Leben, die ich gesprungen bin. An Spannung war der Wettkampf kaum zu übertreffen."

Denn: Wieder war es der letzte Sprung, der Mihambo zur Weitsprung-Königin krönte. Ähnlich wie bei den Weltmeisterschaften in Doha. Damals startete die Athletin mit 6,52 Meter und einem zweiten ungültigen Versuch. Sie brauchte einen gültigen und weiten dritten Sprung, den sie dann mit 7,30 Metern ablieferte. Auch in Tokio war Mihambo unter Druck und wusste, dass alles von diesem einen Sprung abhängen würde. Doch sie behielt erneut die Nerven.

Selbstzweifel durch Anlaufprobleme

Allerdings gab die heutige Doppelweltmeisterin, die 2022 ihren Titel verteidigen konnte, in Tokio zu, dass ihr der Favoritendruck schwer zu schaffen machte. "Für mich war das am Anfang des Jahres wirklich eine Belastung und es gab viele Tiefen", sagte sie damals nach ihrem Erfolg.

Mihambo erklärte: "Es war hart für mich, den Weg zu gehen und zu sehen, man versucht sein Bestes, aber man schafft es nicht, da anzuknüpfen, wo man 2019 aufgehört hat. Da kamen viele Selbstzweifel hoch." Mihambo hatte mit Anlaufproblemen zu kämpfen und verschenkte auch bei ihrem Olympia-Triumph 19,5 Zentimeter. Dennoch konnte sie als erste Weitspringerin nach Heike Drechsler im Jahr 2000 21 Jahre später wieder einen Olympiasieg nach Deutschland holen.

Mit ihrem Trainer spricht sie offen über Themen, die sie belasten. Knapp erklärt: "Wir reden viel über den Druck. Für mich ist es auch wichtig, mitbekommen zu haben, wie Malaika damit umgeht. Die Athletin steht vor tausenden Zuschauern und den TV-Zuschauern. Mir hat es gut gefallen, dass Malaika weiß, dass sie alles erreicht hat, was man erreichen kann. Sie ist Europameisterin, Doppelweltmeisterin und Olympiasiegerin. Sie muss niemandem mehr etwas beweisen."

Knapp: "Alles, was jetzt kommt, nimmt sie an und genießt es"

In Paris könnte Mihambo ihren Titel im Sommer verteidigen. Dann würde sie mit Drechsler gleichziehen, die in ihrer Karriere zweimal Gold bei Olympia (1992 und 2000) gewinnen konnte. Knapp meint dazu: "Alles, was jetzt kommt, nimmt sie an und genießt es. Sie versucht natürlich, so gut wie möglich abzuschneiden, aber sie hat nicht mehr diesen Druck. Sie misst sich an ihren eigenen Ansprüchen."

Einfach wird dies jedoch für die gebürtige Heidelbergerin nicht. Mihambo verpasste die Leichtathletik-WM 2023 aufgrund eines Muskelfaserrisses. Beim Istaf in Düsseldorf Anfang Februar blieb sie ohne gültigen Versuch. Für Ulli Knapp ein nicht so negativer Moment, wie es auf den ersten Blick geschienen haben mag.

"Man sieht mit Düsseldorf auch, dass nicht alles optimal lief. Das ist ihr in 22 Jahren nicht passiert, aber es ist jetzt mal passiert. Der letzte Sprung war einer der besten ihrer Karriere. Er war weit, aber leicht übertreten. Der Wettkampf war aber nicht so negativ für sie. Entscheidend wird es sein, dass wir den Anlauf stabilisieren." Anlaufprobleme ziehen sich durch die Karriere von Mihambo wie "ein roter Faden", erklärt Knapp und ergänzt: "Es hat zwar immer irgendwie funktioniert, aber es kann sein, dass man nicht immer eine Sechs würfelt, wenn man sie braucht. Das ist jetzt passiert."

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Drechsler über Mihambo: "Wünsche es ihr von Herzen"

Edelmetall peilt Mihambo bei den Olympischen Spielen laut ihrem Trainer Ulli Knapp auf jeden Fall an: "Wenn Malaika in Topform an den Start geht, dann ist ihr Anspruch, eine Medaille zu machen." Und mit Druck kann die deutsche Doppelweltmeisterin umgehen, wie sie gezeigt hat. Für ihren Trainer sind es genau solche Wettkampfmomente wie in Tokio oder auch in diesem Jahr in Paris, die Mihambo als Athletin formen.

"Es gibt einen besonderen Schlag von Athleten, die das gewisse Etwas haben und, wenn es zählt, noch fünf Prozent drauflegen können und die Situation suchen, sich im Wettkampf mit den Besten der Welt zu messen. Bei Malaika ist es so, dass sie genau das sucht und extrem konzentriert ist. Sie hat das, was man braucht, um ein ganz großer Sportler zu werden."

Mihambo selbst gibt sich wie gewohnt bodenständig. Sie sagt t-online in Bezug auf den olympischen Sommer: "Ich bin sehr zuversichtlich. Ich bin froh, dass ich nach der Verletzung im letzten Jahr so gut und so schnell zurückkommen konnte, und ich denke, dass das die besten Voraussetzungen sind. Jetzt geht es darum, noch an der Geschwindigkeit zu arbeiten. Ich hoffe, dass es dann im Sommer richtig klappt."

Daran glaubt Heike Drechsler, die zweifache deutsche Weitsprung-Olympiasiegerin. Sie ist optimistisch, dass Mihambo in Paris der nächste Coup gelingen wird, wie sie t-online erzählt: "Ich wünsche es ihr von ganzem Herzen und ich hoffe, sie vertraut ihren Erfahrungen und trifft den richtigen Absprung in Paris bei den Spielen. Sie hat ihre eigene olympische Geschichte schon geschrieben und ich hoffe, es gelingt ihr auch in Paris."

Mihambo selbst freut sich auf die Mission: "Den Titel zu verteidigen, ist immer schön. Ich versuche einfach in jedem Wettkampf, mein Bestes zu geben, und schau im zweiten Schritt, wofür es reicht. Wenn es reicht, um zu gewinnen, dann freue ich mich. Wenn ich mein Allerbestes gegeben habe und damit Zweite, Dritte oder Vierte werde, bin ich genauso zufrieden."

Verwendete Quellen
  • Eigenes Telefongespräch mit Weitsprung-Bundestrainer Ulli Knapp
  • Eigenes Gespräch mit Malaika Mihambo bei der Istaf Indoor
  • Eigenes Gespräch mit Heike Drechsler
  • Eigene Beobachtung im Olympiastadion in Tokio 2021
  • Eigene Stimmen aus der Mixed-Zone 2021
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