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Sexikone Ingrid Steeger im exklusiven Interview


Ingrid Steeger und das Männerdrama
"Ich will das ganze Gegrapsche nicht mehr"

t-online, Hedda Möller

Aktualisiert am 01.04.2017Lesedauer: 6 Min.
Ingrid Steeger war zwei Mal verheiratet.Vergrößern des BildesIngrid Steeger war zwei Mal verheiratet. (Quelle: imago / Horst Galuschka)
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Kurz vor ihrem 70. Geburtstag gibt Ingrid Steeger t-online.de ein exklusives Interview. Es geht um die großen Themen des Lebens: Liebe, Alter, Tod und die Fähigkeit, sich vom Schicksal nicht klein kriegen zu lassen

Wir treffen Ingrid Steeger bei ihrem Lieblingsitaliener im Münchener Stadtteil Schwabing. Sie kommt in Begleitung ihrer Freundin und Agentin Danielle Waldleitner und Terrier-Hündin Miss Eliza Doolittle.

Die Frauen gönnen sich erst einmal ein Glas Weißwein. Eine anstrengende Zeit liegt hinter ihnen. Fast alle großen Printmedien, Fernsehsender aber auch Schülerzeitungen, hatten in den vergangenen Wochen beim "Klimbim"-Star angeklopft.

Runde Geburtstage der Steeger sind immer willkommene Anlässe für eine ausführliche Rückschau auf ein schillerndes Leben, das sich in allen Höhen und Tiefen seit fast fünf Jahrzehnten in aller Öffentlichkeit abgespielt hat.

Unvergessen vor allem: Ihre Auftritte als Horror Gaby in der Erfolgsserie "Klimbim" (1973-1979). Ingrid Steeger wurde dadurch zum größten deutschen TV-Star der 70er Jahre, einer Marke. in Komödien wie "Zwei himmlische Töchter" oder an der Seite von Mario Adorf in der Erfolgsserie "Der Große Bellheim" bewies sie ihr großes schauspielerisches Talent.

Auch ihr Privatleben sorgte für immer neue Schlagzeilen. Sie war liiert mit "Klimbim"-Erfinder und Regisseur Michael Pfleghaar, dem Erfolgsproduzenten Dr. Dieter Wedel und lebte viele Jahre in Frankreich mit dem französischen Schauspieler Jean Paul Zehnacker zusammen. Als "größten Fehler ihres Lebens" bezeichnet sie ihre Kurz-Ehe mit dem narzisstischen Indianer und selbst ernannten "Umweltschützer" Tom LaBlanc.

Wie viele andere Schauspielkollegen hatte auch Ingrid Steeger sich in ihren goldenen Jahren nicht um die Altersvorsorge gekümmert – und erlebte den Abstieg in Hartz IV. Dank neuer Theater- und Buchprojekte kommt sie heute finanziell einigermaßen über die Runden.

t-online: Frau Steeger, waren Sie überrascht von den vielen Interview-Anfragen zu Ihrem Geburtstag?

Ingrid Steeger: Bevor ich die Frage beantworte, müssen Sie Miss Eliza anständig begrüßen. Sie braucht ein paar Streicheleinheiten...

(Wir streicheln den Hund, der uns fröhlich die Hände leckt. Sie mag uns offenbar...)

Steeger: Ja, das ist ihr Glück (lacht). Also, zurück zur Frage: Mich hat die Aufmerksamkeit nicht überrascht. Ich werde ja ständig von Journalisten angerufen und gefragt, was es Neues gibt in meinem Leben. Das ist dann auch immer für eine Schlagzeile gut. Zum Beispiel, dass ich ein Transen-Café in Frankfurt aufmachen will, hat ja groß die Runde gemacht.

Und, wollen Sie?

Steeger: Im Prinzip schon. Das ist aber doch schwieriger als gedacht, weil mit vielen behördlichen Auflagen verbunden. Mal sehen. Ich werde auch hier in München ständig auf der Straße angesprochen. Die vielen Interviewanfragen in den Wochen vor meinem Geburtstag haben mich also nicht wirklich überrascht. Ich weiß, dass ich "Kult" bin. Aber das nützt mir leider auch nichts, weil er meine Miete nicht bezahlt (lacht).

Sie spielen an auf ihre finanzielle Krise, zu der sie sich ja auch öffentlich über die Medien und in Talkshows geäußert hatten. Wie geht es Ihnen heute?

Steeger: Ich habe in den vergangenen Jahren viel Theater gespielt und sichte gerade vier neue Stücke. Es geht also immer irgendwie weiter. Aber große Sprünge, wie früher, kann ich natürlich nicht mehr machen.

Sie waren ja eine der ersten Werbeikonen des deutschen Fernsehens, vor allem mit ihren Rolo-Spots, an die ich mich noch erinnern kann. Wäre Werbung nicht eine Einnahmequelle für die Zukunft?

Danielle Waldleitner: Ja, Ingrid, das wäre doch etwas! Ingrid hat viel Selbstironie, da könnte man doch einen Spot drehen zum Thema Altersvorsorge.

Steeger (lächelt): Du bist sehr witzig, danke. Aber das würde ich tatsächlich machen, klar. Ich habe nach wie vor einen großen Bekanntheitsgrad, da bin ich auch sehr selbstbewusst. Angebote in diese Richtung sind also herzlich willkommen...

Sie sagen, dass Sie "Kult" sind. Sprechen auch jüngere Menschen Sie auf der Straße an?

