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Giftige Weichmacher: Bundesamt verdächtigt Sonnenschutzmittel als Quelle


Gefährlicher Stoff im Urin
Ist Sonnencreme die Quelle für die verbotenen Weichmacher?

Von dpa, lz

Aktualisiert am 10.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Lassen Sie Ihre Sonnencreme immer gut einziehen, um Flecken zu entfernen.Vergrößern des BildesSonnenschutz unter Verdacht: Er ist in vielen Kosmetikprodukten enthalten. (Quelle: PeopleImages/getty-images-bilder)
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Zahlreiche Urinproben in Deutschland wiesen hohe Werte schädlicher Weichmacher auf. Die Suche nach dem Ursprung des Stoffs führt zur Kosmetikindustrie.

Das Umweltbundesamt (Uba) hat in Urinproben zahlreicher Menschen in Deutschland Hinweise auf einen gefährlichen Weichmacher entdeckt, der seit Jahren streng reglementiert und großteils verboten ist. In den Proben einiger Kinder habe sich die Konzentration in den letzten drei Jahren etwa verzehnfacht. Damit seien Konzentrationen entdeckt worden, "die so hoch sind, dass eine Gesundheitsgefährdung nicht auszuschließen ist", sagte die Toxikologin des Umweltbundesamts, Marika Kolossa.

Nun gibt es erste Hinweise darauf, woher der Schadstoff stammen könnte. Dem Umweltbundesamt zufolge ergaben die Untersuchungen einen Zusammenhang mit Sonnencremes. Trotzdem sollten Sie nicht auf Sonnenschutz verzichten, wenn Sie sich starker Sonnenstrahlung aussetzen.

Darum ist der Weichmacher so gefährlich

Weichmacher (Phthalate) werden harten Kunststoffen beigemengt, um ihnen elastische Eigenschaften zu verleihen. Sie kommen daher etwa in Folien, Lebensmittelverpackungen, Kosmetika, Sportartikeln oder auch Spielzeug vor. Nicht alle Weichmacher gelten jedoch als unmittelbar giftig, daher werden sie weiterhin eingesetzt. Allerdings stehen sie immer wieder im Verdacht, Diabetes, Übergewicht, Asthma und andere Atemwegserkrankungen zu fördern.

Bei dem zurzeit untersuchten Weichmacher handelt es sich um Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP). Das Problem mit diesem Weichmacher: Sein Abbauprodukt, der sogenannte Metabolit MnHexP, sei nach Ergebnissen von Tierversuchen ein fortpflanzungsschädigender Stoff, erklärte Kolossa bereits letzte Woche. Er wirke vor allem auf die Fortpflanzungsorgane männlicher Föten im Mutterleib, könne aber auch für Erwachsene schädlich sein und das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit erhöhen.

Die nachgewiesene Menge muss zwar nicht unbedingt diese Wirkung haben. Ausschließen könne man Schäden auf die Gesundheit aber nicht. Und: Die Gesundheitsschädlichkeit sei zudem additiv mit anderen Phthalaten. Das heißt: Die Wirkungen einzelner Phthalate addieren sich zu einer Gesamtwirkung, wie Kolossa betonte.

Sonnenschutzmittel stehen unter Verdacht

Der Fund versetzte die zuständigen Behörden vergangene Woche in Alarmbereitschaft: "Es ist ein Problem größeren Ausmaßes", sagte die Toxikologin des Umweltbundesamts. Nun seien sie einen Schritt weiter. "In unseren ersten sondierenden Analysen sehen wir einen Zusammenhang zwischen der Belastung mit MnHexP und Kosmetika, darunter insbesondere Sonnenschutzmitteln", sagte Kolossa vom Umweltbundesamt am Donnerstag. Auch viele Cremes, darunter Nachtcremes, enthalten demnach Sonnenschutzmittel.

"Man sollte nun aber auf gar keinen Fall auf Sonnenschutzmittel verzichten", warnte sie zugleich. Die Krebsgefahr durch Sonnenstrahlen sei zu hoch. "Unsere Erkenntnisse reichen zu diesem Zeitpunkt nicht für eine Maßnahmenempfehlung", sagte sie.

Mehr zum Thema Hautkrebs finden Sie hier:

Weichmacher eigentlich seit 2023 verboten

Der Stoff DnHexP darf laut Uba in der EU seit 2023 ohne Zulassung grundsätzlich nicht mehr verwendet werden. Nicht auszuschließen sei allerdings, dass er in Altlasten oder DnHexP-haltigen Importerzeugnissen stecke. Schon seit vielen Jahren ist DnHexP in der EU stark beschränkt beziehungsweise verboten.

Info

Seit dem Jahr 2013 steht der Weichmacher DnHexP in der Europäischen Union auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe. Als Weichmacher ist dieses Phthalat in kosmetischen Mitteln, Lebensmittelkontaktmaterialien und in Spielzeug deshalb nicht mehr zugelassen.

Das Uba habe in einer noch laufenden Umweltstudie zur Gesundheit nach neuesten Daten in etwa 37 Prozent der Proben den Metabolit MnHexP gefunden, sagte Kolossa. Der fortpflanzungsschädigende Stoff MnHexP sei erstmals 2023 entdeckt worden. Das Uba hatte ihn im Urin Erwachsener nachgewiesen, eine Behörde in Nordrhein-Westfalen in dem von Kindergartenkindern. In den Urinproben der Kinder war der Anteil der belasteten Proben von 26 Prozent (2017/18) auf 61 Prozent (2020/21) angestiegen. Zudem habe sich die Konzentration bei hochbelasteten Kindern in etwa verzehnfacht.

Die Suche nach dem Ursprung geht weiter

Die Suche nach der Herkunft des Schadstoffs sei eine Detektivarbeit, berichtete Kolossa. "Wir haben den Fragebogen in der noch laufenden 6. Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit so aufgesetzt, dass wir aufgrund von Hypothesen Fragen stellen." Aufgrund von Erkenntnissen zu anderen Phthalaten sei unter anderem gefragt worden: "Wie häufig benutzen Sie Sonnenschutzmittel?" Das UBA arbeite eng mit EU-Behörden zusammen, um das Ausmaß des Problems in Europa zu erfassen und Maßnahmen zu ergreifen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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