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Tony Martin: Ein Rekord für die Ewigkeit würde mich reizen


Radsport-Geschichte bei der WM?
Tony Martin: "Ein Rekord für die Ewigkeit würde mich reizen"

Von t-online
19.09.2014Lesedauer: 4 Min.
Tony Martin peilt bei der Weltmeisterschaft den vierten Titel in Folge im Einzelzeitfahren an.Vergrößern des BildesTony Martin peilt bei der Weltmeisterschaft den vierten Titel in Folge im Einzelzeitfahren an. (Quelle: Belga/imago-images-bilder)
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Ein Interview von Björn Lücker

Jetzt gilt es für Tony Martin: Bei der Straßen-Weltmeisterschaft, die am Sonntag im spanischen Ponferrada losgeht, kann der 29-Jährige zum vierten Mal in Folge den Titel im Einzelzeitfahren holen und damit Radsport-Geschichte schreiben.

Im Interview mit t-online.de spricht Martin über seine Chancen, was ihn am Kampf gegen die Uhr so fasziniert, den Aufschwung im deutschen Radsport und seinen Wunsch, noch einmal für ein deutsches Topteam in die Pedale zu treten.

Herr Martin, das WM-Zeitfahren ist nicht irgendein Zeitfahren. Sie können Radsport-Geschichte schreiben. Sind sie besonders aufgeregt?

Noch bin ich ganz relaxed und fokussiert wie bei jedem anderen Rennen auch. Aber klar: Ich habe die große Chance, zum vierten Mal in Folge Weltmeister im Zeitfahren zu werden. Das hat noch niemand geschafft. Dessen bin ich mir absolut bewusst. Aber ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen. Die Aufregung kommt noch früh genug, wenn ich die Strecke zum ersten Mal abfahre und den ganzen WM-Zirkus hautnah miterlebe.

Zuletzt haben Sie das Zeitfahren bei der Spanien-Rundfahrt überlegen gewonnen. Fühlen Sie sich auf den Punkt topfit?

Absolut. Ich bin gut aus der Vuelta rausgekommen und war auch zuletzt mit meinem Training sehr zufrieden. Ich werde mit einer großen Portion Selbstvertrauen und Motivation am Start stehen.

Zumal Ihr schärfster Konkurrent Fabian Cancellara nicht dabei ist und auch das relativ flache Streckenprofil nach ihrem Geschmack sein dürfte. Wer soll Sie überhaupt schlagen?

Vorsicht! Bei der Weltmeisterschaft spielt auch die Tagesform eine große Rolle. Es wäre überheblich zu behaupten, konkurrenzlos am Start zu stehen. Bradley Wiggins schätze ich stark ein, Christopher Froome könnte die anspruchsvollere zweite Hälfte des Rennens entgegenkommen. Da gibt es schon einige Konkurrenten.

Sie sind mit 29 Jahren im besten Radsportalter, könnten in den nächsten Jahren noch ein paar Mal das WM-Zeitfahren gewinnen und damit vielleicht sogar einen Rekord für die Ewigkeit aufstellen.

Klar. Ein Rekord für die Ewigkeit würde mich reizen. Eine lange Siegesserie ist ja auch realistisch. Jede Goldmedaille, die ich nicht hole, ist eine verlorene Goldmedaille. Mein Ziel ist es, auch die nächsten WM-Zeitfahren zu gewinnen.

Die Konkurrenz kann sich also warm anziehen. Sie blühen regelrecht auf bei der "Quälerei", so wie viele Radprofis das Zeitfahren nennen.

Was heißt hier Quälerei. Mir gefällt an der Disziplin, dass es keine Ausreden gibt. Der Fahrer hat nur sein Rad und die Uhr. Man kann eben hinterher nicht sagen: Wäre ich mal länger im Windschatten geblieben oder hätte ich mal früher attackiert. Beim Zeitfahren zählt nur eine Topform, eine Topmotivation und die Bereitschaft, ständig über die Schmerzgrenze hinauszugehen. Das entspricht auch meinem Charakter. Ich bin sehr ehrgeizig, will immer alles geben.

Beste Voraussetzungen, auch den Stundenweltrekord anzugehen. Den hat ja Jens Voigt gerade erst neu aufgestellt. Wann ist es denn soweit?

Ich habe schon mehrmals gesagt, dass ich den Rekord knacken will. Ein Stunde schnell fahren, das kann ich ja wirklich. Im Laufe der nächste zwei Jahre werde ich es versuchen.

Ein anders Ziel ist, vielleicht doch noch einmal bei der Tour de France als Klassementfahrer groß aufzutrumpfen. Haben sie die Pläne, sich zum Rundfahrer zu entwickeln, gänzlich aufgegeben oder lassen Sie sich noch ein Hintertürchen offen?

Nein, ein Hintertürchen gibt es nicht.

Trotz der starken Resultate bei der diesjährigen Tour? Immerhin haben Sie neben dem Zeitfahrsieg auch das Bergtrikot getragen und eine Etappe als Ausreißer gewonnen. Da fragt man sich schon: Was wäre drin, wenn Sie auf eigene Rechnung hätten fahren können?

Ich habe in der Vergangenheit schon zweimal versucht, mich zu einem Klassementfahrer zu entwickeln, wurde dabei aber - und sicher auch das Team - nur enttäuscht. Mir ist jetzt klar: Ich habe meine Bestimmung in der Rolle des Zeitfahrers, des Ausreißers und Edelhelfers gefunden. Ich bin da, wo ich sein will. Durch die guten Ergebnisse, die ich in diesem Jahr erzielt habe, fühle ich mich auch bestätigt.

Überhaupt sind die deutschen Radprofis schon das zweite Jahr in Folge überaus erfolgreich. Es scheint, als wenn das Sportliche wieder überwiegt und der generelle Dopingverdacht in den Hintergrund gerückt ist - so wie Sie es immer wollten. Sie betonen gemeinsam mit Sprinter Marcel Kittel oder auch John Degenkolb immer wieder, dass Sie für andere Ideale und Wertevorstellungen - kurzum, eine neue Generation - stehen.

Unsere konsequente Antidoping-Politik und die guten Resultate tragen jetzt endlich Früchte. Mit Bora ist ein deutscher Hauptsponsor bei einem zweitklassigen Team eingestiegen und vielleicht berichten ARD und ZDF schon im nächsten Jahr wieder von der Tour de France. Das öffentliche Interesse am Radsport ist wieder riesengroß, das erlebe ich tagtäglich.

Und deshalb muss der Kampf gegen Vorurteile und für Glaubwürdigkeit auch weitergehen.

Sich jetzt auf dem Erreichten auszuruhen und den Antidopingkampf einschlafen zu lassen, wäre fatal. Doping wird immer ein großes Thema sein. Wir müssen dranbleiben und die Problematik weiter bekämpfen. So haben wir auch die Chance, die Glaubwürdigkeit des Sports dauerhaft wieder herzustellen.

Geht der Aufschwung des Radsports weiter, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, wann ein deutsches Team wieder in der Elite-Liga mitfährt. Wären Sie dann gerne dabei?

Auf jeden Fall, auch wenn ich mich derzeit bei meinem aktuellen Team Omega Pharma-Quick Step sehr wohlfühle. Vielleicht zum Ausklang meiner Karriere. Das wäre eine Herzensangelegenheit.

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