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RTL stampft DSDS ein: Der Wahnsinn hat ein Ende


RTL stampft DSDS ein
Der Wahnsinn hat ein Ende

MeinungVon Maria Bode, Christoph Cöln

Aktualisiert am 13.07.2022Lesedauer: 1 Min.
Meinung
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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Dieter Bohlen: Für die letzte Staffel kommt er zu DSDS zurück.Vergrößern des Bildes
Dieter Bohlen: Für die letzte Staffel kommt er zu DSDS zurück. (Quelle: Ronny Hartmann/getty-images-bilder)

RTL stellt DSDS nach 20 Jahren ein. 2023 gibt es noch eine Abschiedsstaffel, dann ist Schluss. Wurde auch Zeit – oder jammerschade?

Zum Finale von DSDS nach 20 Staffeln holt RTL nach einem Jahr Pause Chefjuror Dieter Bohlen zurück. Danach soll Schluss sein. Für eine Staffel hatte zuvor Florian Silbereisen die Leitung der Jury übernommen, doch die Quoten wurden eher schlechter als besser.

Hätte DSDS trotzdem noch eine Chance verdient, die über eine Abschiedsstaffel hinausgeht? Oder ist die Zeit, Adieu zu sagen, lange überfällig? Unsere Redakteurin Maria Bode und Christoph Cöln, Chef vom Dienst, sind unterschiedlicher Meinung.

Ist die Entscheidung, DSDS abzusetzen, die richtige?

Pro
Maria BodeSenior-Redakteurin Unterhaltung

Ja, das ist längst überfällig

Endlich! Wie heißt es so schön: Einsicht ist der erste Weg zur Besserung! Und dass RTL nun – nach Jahren, möchte man sagen – eingesehen hat, dass DSDS kein Format mit Zukunft ist, freut mich riesig. In der Regel funktionieren – oder sagen wir in Zeiten des Streamings: funktionierten – die ersten Staffeln solcher Shows richtig gut. Danach geht's bergab.

Zur Veranschaulichung: Zur ersten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" schalteten 2003 im Schnitt 9,38 Millionen Menschen ab drei Jahren ein. Danach pendelte sich die Quote in den folgenden Jahren zwischen 4,2 und 6,5 Millionen Zusehenden ein. Ab Staffel 14 knackte man die vier Millionen gar nicht mehr. Und mit Silbereisen als Chefjuror lag der Staffeldurchschnitt bei unter zwei Millionen Fans, die noch einschalteten. RTL hätte für seine Castingshow einen Abgang mit Würde haben können – vor zehn Jahren. Doch das ist vorbei.

Und ganz ehrlich, wem nützt DSDS wirklich großartig was? Wie viele Gewinnerinnen oder Gewinner dieser Castingshow können Sie aus dem Effeff aufzählen? Alexander Klaws und Pietro Lombardi? Als bei der Recherche die mega erfolgreiche Schlagersängerin Beatrice Egli auftauchte, war ich tatsächlich kurz baff. Denn ansonsten brachte die Show eher nicht den ganz großen Ruhm mit sich. Und wenn doch, dann fällt im Zusammenhang mit dem Erfolg kaum die Buchstabenaneinanderreihung DSDS. Siehe Anna-Maria Zimmermann oder Wincent Weiss.

Wenn RTL eine im vergangenen Jahr angekündigte familienfreundlichere Neuausrichtung im erfolgreichen Sinne will, dann doch bitte richtig: ohne DSDS, gern auch ohne "Das Supertalent" und weitere "Dauerbrenner" auf Sparflamme.

Kontra
Christoph CölnChef vom Dienst

Nein, das ist ein Fehler

Das Aus für die Castingshow DSDS ist ein Schock für jeden ernsthaften Fernsehzuschauer. Es ist ein Fehler der Programmverantwortlichen. Klar, die müssen auf die Quoten schauen, und die Quoten sind im Keller. Aber wie sollen wir jetzt unserer Lust am Voyeurismus frönen? Wie durchs Schlüsselloch schauen? Es gibt doch nichts Schöneres, als anderen im TV beim Scheitern zuzusehen. Daumen hoch, Daumen runter. Krönt ihn oder werft ihn den Löwen vor. Herrlich!

Das ganze Privatfernsehen beruht ja auf diesem kathartischen Prinzip: Andere dabei beobachten, wie sie um die Gunst einer krawallsüchtigen Jury buhlen, wie sie sich nackig machen und nach Kräften blamieren. "Ach, guck mal an, wie schlecht die sind!" Beruhigend. Denn natürlich hätten wir es besser gemacht. Wir hätten die richtige Antwort gewusst, hätten mehr Charisma mitgebracht. Im Grunde sind wir nämlich alle Unterhaltungsgiganten – wir bekommen nur so selten Gelegenheit dazu.

Jeder, der jetzt über den Niedergang der Trash-Shows klagt, sollte sich bewusst machen, dass damit unsere Schadenfreude und unsere Allmachtsfantasien nicht verpuffen. Sie suchen sich nur einen anderen Ort. Im Netz.

Dummerweise bleibt es dort nicht beim wohligen Blick durchs Schlüsselloch. Dort wird losgeledert, beleidigt und aktiv gehasst. Im Gegensatz zum Internet, das einer wilden Prügelei auf der grünen Wiese gleicht, ist das Fernsehen ein behördlich geprüfter Boxring, in dem wir unseren Dünkel, unseren Narzissmus und unsere Verachtung für das, was wir für die Unterschicht halten, nach festen Regeln ausleben können, ohne selbst einen Finger zu krümmen. Wenn andere sich zum Affen machen, müssen wir es nicht tun. Trash TV is art. Leider eine aussterbende Kunst.

Verwendete Quellen
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