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Auto-Technik: Moderne Autos lassen sich schlecht abschleppen


Technik & Service
Abgewürgt: Aufstand der Abgeschleppten

spiegel-online, Tom Hillenbrand

07.12.2010Lesedauer: 3 Min.
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Zu wenig Parkplätze und Kommunen in Geldnot - kein Wunder, dass Abschleppdienste Hochkonjunktur haben. Allmählich formiert sich jedoch Widerstand: Viele moderne Autos wollen sich partout nicht mehr deportieren lassen.

Auto in Tiefgarage abschleppen - Spezialfahrzeug nötig

Als irgendwelche Paselacken im Spaßbad meine Jacke klauten, blieb mir keine andere Wahl, als den Abschleppwagen zu rufen. Denn für Ferdi, meinen grünen Golf, gibt es dummerweise keinen Ersatzschlüssel. Normalerweise werde ich völlig ohne eigenes Zutun abgeschleppt. Weil ich moderne Parkbewirtschaftung ablehne, landet mein Auto immer wieder auf irgendwelchen Verwahrplätzen. Als ich nun aber in der Tiefgarage des Schwimmbads auf den ADAC wartete und die nur 1,90 Meter hohe Betondecke betrachtete, fragte ich mich, wie sie Ferdi wohl aus diesem Maulwurfsbau rausholen würden. Normalerweise hieven Abschleppdienste Autos ja mit einem Kran auf die Ladefläche. Aber diese Möglichkeit schied hier offensichtlich aus. Der ADAC-Mann sah das genau so. "Muss ein Spezialfahrzeug her. Das dauert." Wenigstens, fügte er tröstend hinzu, sei mein Golf uralt. "Wieso ist das gut?", fragte ich. "Weil sich Neuwagen Scheiße abschleppen lassen", entgegnete er. Dann fuhr er weg.

Abschleppboom trotz renitenten Autos

Die nächsten Stunden verbrachte ich in der klirrend kalten Tiefgarage. Ich hatte Angst, die Paselacken könnten mit meinem Schlüssel zurückkommen und Ferdi stehlen. Immerhin hatte ich so Zeit, über ein seltsames Phänomen zu meditieren: das Park-Paradoxon. Wenn man nicht gerade eine einbeinige Frau mit Kind ist, darf man ja nirgendwo mehr parken. Über die Einhaltung des flächendeckenden Parkverbots wachen klamme Kommunen spätestens seit der Finanzkrise gestrenger denn je. Folglich wird mehr abgeschleppt. Zahlen sind hierzu leider nicht zu finden, aber zumindest gefühlt ist es so.

Abschleppen aus Unterführungen ist schwierig

Gleichzeitig wird es jedoch immer schwieriger, Autos zu entfernen. Das liegt daran, dass die Leute ihre Kisten mangels Parkraums an immer bekloppteren Orten abstellen: In Unterführungen. In der dritten Reihe. In fremden Carports. Sie da rauszupopeln, ist schwierig. Die Abschleppdienste haben deshalb technisch aufgerüstet. Mein Fahrer kam mit einem Isuzu-Pickup, der bei "The Transformers" als Komparse mitspielen könnte. Der hintere Teil des Autos ließ sich in eine Art ferngesteuerten Robo-Gabelstapler verwandeln, der gestrandete Fahrzeuge aus jeder noch so engen Parklücke schaufeln kann.

Am schlimmsten sind die Dickschiffe

"Gut, dass sie keinen neuen Golf haben", sagte der Abschleppmann. "Oder gar", er machte nun ein Gesicht, als spräche er über den Leibhaftigen, "eine S-Klasse". Moderne Autos, und das ist ein weiterer Aspekt des Park-Paradoxons, sind nämlich der Alptraum jedes Abschleppdienstes. Sie wollen nicht deportiert werden. Man kann aufgrund neuartiger Sicherheitsstüren keinen Draht mehr durch die Ritze stecken, um den Gang rauszunehmen. Elektronische Wegfahrsperren blockieren die Räder vollständig. Und viele Autos veranstalten außerdem einen Mordskrach, sobald man sie allzu forsch betatscht.

Eine S-Klasse abzuschleppen erfordert sechs Mann

"Für eine S-Klasse", sagte der Abschleppmann, "brauchen wir sechs Kollegen". Bei dem bizarren Manöver müssen zunächst vier kleine Rollbretter unter die Räder des Zweitonners geschoben werden. Warum? Weil sich die fette Sau von selbst keinen Millimeter bewegt, darum. Überdimensionierte Allradler könne man mitunter gar nicht mehr abschleppen, so der Fachmann.

Kann man eigentlich einen Pick-Up abschleppen?

Das gab mir zu denken. Während Ferdi rückwärts aus dem Parkhaus gezerrt wurde, überlegte ich zum ersten Mal in meinem Leben, mir einen dieser übergroßen Ami-Pickups anzuschaffen, vielleicht einen Ford F-650. Auf der Ladefläche hätten ein paar Dutzend Quartzsandsäcke Platz, das Gewicht des Trucks ließe sich so auf vier bis fünf Tonnen hochjazzen. Dann könnte ich endlich überall parken, ohne jemals wieder abgeschleppt zu werden.

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