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Höhere Rentenabschläge? So viel Geld würde Ihnen entgehen


Frührentner betroffen
Höhere Rentenabschläge? So viel Geld würde Ihnen entgehen


11.01.2022Lesedauer: 4 Min.
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Ältere Frau ist frustriert (Symbolbild): Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat vorgeschlagen, die Rentenabschläge anzuheben.Vergrößern des Bildes
Ältere Frau ist frustriert (Symbolbild): Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat vorgeschlagen, die Rentenabschläge anzuheben. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Damit dürften viele Frührentner nicht einverstanden sein: Die Ökonomin Monika Schnitzer hat gefordert, dass die Abschlagszahlungen auf Frührenten steigen sollen. Was steckt dahinter?

Wer früher in Rente geht, hat oft gute Gründe dafür: Keine Lust mehr auf die Arbeit, mehr Zeit für die Familie, den Garten oder Reisen. Manchmal ist aber auch eine Erkrankung, die das Weiterarbeiten unmöglich macht.

Doch der Preis für die Frührente ist hoch: Immerhin wird die monatliche Rente um 0,3 Prozent gekürzt – für jeden Monat, den Sie vor dem Regelalter in Rente gehen.

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat nun bei t-online einen umstrittenen Vorschlag gemacht: Sie möchte, dass die Rentenabschläge steigen. Die Rentenbezüge von Frührentnern würden dadurch noch mehr gekürzt werden. t-online stellt die Idee vor und erklärt, was das für Sie bedeuten würde.

Was genau ist der Vorschlag?

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat sich dafür ausgesprochen, dass Frührentner höhere Abschläge auf ihre Rentenbezüge in Kauf nehmen sollten. "Wer vor der Regelaltersgrenze in Rente geht, sollte das stärker spüren", sagte sie t-online. "Die Abschläge auf die Rentenbezüge sollten deshalb steigen, sonst schafft die Ampel mit der dauerhaft erhöhten Hinzuverdienstgrenze falsche Anreize, zu früh aus der regulären Erwerbstätigkeit auszuscheiden."

Hintergrund für ihre Aussage ist der Plan der Ampelkoalition, dass Frührentner künftig bis zu 46.060 Euro pro Jahr hinzuverdienen dürfen, ohne dass ihnen dafür die Rentenbezüge gekürzt werden. Dafür will die neue Bundesregierung eine entsprechende Corona-Ausnahmeregel entfristen, wie t-online exklusiv berichtete.

Schnitzer meint, durch die dauerhaft erhöhten Zuverdienstmöglichkeiten, könnten zu viele Menschen frühzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden und dann aber weniger Beiträge zahlen. Das würde aber die Rentenkasse weiter unter Druck setzen. Experten warnen schon länger vor den klammen Finanzen in der gesetzlichen Rente, so auch Schnitzer. "Ziel muss sein, die Menschen in der Erwerbstätigkeit zu halten und so die Beiträge zur Rentenversicherung zu stabilisieren", sagte die Ökonomin.

Ihr Ansatz: Bei höheren Rentenabschlägen könnte die Hinzuverdienstgrenze für Frührentner auch ganz entfallen. "Das spart der Rentenversicherung einen enormen Verwaltungsaufwand."

Was bedeuten höhere Rentenabschläge?

Aktuell liegen die Rentenabschläge bei 0,3 Prozent für jeden Monat, den Sie vor der Regelaltersgrenze in Rente gehen. Das heißt: Gehen Sie ein Jahr früher in Rente, sinkt Ihre monatliche Rente um 3,6 Prozent – und zwar für den Rest Ihres Lebens. Die Regelaltersgrenze hängt von Ihrem Jahrgang ab. Lesen Sie hier mehr dazu, welches Renteneintrittsalter für Sie greift.

Sollten die Rentenabschläge tatsächlich steigen, würde das deutlich geringere Zahlungen für Menschen mit vorgezogener Altersrente bedeuten. Denn ihnen würde deutlich mehr von der Frührente abgezogen. Wie viel genau, lässt sich pauschal nicht sagen. Auch weil unklar ist, wie hoch Schnitzer die Rentenabschläge steigen sehen will.

