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Vorsicht bei gefälschten Designer-Möbeln


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Vorsicht bei gefälschten Designer-Möbeln

Von dpa-tmn, t-online
08.10.2012Lesedauer: 4 Min.
Original und Fälschung: Bürostuhl "G02" von SitagVergrößern des BildesOriginal und Fälschung: Bürostuhl "G02" von Sitag (Quelle: Aktion Plagiarius e.V.)
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Wenn Teures plötzlich billig angeboten wird, setzt bei Verbrauchern gelegentlich der Verstand aus. Am Ende kann sich so ein Kauf dann als Reinfall entpuppen, beispielsweise wenn man statt eines vermeintlichen Designer-Produkts nur eine billige Kopie erstanden hat. Auch die Hersteller von Designer-Möbeln haben immer häufiger mit Plagiaten zu kämpfen. Das Problem: Original und Fälschung sind kaum zu unterscheiden.

Zu Hause kann das dann so ausgehen: Der eine Kunde wird hereingelegt. Er stellt sich sein vermeintliches Designer-Möbel nach dem Kauf stolz ins Wohnzimmer - und muss später erfahren, dass es doch nicht echt ist. Wie peinlich. Der andere Verbraucher meint gewieft, die billigere Kopie sei nicht schlechter als das Original - bis ihm der schicke Stuhl auseinanderfällt. Er war eben doch nicht so gut verarbeitet wie gedacht.

Design-Klassiker bei Fälschern beliebt

"Plagiate sind ein wachsendes Problem", sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef bei Bonn. Besonders aus Asien komme immer mehr kopierte Ware nach Deutschland. Schamlos nachgemacht werden besonders gerne die Design-Klassiker, etwa die heute in Lizenz hergestellten Bauhausmöbel von Marcel Breuer oder Charles Eames.

Wer bewusst oder unbewusst Plagiate kauft, wird meist nicht belangt. "Der Erwerb zu rein privatem Gebrauch gilt in der Regel nicht als Straftat", erläutert Christoph Graf von der Groeben, Rechtsanwalt aus Düsseldorf. "Weiterverkaufen oder mit Verkaufsabsicht ausstellen darf man diese Möbel aber nicht."

Design kann als Geschmacksmuster geschützt werden

Geschützt werden die Originale in Deutschland durch verschiedene Gesetze und Regelungen. "Der Geschmacksmusterschutz erfasst die ästhetische Gestaltungsform eines Möbelstücks", erklärt von der Groeben. Dafür können sich Designer mit Entwürfen bewerben, von denen laut Deutschem Paten- und Markenamt vor dem Anmeldetag kein identisches oder nur in unwesentlichen Merkmalen abweichendes Design veröffentlicht, ausgestellt oder auf andere Weise vermarktet wurde. Im Wettbewerbsrecht sind Fälschungen ebenfalls festgehalten.

Einige Designmöbel genießen darüber hinaus den besonderen Schutz des Urheberrechts. "Schützen lassen sich meist nur die Klassiker", sagt Ursula Geismann. Das seien Möbelstücke, die sich durch ein hohes Maß an gestalterischer Originalität vom Gros der Masse abheben.

Allerdings gibt es selbst in Europa keine einheitliche Rechtsauffassung. So sind Bauhaus-Stahlrohrmöbel in Italien nicht urheberrechtlich geschützt. "Da können Kopien straflos produziert werden", sagt von der Groeben. In Deutschland dürften sie aber nicht zum Verkauf angeboten werden. Trotzdem finden Plagiate aus verschiedenen Ländern immer wieder ihren Weg hierher. "Oft landen sie dann im niedrigpreisigen Handel - dort, wo sonst der Gelsenkirchener Barock verkauft wird", sagt der Anwalt.

Plagiatoren können auch schnell sein

Das Fälschungsangebot hat sich inzwischen jedoch erweitert. "Es finden sich längst nicht mehr nur billigere Kopien von Wagenfeld-Leuchten und Le-Corbusier-Stahlrohrstühlen, sondern auch von neueren Designs", sagt Christine Lacroix, Pressesprecherin der Aktion Plagiarius in Elchingen (Bayern). Neuheiten auf dem Markt werden im Nu kopiert. Der Verein zeichnet jedes Jahr auf der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt besonders dreiste Produktplagiate aus. Möbel sind fast jedes Jahr darunter.

Mitunter suchen Kunden gezielt nach solchen Plagiaten, um das, was eigentlich seinen Preis hat, wesentlich günstiger zu bekommen. "Der Kunde glaubt, ein Schnäppchen gemacht zu haben, hat dann aber auch oft den Schaden", sagt Lacroix. Sie erklärt das am Beispiel einer mit dem Negativ-Preis "Plagarius" prämierten Fälschung der Sofainsel "Orbit" von Dedon. Neben kleinen optischen Unterschieden seien die Sitzkissen schlechter verarbeitet, und die Verstellmechanismen des Verdecks funktionierten lediglich mangelhaft. Die schlechtere Qualität sei festzustellen, sagt Lacroix. Unklar ist bei Kopien auch, ob der Hersteller gesundheitsgefährdende Kleber oder Farben verwendet hat.

Plagiate schaden der Original-Marke

"Das Plagiat verstopft die üblichen Vertriebskanäle, gerade im hochpreisigen Segment", sagt Anwalt von der Groeben. "Prestigebewusste Käufer drohen, das Interesse an einem Möbelstück zu verlieren, das sich als Kopie auch Krethi und Plethi in die Wohnung stellen." Dadurch könne der gute Ruf bestimmter Marken leiden.

Wer auf ein Plagiat hereinfällt, hat es meist schwer, das nachzuweisen. "Oft verändern die Kopierer nur ein kleines Detail, machen zum Beispiel die Armlehne eines Stuhles etwas kürzer", sagt VDM-Sprecherin Geismann. Und dann hängen Rückgabe- oder Umtauschrecht vom jeweiligen Kaufvertrag ab, sagt Anwalt von der Groeben. Verbraucher müssen sich also mit ihrem Händler auseinandersetzen.

Was Verbraucher tun können

Lacroix rät daher, richtig teure Klassiker besser im Fachhandel zu kaufen. Bei Angeboten im Internet sei doppelte Vorsicht angeraten. Und Verbraucher sollten sich genau erkundigen - im Laden oder auf der Website des Originalherstellers. Wie funktioniert der Vertrieb? Ist beim Onlinehändler jemand erreichbar, wenn ich eine Mail schicke oder anrufe? Ist die Qualität der Produktfotos professionell?

Vor allem aber könnten sich Käufer schützen, indem sie auf ihren gesunden Menschenverstand vertrauen, sagt Lacroix. Das klingt banal, ist aber nachvollziehbar: Ein auffällig günstiger Freischwinger des berühmten Bauhausdesigners Marcel Breuer sollte skeptisch machen.

Verlass ist auch nicht auf die Lizenznummern, die Originalhersteller ihren Möbeln zuweisen. Geschickte Plagiatoren fälschen diese. Sogar die CE-Kennzeichnung der Europäischen Union ist auf manchen chinesischen Produkten zu finden, berichtet die Möbelexpertin Geismann. "Die sagen dann einfach, dass das für China-Export steht."

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