Samuel L. Jackson im Interview: "Ich dachte, aus mir wird nichts"

Er zählt zu Hollywoods schillerndsten Stars, doch Samuel L. Jackson ist alles andere als abgehoben. Wem er das zu verdanken hat und warum sein Weg an die Spitze besonders holprig war, hat er t-online erzählt.

Seit genau 50 Jahren steht Samuel L. Jackson vor der Kamera, wirkte in mehr als 200 Produktionen mit. Er spielte Rollen wie den Profikiller in "Pulp Fiction", einen Jedi-Ritter in der "Star Wars"-Reihe oder gab den Superhelden Nick Fury im "Avengers"-Kosmos. Aktuell ist er an der Seite von Chris Rock in "Saw: Spiral" bei Sky Ticket zu sehen.

Alle Filme von Samuel L. Jackson zusammengenommen erreichten einen Rekordumsatz an den Kinokassen. So gerechnet ist kein anderer Schauspieler der Welt erfolgreicher als er. Doch trotz dieser beispiellosen Bilanz und der oft hochgelobten Darbietungen gelang es ihm nie, einen Oscar zu gewinnen. Im März bedachte die Academy den 73-Jährigen deshalb mit einer besonderen Anerkennung und zeichnete ihn für sein Lebenswerk aus. In seiner Dankesrede sagte er, ihm sei es in all den Jahren immer nur um eines gegangen: "Das Publikum zu unterhalten."

"Ich kaufe keine teuren Sachen, nur weil ich viel Geld verdiene"

Er sei "ein Entertainer, kein Filmstar", betont Samuel L. Jackson auch im Gespräch mit t-online. Der Wahl-New-Yorker ist in der Branche für seine Bodenständigkeit bekannt. "Ich kaufe keine teuren Sachen, nur weil ich viel Geld verdiene", stellt er klar. Er trage zwar gerne ausgefallene Kleidung und lebe in einem größeren Haus als manch anderer, doch "ich mache immer noch viele Dinge, die ich auch früher schon gemacht habe. Ich habe immer noch meine Monatskarte für die U-Bahn in der Tasche. Und ich gehe immer noch ohne Bodyguards vor die Tür."

Das einzige, wofür er gerne Geld ausgebe, sei Urlaub. "Es kostet ein bisschen was, zwei Wochen lang auf einer Jacht zu sitzen", scherzt er und sein unvergleichliches Lachen dringt durchs Telefon.

Egal wie erfolgreich er sei, für ihn sei die Schauspielerei ein Job wie jeder andere und er sei froh, überhaupt einen zu haben. "Ich bin in ärmlichen Verhältnissen während der Rassentrennung in Tennessee aufgewachsen. Ich dachte, aus mir wird nichts. Kein Anwalt, kein Doktor und erst recht kein Schauspieler", erinnert sich der 73-Jährige zurück. Dass er ausgerechnet in Hollywood landet, damit hätte er selbst am wenigsten gerechnet. Denn: "Ich habe als Kind schlimm gestottert. Das Letzte, was ich wollte, war, vor anderen zu sprechen. Ich war klüger als die meisten meiner Klassenkameraden, aber wenn ich versuchte, etwas zu sagen, konnte ich es nicht, und sie lachten mich aus."

"Du lernst, härter zu kämpfen"

Rückblickend habe ihn das, was er damals als Schwäche ansah, aber nur stärker gemacht. "Menschen mit Sprechstörungen haben es schwerer im Leben, aber du lernst auch, härter zu kämpfen", weiß Jackson heute. Was ihm damals half? Die Schauspielerei. "Meine Tante war Lehrerin und unterrichtete auch Theater an der Schule. Sie hatte nie genug Jungs für die Stücke, also brachte sie mich dazu, mitzuspielen. Das konzentrierte Atmen und vorzugeben, jemand zu sein, der nicht stottert, hat bei mir irgendwie funktioniert."

Seine Tante sei eine der weiblichen Bezugspersonen gewesen, die seinen Karriereweg geebnet hätten, betont der 73-Jährige, der nie viel Kontakt zu seinem Vater hatte. "Ich wurde von Frauen geprägt, meiner Tante, meiner Mutter, meiner Großmutter und heute von meiner Ehefrau und meiner Tochter. Sie waren schon immer meine größten Fans und zugleich meine stärksten Kritiker. Ich treffe keine Entscheidung ohne sie", so Jackson.

Seit 1980 ist der Schauspieler mit seiner Kollegin LaTanya Richardson verheiratet, Tochter Zoe ist 40 Jahre alt. Gerade erst produzierte das Ehepaar zusammen eine Serie, bei der Samuel L. Jackson auch vor der Kamera stand. Nur ein weiterer Schritt auf seiner langen Karriereleiter. Und ein Ende ist für ihn auch mit 73 noch längst nicht in Sicht, wie er t-online versichert.

"Im Allgemeinen mache ich mir keine Gedanken über das Älterwerden und ich habe auch keine Angst davor. Im Gegenteil: Ich freue mich über jeden Morgen, an dem ich aufwache." Es habe schließlich auch seine Vorteile, "zur alten Generation zu gehören", betont der Hollywoodstar. "Ich kann mich sowohl mit älteren als auch mit jüngeren Menschen unterhalten und von ihnen lernen. Ich finde es wichtig, diesen Austausch zu haben und sich gegenseitig die Möglichkeit zu geben, zu einem besseren Menschen zu werden."