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ARD zeigt "Die Spiegel-Affäre": Skandal veränderte die Republik


ARD-Film "Die Spiegel-Affäre"
Der Skandal, der die Republik veränderte

t-online, mmh

Aktualisiert am 07.05.2014Lesedauer: 5 Min.
Francis Fulton-Smith als bayerisches Urgestein Franz Josef Strauß.Vergrößern des BildesFrancis Fulton-Smith als bayerisches Urgestein Franz Josef Strauß. (Quelle: Wiedemann und Berg Film / BR)
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Skandale rund um Politiker schaffen es nicht nur in die Hauptnachrichten der TV-Sender. Oft werden sie zum Plot für große Kino-Filme und TV-Produktionen. "Die Unbestechlichen" über die Watergate-Affäre wurde zum Kult. Auch Deutschland hat seine Mythen und Legenden. Die ARD hat jetzt eine der größten Affären der deutschen Nachkriegsgeschichte aufgegriffen: "Die Spiegel-Affäre" ist heute um 20.15 im Ersten zu sehen.

Der Skandal, der die Republik veränderte

Manche Skandale werden zur Legende, andere zum Trauma, wieder andere zur Lachnummer. In vielen Fällen spielten die Medien eine Rolle. Sie decken auf, sie geben Schwung, sie bringen zu Fall oder sie schlachten den Skandal aus. Große Filme sind daraus entstanden.

Ein deutscher Mythos unter den Politik-Skandalen ist die Spiegel-Affäre aus dem Jahr 1962. Ein Fall, der die damals noch junge Republik veränderte. Er hat alles, was man für ein gutes Drehbuch braucht: Journalisten, Politiker, Kriegsgefahr, Landesverrat, Nachrichtendienste, Haftbefehle. Jetzt zeigt die ARD ihre Version "Die Spiegel-Affäre", von Regisseur Roland Suso, mit Francis Fulton-Smith als Franz Josef Strauß.

"Bedingt abwehrbereit" hieß der Titel des "Spiegel" am 8. Oktober 1962 (41/1962), wohl bis heute der berühmteste Text der deutschen Medienlandschaft. Der Artikel von Conrad Ahlers stellte das Verteidigungskonzept der Bundeswehr des damaligen Bundesverteidigungsministers Franz Josef Strauß in Frage. Strauß' Fazit: Die Bundeswehr sei, so wie sie derzeit ausgestattet sei, nicht in der Lage, einen möglichen Angriff aus dem Warschauer Pakt auf konventionelle Weise abzuwehren. Er war der Überzeugung, ein Angriff könne nur durch den Einsatz westlicher Atomraketen gekontert werden. Der Präventivschlag mit Kernwaffen war sein Favorit. Strauß ging es darum, zuerst auf den Knopf zu drücken und die Waffen zu zünden.

Ermittlungen gegen den Spiegel: Vorwurf Landesverrat

Es war die Zeit des Kalten Krieges in Europa und der Kuba-Krise in den USA, ein Atomkrieg schien nahe. Der Bundesanwalt vermutete Landesverrat, gegen den Spiegel wurde Anzeige erstattet, Haftbefehle wurden erlassen gegen die Spiegel-Redakteure Conrad Ahlers, Claus Jacobi, Johannes K. Engel und den Chefredakteur und Herausgeber Rudolf Augstein. Der damalige Hamburger Innensenator und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt äußerte zwar schwere politische Bedenken, doch noch in der Nacht wurden die Journalisten verhaftet, die Redaktionsräume durchsucht. Conny Ahlers wurde im Urlaub in Spanien verhaftet - Strauß hatte dazu von der Franco-Diktatur Amtshilfe angefragt - ein weiterer Punkt der öffentliche Empörung hervorrief.

Besetzung, Verhaftungen, Tumulte, Rücktritte

Man vermutete einen Angriff auf die Pressefreiheit, die Politik wolle mit fragwürdiger Hilfe der Justiz ein missliebiges Medium kalt stellen. Dies mobilisierte die Öffentlichkeit, spontane Demonstrationen waren die Folge und große Solidarität unter den Medien, selbst über kontroverse politische Anschauungen hinweg. Während der wochenlangen Besetzung der Redaktionsräume konnten die Spiegel-Journalisten die Büros von "Zeit", "Stern", "Morgenpost" und der "Springer-Presse" nutzen und weiterhin erscheinen.

Ein Wendepunkt der deutschen Geschichte

Es gab Tumulte bei einer Fragestunde im Bundestag, als Adenauer das Vorgehen verteidigte: "Wir haben einen Abgrund von Landesverrat im Lande". Alle fünf FDP-Minister traten aus Protest zurück. Die Regierung sah sich einer Krise gegenüber. Strauß, der immer wieder beteuerte, er hätte mit der Aktion nichts zu tun, musste sein Amt als Verteidigungsminister zurückgeben. Geblieben ist die lebenslange Feindschaft zwischen Strauß und dem "Spiegel", beziehungsweise seine Ablehnung gegen alle Journalisten schlechthin.

Die Journalisten wurden nach und nach aus der Untersuchungshaft entlassen, erst nach 103 Tagen schließlich auch Augstein. Selbst gegen Helmut Schmidt, der den Artikel vorab kannte, wurde wegen Landesverrats ermittelt, das Verfahren wurde erst 1965 eingestellt.

