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Tatort: Nina Kunzendorf und Joachim Krol feiern furiosen Einstand


Tatort
Mit Sexappeal und derben Sprüchen: Frankfurter "Tatort"-Team feiert Einstand

Nibo

21.11.2011Lesedauer: 4 Min.
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Nina Kunzendorf als Kommissarin im neuen Frankfurter Tatort-TeamVergrößern des Bildes
Nina Kunzendorf als Kommissarin im neuen Frankfurter Tatort-Team (Quelle: HR/ Johannes Krieg)

Voller Spannung wurde er erwartet, dieser 800. "Tatort" mit dem neuen Ermittlerteam aus Frankfurt. Und tatsächlich hatte die gestrige Jubiläumsfolge "Eine bessere Welt" vieles zu bieten, was einen ordentlichen Krimiabend ausmacht: Nina Kunzendorf als gutaussehende, toughe Polizistin Conny Mey, Joachim Król als grummelnden Kommissar Steier, eine ungewöhnliche Geschichte, viele spannende Momente und einen furiosen Schluss. Einziger Wermutstropfen: Es gab wohl bisher kaum einen "Tatort", in dem der Umgangston so rau und die Sprache dermaßen derb ausfielen.

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Man möchte sich in einigen Szenen am liebsten Watte in die Ohren stecken, so saftig wird in diesem Hessen-"Tatort" geflucht, und auch der Umgang mit wirklich groben Schimpfworten erfolgt mehr als freigiebig. Die abfällige Bezeichnung für die sekundären Geschlechtsmerkmale einer Frau sind dabei noch die harmloseste Variante. Nimmt der krimikundige Zuschauer die ersten Stänkereien noch mit einem gewissen Amusement auf, so wirkt der Hau-drauf-Jargon nach einer Weile nur noch ärgerlich. Feines Beamtentum ist das jedenfalls nicht.

Conny Mey, Kommissarin und Prachtweib

Der Auftritt der beiden neuen Kommissare tröstet dann auch nur kurz über die derbe Ausdrucksweise hinweg. Dennoch: Nina Kunzendorf stolziert als Conny Mey groß gewachsen, in hautengen Jeans, hohen Stiefeln, Glitzergürtel, knappem Jäckchen und tiefem Ausschnitt modelmäßig über den langen, dunklen Catwalk, pardon, Flur des Polizeipräsidiums ins Licht, den Oberkörper in Form gebracht durch den unvermeidlichen Schulterholster – das hat gleichzeitig was von Augenzwinkern und klarer Direktheit: So, hier bin ich, und der Zuschauer ist fasziniert.

Team voller Gegensätze

Dagegen wirkt Hauptkommissar Frank Steier, gespielt von Joachim Król, nicht nur körperlich gedrungen und von seinem Outfit her altväterlich, sondern ist in seiner ganzen Art unvollkommen und griesgrämig. Er lässt sich scheinbar nicht im Geringsten von der gutgelaunten Frische der Kollegin anstecken, sondern verteilt hartnäckig eine Unverschämtheit nach der anderen. So empfängt er Conny Mey mit knackigen Worten in seinem Büro: "Ihren Schritten nach habe ich ein Pferd erwartet!“ Hier ist klar: Der Typ ist schlichtweg überfordert. Regisseur Lars Kraume steckt zwei völlig unterschiedliche Charaktere ab und lässt sie erst einmal ordentlich aneinander geraten - Entwicklung und Fortsetzung folgt.

So viel Sexappeal wie selten

So ganz kann sich der Mann Steier der Frau Mey dann doch nicht entziehen, wie übrigens keiner seiner Geschlechtsgenossen des Frankfurter Reviers: Kein Wunder, Busen und Hintern der schönen Polizistin drängen sich immer mal wieder auf. Und so wird fleißig gegockelt und Süßholz geraspelt und man hat den Eindruck, dass außer Conny Mey keine weitere Frau bei der Frankfurter Polizei beschäftigt ist. Soviel Sexappeal gab es im "Tatort" selten, und Bemerkungen wie "Ich würd' Ihnen auch gerne was antun, Frau Mey" werfen vorübergehend Überlegungen auf, ob es sich hier nicht doch um das TV-Format "Bachelorette" handelt. Geht es nicht eigentlich um polizeiliche Ermittlungen?

Ein klassischer "Nicht-Fall"

Zur Story: Conny Mey und Frank Steier bekommen spät am Abend auf dem Revier Besuch von Sven Döring, der einen Mord melden möchte. Er klagt, dass sein Sohn Stefan seit einem Jahr im Koma läge und jetzt sterben würde und dass seine Ex-Freundin Mariam Schuld daran sei, schließlich habe sie ihn überfahren und ihm somit die schweren Verletzungen zugefügt. Außerdem bezichtigt er einen Kollegen der Polizisten, Kommissar Seidel (Peter Kurth), den Fall zu vertuschen. Die beiden Beamten halten den unberechenbaren Döring – wunderbar zwielichtig gespielt von Justus von Dohnányi – für gefährlich und wollen das Mädchen Mariam (Vicky Krieps), die vermeintliche Täterin, vor einem möglichen Rachefeldzug des Vaters schützen.

Furioses Finale

Weil aber zunächst nichts passiert, scheint keinerlei polizeiliche Handhabe nötig zu sein. Mey und Steier gehen dennoch gemeinsam auf die Pirsch und ermitteln im Umfeld Dörings. Nachdem Stefan im Krankenhaus tatsächlich gestorben ist, spitzt sich die Situation zu, Mariam wird akut bedroht und nur dem beherzten Eingreifen von Mariams Freund und Frank Steier ist es zu verdanken, dass der ausgeflippte Döring im Frankfurter Präsidium kein größeres Blutbad anrichtet.

Ein gelungenes Debüt

Es tut diesem "Tatort" überhaupt keinen Abbruch, dass man den Täter bereits nach wenigen Minuten kennt - die Art seiner Tat und sein Vorgehen bleiben ja bis zum Schluss verborgen. Regisseur Lars Kraume, der auch das Drehbuch schrieb, hat sich aus verständlichen Gründen ausführlich der Etablierung der neuen Figuren Mey und Steier gewidmet - mit großem Erfolg. Dennoch ist ihm auch gelungen, den zu klärenden Fall in dynamischer Weise voran- und am Schluss spannungsreich auf die Spitze zu treiben und auch die Nebenfiguren nicht aus den Augen zu verlieren. Wem es also gelungen ist, einige sprachliche Unzumutbarkeiten zu überhören und nicht allzu sehr der schieren Weiblichkeit von Frau Mey zu verfallen, hatte mit Sicherheit einen unterhaltsamen Krimiabend.

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