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Tukur-"Tatort" spaltet die TV-Nation: Große Kunst oder Quatsch?


Große Kunst oder kompletter Quatsch?
Der Tukur-"Tatort" spaltet die TV-Nation

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 14.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Ulrich Tukur in der "Tatort"-Episode "Im Schmerz geboren".Vergrößern des BildesUlrich Tukur in der "Tatort"-Episode "Im Schmerz geboren". (Quelle: HR/Stefan Sichler/dpa)
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War das jetzt ein Meisterwerk und große Kunst oder eine überambitionierte Fehlleistung und pseudo-intellektueller Quatsch? Selten zuvor hat ein "Tatort" für so viel Gesprächsstoff gesorgt wie die Folge "Im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur als Felix Murot.

Etwa 9,3 Millionen Zuschauer waren am Sonntagabend vor dem Fernseher dabei. Bei Twitter war zeitgleich die Hölle los, fast jeder hatte seine Facebook-Zeitleiste voll mit Meinungen zu dem TV-Film mit Theater-Elementen.

Keine klassische "Tatort"-Kost

Der durchkomponierte Krimi bot viel klassische Musik, etwa von Beethoven, Brahms, Bach, Dvorák, Sibelius, Tschaikowsky oder Verdi, vieles eigens eingespielt vom HR-Sinfonieorchester. Diese Folge war ganz und gar keine klassische Sonntagskrimi-Ware. Es war ein Film, der die TV-Nation spaltete. Wer einen gängigen "Wer hat's getan?"-Krimi oder aber ein übliches gesellschaftskritisches "Tatort"-Sozialdrama erwartete, wurde maßlos enttäuscht. Wer gerne unkonventionelle, frische Filme sieht, war begeistert.

Entsprechend zweigeteilt fielen die Reaktionen der Zuschauer aus. 43 Prozent der t-online.de-User fanden den Tukur-Krimi "mies", 48 Prozent hingegen genial. User "gebührenzahler 1" beschwerte sich: "Schade, dass für so eine Gewaltorgie unsere Rundfunkgebühren rausgeschmissen werden." "Tatort-Fans" hingegen erklärte: "Starke Texte mit musikalischer Untermalung, die uns Gänsehaut machte. Erstklassige Schauspieler und mal ein Thema, welches zwar nicht sehr realistisch war, aber total spannend. Kurz gesagt, es war mal ein SUPER guter, mutiger 'anderer' Tatort!"

Angelehnt an Shakespeare und Truffaut

In "Im Schmerz geboren" ging es um eine Lebenslüge, Freundschaft, blutige Rache und die Folgen einer Ménage à Trois (eine Anspielung auf François Truffauts Liebesfilm "Jules und Jim") - das alles nach der Art Shakespeare'scher Dramen, in ungewöhnlichen Bildern und begleitet von einem Erzähler, gespielt von Alexander Held.

Am beeindruckendsten fanden viele die Leistung von Bösewicht-Schauspieler Ulrich Matthes als Murots altem Freund Richard Harloff, der nach Jahrzehnten aus Bolivien zurückkehrt, wo er lange im Drogenkrieg aktiv war. Nah am Wahnsinn will Matthes' Figur seinen früheren Kumpel Murot unbedingt töten sehen.

Hängen blieben im Kopf vieler Zuschauer auch das Spiel von Murots Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) sowie das ästhetisierte Gemetzel an der Wiesbadener Spielbank mit Dutzenden Toten in Zeitlupe.

Leichenreichster "Tatort" der Geschichte

Für viel Aufmerksamkeit sorgte die hohe Leichenzahl - ein absoluter Rekord in der 44-jährigen Geschichte der ARD-Krimireihe. Während der Hessische Rundfunk (HR) vorab monatelang von 47 Leichen am Ende der Handlung gesprochen hatte und dies auch in die Presseunterlagen zu dem Film schrieb, zählten Fans wie die Experten von "Tatort-Fundus.de" 51 Leichen, andere Medien bis zu 54.

HR-Fernsehfilmchefin Liane Jessen hatte schon vor Monaten zur Rekordzahl betont: "Wir haben uns das nicht ausgesucht, wir laufen damit keinem Trend hinterher, das ist schlicht und einfach dem Genre geschuldet. Es handelt sich um einen Western, mit einem typischen Rachefeldzug und einer beeindruckenden Friedhofsszene am Schluss." Man sehe bei diesem Film "eine Mischung aus 'Tatort', Tarantino, Italo-Western und Shakespeare".

Anspruchsvoll und künstlerisch

Die Tukur-Krimis haben in den vergangenen Jahren Wert darauf gelegt, besonders anspruchsvoll zu sein und sich von den üblichen Sonntagabend-Krimis abzuheben. Der erste Fall 2010 ("Wie einst Lilly") kreiste um den Linksterrorismus der RAF, der zweite 2011 ("Das Dorf") spielte mit Edgar-Wallace-Versatzstücken und der dritte im Jahr 2013 ("Schwindelfrei") war ein Zirkusfilm. Die Dreharbeiten für den fünften Tukur-"Tatort" sollen im November starten. Dieser verspricht, wieder außergewöhnlich zu werden. Denn im Krimi mit dem Arbeitstitel "Wer bin ich?" soll es um einen Film im Film gehen.

Damit geht der HR mit seinem "Tatort"-Ermittler Murot, der höchstens einmal im Jahr antritt, in eine sehr eigenwillige und künstlerische Richtung und hebt sich von vielen anderen "Tatorten" ab. Der Til-Schweiger-"Tatort" aus Hamburg etwa orientiert sich an Action-Krimis nach amerikanischer Machart, die derzeit erfolgreichsten Ermittler, Boerne und Thiel (Axel Prahl und Jan Josef Liefers) aus Münster, hingegen setzen auf Comedy und Klamauk.

Doch der Tarantino-"Tatort" aus Hessen kam offenbar auch bei den Kollegen gut an. Schweiger alias Kommissar Nick Tschiller schien jedenfalls schwer beeindruckt und postete bei Facebook ein Bild von sich mit Waffe sowie den Worten: "nick tschiller hat heute tatort geguckt...und ist... sprachlos.....!"

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