Erst im Jahr 2012 wurde bekannt, dass der Bundesnachrichtendienst über Jahre die Spiegel-Redaktion bespitzelte und zu beeinflussen versuchte.

Wie faktentreu ist der TV-Film?

Es verwundert, dass es nicht schon zahlreiche Verfilmungen dieses Polit-Krimis gibt. Doch auch an dieser aktuellen ARD-Verfilmung gibt es jetzt schon Kritik, beispielsweise von der erst 1964 geborenen Augstein-Tochter Franziska. Dabei bleibt er erstaunlich nahe an den Fakten trotz der Vielzahl unterschiedlichster Darstellungen und Erinnerungen der Beteiligten.

Der Fall Barschel: Ein Ehrenwort und ein mysteriöser Tod

"Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind", das war der Schlüsselsatz aus der Barschel-Affäre, er fiel am 18. September 1987 auf Barschels Pressekonferenz. Der bis heute mysteriöse Fall bedeutet - so urteilen Historiker - für Deutschland in etwa das, was der Mord an John F. Kennedy bedeutet. Im Zimmer 317 des Genfer Hotels Beau Rivage starb der ehemalige Ministerpräsident in der Nacht zum 11. Oktober unter ungeklärten Umständen, neun Tage nach seinem Rücktritt. Die Fotos des "Stern"-Fotografen, die den Toten in der Badewanne liegend zeigen, wurden berühmt und standen für den Skandal um die Kampagne des CDU-Politikers gegen seinen Rivalen Björn Engholm. Zwar sind die Ermittlungen der Schweizer Behörden und der Staatsanwaltschaft in Lübeck längst abgeschlossen, doch immer wieder tun sich neue Spuren auf. Eine davon - DNA-Spuren an Barschels Kleidung - nahm 2012 Kommissar Klaus Borowski im Kieler Tatort auf, mitsamt den Spekulationen, ob der Fall neu aufgerollt werden müsse. Der Tatort verband Fiktion und Fakten, neue Bilder und historische Aufnahmen - ein ungewohnter Stil für das Format.

in der Nacht zum 11. Oktober 1987, starb der neun Tage zuvor als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zurückgetretene Politiker im Genfer Hotel Beau Rivage - bis heute sind die offiziell längst abgeschlossenen Ermittlungen der Schweizer Behörden wie der Lübecker Staatsanwaltschaft Zweifeln ausgesetzt.

Die Wulff-Affäre: Erst Liebling der Medien, dann Spottfigur

In den Affären geht es um Geld, Lügen und Sex. Oder um Kredite: Ende 2011 empörte sich die Republik über die zweifelhaften Kredite des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, seine verbale Entgleisung auf dem Anrufbeantworter der Bild-Zeitung und von anderen bezahlte Urlaube. Er verhedderte sich in Lügen und musste schließlich 2012 vom höchsten Amt zurücktreten. Seine Ehe mit Bettina - First Lady mit Tattoo und Modelmaßen - zerbrach. Die Affäre rund um das einstige Lieblingspaar der Medien griff Nico Hofmann in dem Film "Der Rücktritt" auf.

Ein Medienstar war er von Beginn seiner Polit-Karriere an. So wurde auch der Fall des politischen Senkrechtstarters Karl Theodor zu Guttenberg zum Medienereignis und zum TV-Film. Einst Wirtschafts-, dann Verteidigungsminister, wurden ihm Plagiate in seiner Doktorarbeit zum Verhängnis wurden. Er trat 2011 von allen politischen Ämtern zurück. "Lügenbaron" wurde der immer perfekt gekleidete Adelige mit den guten Manieren von da an gerne genannt. Diese Plagiats-Affäre, den Aufstieg und Fall des Promi-Polit-Paares Karl-Theodor und Stephanie zu Guttenberg verfilmte Sat.1 mit dem Titel "Der Minister".

Malle-Rudi in den Medien: Schmunzeln und Fremdschämen

Doch in den Medien gibt es auch die Schmunzel-Affären, die Fremdschäm-Geschichten, die Skandale, bei denen die Volksseel hochkocht. Da waren beispielsweise 2002 die Bilder von "Malle-Rudi", dem ehemaligen SPD-Verteidigungsministers und Schröder-Mitstreiter Rudolf Scharping im Pool auf Mallorca mit seiner neuen Partnerin. Er geriet wegen einer Flug-Affäre unter Druck und wurde von der Presse als Tollpatsch verspottet. Im Umgang mit den Medien hatte der SPD-Mann, der heute als Strategie-Berater arbeitet, in seiner aktiven politischen Zeit kein Glück.

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Noch frisch im Gedächtnis haften die jüngsten Skandale, die Wulff-Affäre und die Plagiatsaffäre um Baron zu Guttenberg. Erstere verfilmte Sat.1 dokumentarisch als "Der Rücktritt", die zweite satirisch mit dem Titel "Der Minister".

Skandale - Futter für Klatsch, Kabaret und Karikatur

Es sind nicht immer die besten Politiker, die im Gedächtnis haften bleiben. Es sind die auffälligen Gestalten, die skandalumwitterten, diejenigen, die sich als Society-Lieblinge auf roten Teppichen bewegen, diejenigen, die polarisieren. Manchen davon vermisst nach seinem Abgang von der politischen Bühne nicht die Weltpolitik, sondern die Kabarettisten, Karikaturisten, Kommentarschreiber und Klatschkolumnisten. Dann werden sie zum Fall für die Filmemacher.

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