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TV-Kritik zu "Tatort: Der irre Iwan" aus Weimar mit Christian Ulmen


"Tatort: Der irre Iwan"
Schräger Trip durchs wilde Absurdistan

t-online, Marc Thomé

Aktualisiert am 02.01.2015Lesedauer: 2 Min.
Nora Tschirner irrt durch die verwinkelte Handlung.Vergrößern des BildesNora Tschirner irrt durch die verwinkelte Handlung. (Quelle: MDR/Wiedemann & Berg Television/Anke Neugebauer)
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Glich bereits der erste Weimarer "Tatort"-Auftritt von Christian Ulmen und Nora Tschirner als Kommissar-Duo Lessing und Dorn einem Besuch im Kuriositäten-Kabinett, so geht "Der irre Iwan" noch einen Schritt weiter. Mehr wirre Wendungen, schräge Charaktere und bizarre Einfälle stehen dabei aber leider nicht für ein Mehr an Sehvergnügen. Denn bei ihrem Trip durchs wilde Absurdistan haben die Drehbuchautoren Murmel Clausen und Andreas Pflügler, die auch schon für den Vorgänger verantwortlich waren, komplett die Bodenhaftung verloren.

Dabei geht "Der irre Iwan" vielversprechend mit dem skurrilen Mord an der Sekretärin Sylvia Kleinert (Nory Quest) beim Überfall auf die Stadtkämmerei los. Sie wird - genau eine Etage über dem Geschehen - scheinbar zufällig von einer Kugel getroffen, die der Täter sinnfrei in die Decke geballert hat. Musikalisch begleitet wird das Geschehen von Kylie Minogues 80er-Hit "I Should Be So lucky", den sich die offensichtlich nicht sonderlich helle Blondine in voller Lautstärke via Kopfhörer verabreicht.

Als Lessing und Dorn allerdings eine Markierung auf dem Boden der Kämmerei finden, wird schnell klar, dass der Täter offenbar ganz bewusst an der Stelle in die Deckle schoss, wo sich Sylvia ein Stockwerk darüber aufhalten musste. So originell, so gut. Und mit dem verheirateten Stadtkämmerer Iwan Windisch (Jörg Witte) ist auch schnell ein Verdächtiger gefunden. Hatte dieser doch ein Verhältnis mit Sylvia, und es tauchen Hinweise auf, dass sie ihn erpresst haben könnte. Doch dann nimmt die Handlung einen zunehmend durchgeknallten Verlauf.

"Das gibt's in keinem Russenfilm"

Ein verschollener Zwilling, Frauentausch, eine Leiche in der Geisterbahn, der aus dem Vorgänger bekannte und von Dominique Horwitz verkörperte Caspar Bogdanski als Horror-Clown mit Kettensäge, Hauptkommissar Stich (Thorsten Merten) nackt im Saunaclub und eine schwer an "The Shining" erinnernde Szene, in der der Psychopath allerdings nicht Jack Nicholson, sondern eine Axt-schwingende ehemalige Schönheits-Königin ist. "Das gibt's in keinem Russenfilm. Ist das eine Scheiße", kommentiert Stich zwischendurch das abstruse Geschehen, und trifft damit den Nagel auf den Kopf.

Karnevaleske Nummernrevue

Dass die Weimarer Variante des "Tatorts" nichts mit biederer Krimikost zu tun hat, war schon nach dem ersten Fall des Duos Lessing und Dorn klar. Allerdings sind die Autoren jetzt doch über das Ziel hinausgeschossen und liefern eine karnevaleske Nummernrevue ab, bei der die skurrilen Einfälle weit wichtiger zu sein scheinen, als eine im Endeffekt zumindest einigermaßen plausible Handlung.

Dennoch: Das Zusammenspiel zwischen Ulmen und Tschirner funktioniert wieder tadellos und die beiden sorgen als frisch gebackene Eltern für viele gelungene Gags. Allein der missglückte Heiratsantrag Lessings zu Beginn der "Tatort"-Folge ist ein Volltreffer und dient im weiteren Verlauf des Films als Running-Gag. Genauso wie der altgediente VW Passat von Hauptkommissar Stich, angeblich der erste Dienstwagen nach der Wende mit über einer Million Kilometer, der nach und nach den Geist aufgibt.

So besitzt der Weimarer "Tatort" mit all seiner Spleenigkeit, schrägen Einstellungen und einem coolen Vintage-Look weiterhin viel Kult-Potenzial, allerdings sollte bei einem weiteren Auftritt von Ulmen und Tschirner doch etwas mehr Augenmerk auf eine in Ansätzen funktionierende Geschichte gelegt werden.

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