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Rechenbeispiel: So stark würde Ihre Frührente sinken

Lassen Sie uns einmal betrachten, wie deutlich sich höhere Rentenabschläge bemerkbar machen würden.

Aktuell: 0,3 Prozent Rentenabschlag

Franka geht zwei Jahre vor ihrem regulären Eintrittsalter in Rente. Ihre reguläre Rente liegt bei 1.200 Euro (brutto). Durch den früheren Rentenbezug muss sie mit Abschlägen von 7,2 Prozent rechnen – und zwar bis zu ihrem Lebensende. Das heißt: Ihre monatliche Rente würde sich um 86,4 Euro reduzieren. Aufs Jahr gerechnet sind das bereits rund 1.037 Euro.

Vorschlag: Höhere Rentenabschläge

Nehmen wir erneut Franka, die zwei Jahre früher in Rente gehen möchte. Bei einem höheren Rentenabschlag von (angenommen) 0,4 Prozent müsste sie mit Abschlägen von 9,6 Prozent auf ihre Rentenbezüge rechnen. Das wären bereits 115,2 Euro weniger Rente im Monat – für den Rest ihres Lebens, also knapp 30 Euro mehr.

Bei einem noch höheren Rentenabschlag von beispielsweise 0,5 Prozent pro Monat, den sie vor der Regelaltersgrenze in Rente gehen möchte, läge der Gesamtabschlag bei 12 Prozent. So käme Franka nur noch auf eine Bruttorente von 1.056 Euro – also 144 Euro weniger als wenn sie ohne Abschläge in Rente ginge.

Was ist die Kritik an dem Vorschlag?

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK und ehemalige Paralympics-Siegerin, hat den Vorschlag, die Rentenabschläge zu erhöhen, scharf kritisiert. "Es wäre ungerecht, wenn die Frührenten noch stärker gekürzt würden", sagte sie t-online.

Viele Menschen gingen in Frührente, weil sie nicht länger arbeiten könnten. "Ihnen jetzt die Abschläge zu erhöhen, hielte ich für unangebracht." Es sei aber ohnehin der falsche Schritt, "jetzt an den Abschlägen für Frührentner herumzuwerkeln".

Bentele kritisiert auch den Plan der Ampelkoalition, die Hinzuverdienstgrenze dauerhaft bei 46.060 Euro festzuschreiben. "Für viele Frührentner wird die Hinzuverdienstgrenze keine Rolle spielen. Menschen, die nicht mehr arbeiten können, haben nichts von einer höheren Zuverdienstmöglichkeit", sagte Bentele.

"Die Ampel sollte sich mehr um die wirklichen Probleme kümmern. Für Frührentner braucht es echte Entlastungen", fordert die Verbandsfunktionärin. "Der Bund sollte den Zugang zur EM-Rente deutlich vereinfachen. Auch die Abschläge für Bestands-Erwerbsminderungsrentner müssen fallen." Und bei Reha-Maßnahmen müsse nachgebessert werden.

Wie wahrscheinlich ist es, dass der Vorschlag umgesetzt wird?

Nicht sehr wahrscheinlich. Denn das für die Umsetzung zuständige Bundesarbeits- und sozialministerium schmetterte den Vorschlag Schnitzers ab. "Änderungen an den Rentenabschlägen sind im Koalitionsvertrag nicht vorgesehen", schrieb ein Sprecher auf Anfrage von t-online.

Die derzeitigen Abschläge bei vorzeitigem Rentenbezug seien korrekt unter der Maßgabe berechnet, "dass innerhalb des Systems der gesetzlichen Rentenversicherung langfristig Kostenneutralität bei vorgezogenem Altersrentenbeginn gewährleistet ist", so der Sprecher weiter. Das werde auch von der Deutschen Rentenversicherung, der Bundesbank und dem Sozialbeirat bestätigt.

"Anlass für Änderungen an den Rentenabschlägen wird daher nicht gesehen, auch nicht vor dem Hintergrund des Vorhabens im Koalitionsvertrag zum Hinzuverdienst im Rahmen der Flexi-Rente."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Monika Schnitzer
  • Statement des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales
  • Deutsche Rentenversicherung Bund
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