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Reizdarm: Welche Rolle die Psyche spielt


Stressbedingte Darmprobleme
Reizdarm: Welche Rolle die Psyche spielt


Aktualisiert am 19.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Andauernder Stress kann anfällig für einen Reizdarm machen.Vergrößern des Bildes
Andauernder Stress kann anfällig für einen Reizdarm machen. (Quelle: PeopleImages / Getty Images)

Magenkrämpfe, Blähungen, Übelkeit, Verstopfung und Durchfall: Ein Reizdarm-Syndrom belastend. Die Ursache könnten Stress und seelische Probleme sein.

Was den Darm aus dem Gleichgewicht bringt, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Experten vermuten unter anderem psychische Belastungen als einen Risikofaktor. Welche Rolle die Psyche beim Reizdarm-Syndrom spielt.

Ursachen der chronischen Darmbeschwerden

Schätzungen zufolge haben 10 bis 20 von 100 Menschen ein Reizdarmsyndrom. Das Reizdarmsyndrom kann in allen Altersklassen vorkommen – häufig tritt es zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr zum ersten Mal auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Die genauen Ursachen des Reizdarmsyndroms sind nicht abschließend geklärt. Bekannt ist, dass das Reizdarmsyndrom eine familiäre Häufung zeigt. Angaben der S3-Leitlinie "Reizdarmsyndrom" der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) zufolge ist die Wahrscheinlichkeit einen Reizdarm zu entwickeln etwa zwei- bis dreifach erhöht, wenn in der Familie Fälle bestehen.

Auch wird eine Störung der Darm-Hirn-Achse angenommen, die dazu führt, das Betroffene aufgrund veränderter Verschaltungen im Gehirn mehr der normalen Dehnungen und Bewegungen im Magen-Darm-Trakt wahrnehmen und als Beschwerden und Schmerzen empfinden. Ebenso gehören eine erhöhte Empfindlichkeit der Darmnerven, Störungen der Darmmuskulatur, Entzündungen der Darmwand sowie Darminfektionen mit heftigem Durchfall und Fieber zu den diskutierten Auslösern. Lebensmittelunverträglichkeiten und Ernährungsgewohnheiten werden ebenfalls als mögliche Ursachen vermutet.

Depressionen durch Reizdarm?

Immer stärker rückt auch die Rolle von Stress und psychischen Belastungen in den Fokus. "Beim Reizdarm-Syndrom kann davon ausgegangen werden, dass mehrere Risikofaktoren zusammenspielen. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Stress eine wichtige Einflussgröße im Zusammenhang mit Reizdarm ist", sagt Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der auf Psychosomatik spezialisierten Privatklinik Eschweiler bei Aachen. "Anhaltender Stress, psychische Belastungen, aber auch psychische Erkrankungen treten gehäuft mit einem Reizdarm auf."

Der Leitlinie "Reizdarm" zufolge zeigen sich Symptome des Reizdarm-Syndroms verstärkt bei Menschen, die psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen aufweisen. Die Angaben für depressive Erkrankungen schwanken zwischen 20 und 70 Prozent und für Angsterkrankungen zwischen 20 und 50 Prozent. Dabei kommt klinisch der Panikstörung offenbar eine besondere Bedeutung zu: Sie wurde in verschiedenen Studien bei rund 30 Prozent der untersuchten RDS-Patienten gesehen.

Reizdarm und Stress: ein komplexes Zusammenspiel

"Psychisch belastende Lebenssituationen beziehungsweise psychische Erkrankungen können ein Reizdarmsyndrom begünstigen. Andersherum kann ein Reizdarm belastend auf die Psyche wirken und Ängste, Hilflosigkeit und depressive Verstimmungen fördern – und so die Stresstoleranz senken und möglicherweise das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen", sagt Hagemann.

Wie zentrales, vegetatives und enterisches Nervensystem bei den Verdauungsvorgängen zusammenspielen beziehungsweise wie "Bauchhirn" und Kopfhirn“ miteinander verbunden sind, ist erst zum Teil erforscht. Bekannt ist, dass Stress, Ärger und psychische Belastungen bestimmte Nerven überaktivieren und die Produktion bestimmter Botenstoffe anregen können. Zum Beispiel stimuliert Stress die Magensäureproduktion, kann die Verdauung verlangsamen (Verstopfung) oder beschleunigen (Durchfall), die Schmerzwahrnehmung im Magen-Darm-Bereich erhöhen sowie Verkrampfungen in dem Bereich begünstigen.

Ebenfalls muss berücksichtigt werden, dass Stress, belastende Lebenssituationen, Ängste und psychische Erkrankungen häufig Konsum- und Ernährungsgewohnheiten dahingehend verändern, dass der Verdauungstrakt belastet ist. Dies begünstigt Magen-Darm-Beschwerden. Langfristig kann sich das Mikrobiom, also die Bakterien im Darm, verändern. Auch das hat Folgen auf die Darmgesundheit, wie Experten vermuten. Hinzu kommt, dass Stress die Ausschüttung von Stresshormonen fördert, die wiederum Entzündungsprozesse im Körper anregen.

(Quelle: Privat)

Dr. Andreas Hagemann ist Ärztlicher Direktor der auf Psychosomatik spezialisierten Privatklinik Eschweiler bei Aachen.

Psychotherapie als Teil der Behandlung

Da psychische Einflüsse und Reizdarm eng miteinander verknüpft sind, kommt der Psychotherapie bei der Behandlung des Reizdarm-Syndroms bei vielen Betroffenen eine bedeutende Rolle im Behandlungsplan zu. "Hierbei sollen belastende Einflüsse sichtbar gemacht sowie eingeordnet und bearbeitet werden. Ebenso erarbeiten die Betroffenen im Rahmen der Psychotherapie Strategien für einen besseren Umgang mit Stressoren und psychischen Belastungen. Auch werden bereits bestehende psychische Erkrankungen therapiert", so der Facharzt für Psychiatrie.

Wie bedeutsam Stressreduktion bei Reizdarm sein kann, zeigen Untersuchungen: So zeigten Patienten mit permanentem Lebensstress der Leitlinie "Reizdarm" zufolge keine Besserung ihrer Beschwerden über sechs Monate im Vergleich zu 44 Prozent der Patienten ohne Lebensstress.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • awmf.org: "Update S3-Leitlinie. Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie". Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). AWMF-Registriernummer: 021/016. (Stand: Juni 2021)
  • gesundheitsinformation.de: "Reizdarmsyndrom". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): (Stand: 25. September 2019)
  • gesundheitsinformation.de: "Was hilft bei Reizdarm – und was nicht?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): (Stand: 25. September 2019)
  • rki.de: "Gastritis, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. Gesundheitsberichtserstattung des Bundes. Heft 55". Online-Berichtserstattung (PDF) des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: 2013)
  • bzga.de: "Psychosomatische Perspektive". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: 13. Juni 2018)
  • internisten-im-netz.de: "Psyche & Verdauungssystem". Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI). (Stand: Aufgerufen am 31. Oktober 2022)
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