Steeger: Ja. Dank YouTube ist "Klimbim" auch vielen Jugendlichen ein Begriff. Kürzlich ist auch eine DVD mit allen "Klimbim"-Folgen auf den Markt gekommen. Die finden die Serie cool und progressiv, was sie ja vor allem damals auch war. Wenn ich die alten Sketche heute ansehe finde ich, dass wir unglaublich viel geleistet haben.

Waldleitner: Vor allem Du warst toll, Ingrid. Meine Kinder waren total begeistert, als ich denen gezeigt habe, was Du damals gemacht hast. Die finden Dich total cool.

Steeger. Und jetzt bin ich 70 und gehe auf den Tod zu. Ich bin die letzte aus dem "Klimbim"-Team, die anderen aus der Familie (Horst Jüssen, Elisabeth Volkmann, Peer Augustinski, d. Red.) sind schon tot.

Sie hadern offenbar mit dem Alter?

Steeger: Wer sagt, dass es toll ist, alt zu werden, macht sich etwas vor. Ich bin fit, gehe viel spazieren mit meinem Hund und kann mir meine Texte noch merken. Aber das Bewusstsein, dass der größte Teil des Lebens hinter mir liegt, ist schon schmerzlich.

Was macht Ihnen denn besondere Freude?

Steeger: Der Austausch mit meinen vielen Freunden und meiner Schwester in Norddeutschland, mit denen ich täglich in Kontakt bin. Ich bin ein Kuschelmonster, ein Mensch, der seinen Liebsten immer nah sein möchte. Ich will wissen, dass es ihnen gut geht und ihnen helfen, wenn sie mich brauchen.

Waldleitner: Ja, das stimmt. Du bist meine beste Freundin und Ratgeberin. Mit Dir kann ich über alles reden und ich weiß, dass es bei Dir bleibt.

Steeger: Ja, wir nehmen irgendwann unsere gegenseitigen Geheimnisse mit ins Grab. Meinen Geburtstag feiern wir auch zusammen. Wir liegen dann im Bett, trinken Champagner und reden dann die ganze Nacht hindurch über das Leben.

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Ihr Leben war ja alles andere als einfach In Ihrer Autobiografie ("und find es wunderbar, mein Leben", d. Red.) schildern sie die täglichen Misshandlungen durch ihre Mutter, den Missbrauch durch ihren Großvater, die Vergewaltigungen und Demütigungen durch dominante Männer. Wie viel Kraft hat es Sie gekostet, das zu schreiben?

Steeger: Sehr viel Kraft. Aber es war wichtig. Meine Mutter war ein Albtraum, ich bin froh, als sie mit über 100 Jahren endlich gestorben ist. Sie hat mich viel Nerven gekostet. Ich habe nächtelang mit meiner Schwester telefoniert und mit ihr unsere schrecklichen Kindheitserinnerungen abgeglichen. Da kam alles wieder hoch. Ich habe dann auch alles selbst aufgeschrieben.

Es gab keinen Ghostwriter?

Steeger: Es gab am Anfang eine Nicht-Autorin, die anfangs mein diktiertes Material "in Form gebracht hat". Das war furchtbar zu lesen, ich hatte mich nicht wiedererkannt. Da habe ich es dann einfach selbst geschrieben. Immer nachts nach den Theateraufführungen habe ich mich hingesetzt.

Sie sagten, dass Sie immer dominante Männer angezogen haben, die Sie als ihren Besitz betrachteten. Zum Beispiel Michael Pfleghar, Ihren legendären Entdecker...

Steeger: Ja, ich bin froh, dass er tot ist. Nicht froh, das ist das falsche Wort, sondern beruhigt, dass er nicht mehr auf der Welt ist. Er hat sich ja 1991 eine Kugel in den Kopf geschossen. Ich war sein Eigentum, hatte keine eigene Identität mehr. Das war traumatisch. Meine erste Ehe bin ich nur eingegangen, weil ich mich von seinem Psychoterror befreien wollte. Das hat aber nur bedingt etwas genützt. Er war ein Monster.

Und der Indianer...

Steeger: (macht eine panische Abwehrbewegung): Kein Kommentar! Zu dem Thema äußere ich mich nie wieder in diesem Leben.

Wer war Ihre großen Liebe?

Steeger: Es gab zwei: Dr. Dieter Wedel und Jean Paul Zehnacker. Beide haben mir viel gegeben. Es gab also auch viele glückliche Jahre und Momente in meinem Leben.

Gibt es etwas, das Sie beruflich noch reizen würde?

Steeger: Ich könnte gut Regie führen, das habe ich bei den Theaterproben unter Beweis gestellt...

Gäbe es noch Platz für einen neuen Mann in Ihrem Leben?

Steeger: Soll ich kotzen? Nein, das ganze Gegrapsche ist nichts mehr für mich, das habe ich hinter mir.

Waldleitner: Man weiß nie, Ingrid...

Steeger: Das müsste dann eine Mischung sein zwischen Helmut Schmidt, Volker Brandt und Martin Rütter...

Alles dominante Männer...

Steeger: Ja, die waren immer mein Beuteschema. Daran ändert sich jetzt auch nichts mehr...

Was möchten Sie Ihren jungen Schauspielerkolleginnen noch als Rat mit auf den Weg geben?

Steeger: Berühmt zu sein, ist keine große Leistung. Die größte Herausforderung liegt darin, sich aufrecht zu halten – bis der Vorhang fällt.

Heute feiert die Sexikone von einst ihren 70. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute!

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