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Gender Pay Gap: Warum wir alle Teilzeit arbeiten sollten


Equal Pay Day
Vollzeit für alle ist nicht die Lösung


07.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Vater telefoniert auf dem Weg zur Arbeit, Mutter macht die Tochter fertig für die Kita (Symbolbild): Familie und Beruf zu vereinen, ist noch immer eine Herausforderung.Vergrößern des Bildes
Vater telefoniert auf dem Weg zur Arbeit, Mutter macht die Tochter fertig für die Kita (Symbolbild): Familie und Beruf zu vereinen, ist noch immer eine Herausforderung. (Quelle: Halfpoint/getty-images-bilder)

Um die Lohnlücke zu schließen, wird immer wieder empfohlen, dass Frauen weniger in Teilzeit arbeiten sollten. Dieser Rat ignoriert einen einschneidenden Trend.

Pünktlich zum Equal Pay Day und Weltfrauentag sind die Mahnungen wieder besonders laut: Frauen verdienen immer noch viel weniger als Männer. Das führt in die Altersarmut. Und schon vor der Rente in die finanzielle Abhängigkeit. Da muss man doch was tun.

All das ist richtig, denn natürlich ist es ein Armutszeugnis, dass der Stundenlohn von Frauen und Männern in Deutschland so stark auseinanderklafft wie in kaum einem anderen westlichen Land. Und natürlich sollte alles dafür getan werden, den Frauen, die mehr und in verantwortungsvolleren Positionen arbeiten wollen, keine Steine in den Weg zu legen. Die Lösung, die als wichtigster Schritt im Kampf gegen die Lohnlücke gesehen wird, lautet: Frauen sollen weniger in Teilzeit arbeiten. Doch das ist nicht zu Ende gedacht.

Denn sie übersieht einen Wandel, der grundsätzliche Fragen aufwirft: Viele Menschen wollen überhaupt nicht mehr Vollzeit arbeiten. Gerade die jungen Beschäftigten, die sogenannte Generation Z, setzt andere Prioritäten. Für sie gilt nicht mehr die Maxime "Malochen bis zum Umfallen". Sie will auch noch ein Leben neben der Arbeit haben. So ergab eine Umfrage des Personaldienstleisters Randstad, dass 56 Prozent der Generation Z einen Job aufgeben würden, wenn dieser sie daran hindere, ihr Leben zu genießen. 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen wären sogar lieber arbeitslos als unglücklich in ihrem Job.

Das Verhältnis zur Arbeit hat sich geändert

Die Frage, wie sie sich ein gelungenes Leben vorstellen, beantworten immer mehr Menschen mit dem Wunsch nach sinnvoller und ausreichender Freizeit. Sei es, weil sie sich ehrenamtlich im Sportverein engagieren möchten, für ein politisches Anliegen kämpfen oder einfach "nur" mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen wollen.

Nicht zu vergessen all jene, die auch in ihrer sogenannten freien Zeit arbeiten, ohne Geld dafür zu bekommen: als Pflegerin für die kranke Mutter beispielsweise oder als Betreuerin der eigenen Kinder. Denn ja, auch dieser Sorgearbeit kann man sich aus freien Stücken widmen. Weil man es schlicht als wichtiger bewertet, für seine Liebsten da zu sein als ein höheres Gehalt nach Hause zu bringen.

Noch einmal: Es geht nicht darum, ein Lebensmodell pauschal als richtig und andere als falsch darzustellen. Es ist genauso legitim, seine Kinder in der Kita betreuen zu lassen oder einen Pflegedienst für die Eltern zu beauftragen. Hier gilt weiterhin, dass die Betreuungsangebote stark ausgebaut werden müssen, damit insbesondere Frauen nicht gezwungen sind, im Job zurückzustecken. Auch müssen falsche Anreize wie das Ehegattensplitting oder Minijobs wegfallen, die es rein rechnerisch nicht lohnenswert machen, die Stundenzahl bei der Erwerbsarbeit zu erhöhen.

Was jedoch nicht die Patentlösung sein kann, um die Lohnlücke zu schließen, ist Vollzeit für alle. Denn darauf liefe es hinaus, wenn es beim einseitigen Fokus auf mehr Erwerbsarbeitszeit für Frauen bliebe. Sie sind es mal wieder, die sich den Männern anpassen sollen – so wie sie es bereits seit Jahrzehnten getan haben, während sich die Männer kaum bewegt haben. Dabei zeigen Studien, dass man sich in der Mitte treffen könnte: Mehr Frauen als Männer möchten ihre Stundenzahl ausweiten, mehr Männer als Frauen ihre Stunden reduzieren.

Nur vier statt fünf Tage arbeiten – bei vollem Gehalt

So käme man in etwa bei einer 32-Stunden- oder Vier-Tage-Woche für alle an. Dass das nicht einmal mit Lohneinbußen einhergehen müsste, hat kürzlich ein Pilotprojekt in Großbritannien gezeigt. Dort waren Beschäftigte verschiedener Branchen an vier Tagen genauso produktiv wie vorher an fünf. Hinzu kamen ein geringeres Stresslevel der Angestellten, weniger Krankentage und eine geringere Fluktuation. Aber eben auch: das Gefühl, Arbeit und Privates besser unter einen Hut bringen zu können.

Ein solches Modell könnte ein Ansatz hin zu einer gleichberechtigteren Arbeitswelt sein – und zu einem besseren Leben.

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Vollzeit oder Teilzeit: Wie arbeiten Sie – und warum? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de. Bitte nutzen Sie den Betreff "Arbeitszeit" und begründen Sie Ihre Meinung.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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