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Diabetes-Risiko: Warum nicht jeder Übergewichtige zuckerkrank wird


Übergewicht als Risiko
Dick = Diabetes? Falsch!

spiegel-online, Julia Merlot

Aktualisiert am 06.07.2014Lesedauer: 3 Min.
Nicht jeder Übergewichtige neigt auch zu Diabetes.Vergrößern des BildesNicht jeder Übergewichtige neigt auch zu Diabetes. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Warum bleiben einige stark Übergewichtige gesund? Ursache ist offenbar ein einziges Molekül im Gewebe, wie Forscher jetzt herausfanden. Die Erkenntnis könnte Dicke vor Diabetes schützen.

Dick macht krank, warnen Ärzte immer wieder. In den meisten Fällen haben sie recht. Im Juni 2013 hat die American Medical Association (AMA) in den USA sogar Adipositas selbst als Krankheit eingestuft. Nun allerdings zeigt eine Studie deutscher und Schweizer Forscher, dass das möglicherweise voreilig war.

Das Risiko, durch Übergewicht krank zu werden, ist zwar deutlich erhöht, doch es gibt Menschen - im Schnitt einer von vier Betroffenen - die trotz starken Übergewichts gesund bleiben. Forscher haben jetzt herausgefunden, woran das liegt: Demnach entscheidet ein Molekül wesentlich über Gesundheit und Krankheit von stark Übergewichtigen.

In Deutschland haben im Schnitt 23 von 100 Menschen deutlich zu viel auf den Rippen - sie gelten als adipös. Körperlich erkranken in der Folge im Schnitt drei von vier der Betroffenen, meist an Typ-2-Diabetes. Dabei kann der Zucker im Blut nicht mehr richtig abgebaut werden. Es drohen Schäden an den Blutgefäßen. Zudem fördert Übergewicht Herzinfarkte und Krebs.

Körpereigenes Enzym fördert Diabetes

Das untersuchte Molekül, die Hämoxygenase (HO-1), wird in zahlreichen Geweben vom Körper selbst produziert. Bislang ging man davon aus, dass es daran beteiligt ist, Gefäße gesund zu halten oder Entzündungen zu unterdrücken. Doch nun zeigte sich seine schädliche Wirkung.

Stark Übergewichtige mit einer hohen Konzentration von HO-1 im Gewebe leiden deutlich häufiger an Folgeerkrankungen wie Diabetes, berichten Harald Esterbauer von der Medizinischen Universität Wien und Kollegen im Fachmagazin "Cell". Der Stoff fördere, anders als bisher vermutet, chronische Entzündungen, die als Risikofaktoren für die Krankheit gelten. Umgekehrt kann ein niedriger HO-1-Pegel die Folgeerkrankung offenbar verhindern.

Das neue Wissen soll helfen, die individuellen Gesundheitsrisiken von Dicken besser einzuschätzen und Medikamente zu entwickeln, die vor Diabetes schützen. "Auch bei anderen altersbedingten Erkrankungen wie Krebs und sogar beim Altern selbst könnte HO-1 eine zentrale Rolle spielen", sagt Esterbauer.

Die Forscher hatten Gewebeproben aus der Leber und dem Fettspeicher von 50 Personen untersucht. Darunter waren stark übergewichtige Probanden mit und ohne Diabetes - und sechs Normalgewichtige. Als stark übergewichtig gilt, wer einen Body-Mass-Index (Verhältnis des Körpergewichts zur Körpergröße zum Quadrat) von über 30 hat.

HO-1-Blocker als Medikament

"Der Zusammenhang zwischen HO-1-Werten und dem Gesundheitszustand der Patienten war überwältigend", sagt Esterbauer. Weder Gewicht, Fettanteil oder die Menge an ungesundem Bauchfett könnten das Erkrankungsrisiko präziser voraussagen. "Das deutet sehr stark darauf hin, dass HO-1 direkt in der Schnittstelle zwischen Übergewicht und Folgeerkrankungen wirkt."

Zusätzliche Experimente mit gentechnisch veränderten Mäusen bestätigten den Zusammenhang zwischen hohem HO-1-Gehalt und größerem Diabetesrisiko: Die Nager waren so verändert worden, dass entweder ihre Leber- oder ihre Immunzellen HO-1 nicht mehr herstellen konnten. Obwohl die Tiere mit extrem fettreicher Nahrung gefüttert wurden, bekamen sie weder Diabetes noch eine Fettleber.

Der Studie zufolge begünstigt HO-1 Diabetes, indem es verhindert, dass die Leber den Insulingehalt im Blut messen kann und ihn bei Bedarf senkt. Demnach baut HO-1 die Insulinbindestelle an den Leberzellen so um, dass das Insulin nicht mehr andocken kann. Durch die Resistenz schießt der Blutzuckerspiegel unbemerkt in die Höhe, Diabetes entsteht, Gefäßschäden drohen.

Nun suchen die Wissenschaftler nach einem Medikament, das das diabetesfördernde HO-1 blockiert. Es könnte die Mehrzahl der stark Übergewichtigen vor der Folgeerkrankung schützen. Erste Ergebnisse erwarten die Forscher in zwei bis drei Jahren. Sollten geeignete Stoffe gefunden werden, dürften bis zu einer therapeutischen Zulassung aber noch einmal sieben bis acht Jahre vergehen.

Heute schützen Bewegung und ausgewogene Ernährung am besten vor Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Vorteil: Es gibt kaum Nebenwirkungen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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