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Putin-Vertraute: Russische Sportlerin lebt auf Teneriffa in Saus und Braus


Luxusleben in Spanien
Putins Olympionikin lebt auf Teneriffa in Saus und Braus


Aktualisiert am 09.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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SPORT-DOPING/PUTINVergrößern des Bildes
Jelena Issinbajewa und Wladimir Putin im Jahr 2016: Die beiden verbindet die Liebe zur Heimat – aber nicht der Wohnort. (Quelle: Maxim Shemetov/reuters)

Einst half Jelena Issinbajewa Putin, seine Macht zu stärken. Heute besitzt sie drei Luxusimmobilien auf den Kanaren. Wieso wird die Olympiasiegerin nicht sanktioniert?

Zweimal olympisches Gold in Athen 2004 und Peking 2008, Bronze in London 2012 – dazu drei gewonnene Weltmeisterschaften, 28 Weltrekorde, die erste Frau, die höher als fünf Meter sprang: Die Karriere von Jelena Issinbajewa ist eine Glanzleistung. Sie gilt als eine der erfolgreichsten Stabhochspringerin der Sportgeschichte.

Zugleich ist die Russin auch eine wichtige Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin, half dem Autokraten, seine Macht zu festigen. Issinbajewa ist Generalmajor des russischen Militärs, außerdem Mitglied in Putins Partei "Einiges Russland". 2018 war sie im Wahlkampfteam des Machthabers, schrieb vor drei Jahren sogar an der neuen Verfassung des Landes mit, die es Putin ermöglicht, bis 2036 Präsident zu bleiben. Die "Frankfurter Allgemeine" nannte sie einst die "Allzweckwaffe des Kremls".

Flucht aus Russland

Nun jedoch zeigen neue Recherchen der Stiftung von Alexei Nawalny, dass die Sportlerin ihrer Heimat den Rücken gekehrt hat – und sich ein luxuriöses Leben auf Teneriffa aufbaut, der beliebten spanischen Ferieninsel vor der Küste Afrikas.

Insgesamt drei Immobilien soll die 41-Jährige dort besitzen, drei Millionen Euro sollen die Villen und Eigentumswohnung zusammen wert sein, berichtet die Anti-Korruptions-Stiftung in einem neuen Video. Bereits im Juli berichtete t-online darüber, dass Issinbajewa sich offenbar nach Spanien abgesetzt habe. Damals tauchten Fotos der Russin von der spanischen Ferieninsel auf.

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Neue Recherchen der Nawalny-Stiftung zeigen: Bereits zweieinhalb Wochen nach Kriegsausbruch, Anfang März 2022, posierte die Ex-Sportlerin mit einem spanischen Einbürgerungsanwalt für ein Foto auf Teneriffa. Issinbajewa signierte daneben, bedankte sich für die "professionelle Arbeit, die Unterstützung und Anleitung".

Der Anwalt nannte die Sportlerin in einem mittlerweile gelöschten Facebook-Post eine "prominente russische Businesswoman im Immobiliensektor der Kanarischen Inseln". Offenbar half der Anwalt ihr, einen Aufenthaltstitel für das EU-Land zu bekommen.

Denn Issinbajewa investiert offenbar großzügig auf den Kanaren. Bereits 2018 kaufte sie eine Wohnung im Süden der Insel mit Infinity-Pool und Blick auf den Atlantik. Im vergangenen Jahr kamen zwei Häuser dazu, berichtet Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung. Beide Häuser befinden sich in einer Anlage, sind knapp 250 und 300 Quadratmeter groß, beide mit zwei Terrassen, Pool und Aufzug.

Während Russland die Ukraine überfällt, sie mit Kriegsverbrechen überzieht und sich international isoliert, liegt also ausgerechnet eine von Putins größten Unterstützerinnen in der spanischen Sonne. Obwohl viele andere, etwa die zahlreichen Oligarchen des Landes, mit Sanktionen belegt sind, nicht in die EU einreisen dürfen oder dort nicht an ihr Geld kommen.

"Die Tatsache, dass sie so einfach eine Aufenthaltsgenehmigung in Spanien erhalten hat, sorgt für Empörung", kommentiert Sergey Shilov, ehemaliger Mitarbeiter des russischen Sportministeriums, der Russland mittlerweile verlassen hat. "Insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache, dass gewöhnliche Russen, die vor dem Regime und dem Krieg geflohen sind, regelmäßig mit der Verweigerung von Aufenthaltsgenehmigungen und der Schließung von Bankkonten konfrontiert werden."

Geschichte der Olympionikin ist kein Einzelfall

Die Anti-Korruptions Stiftung hat die Europäische Union und die spanische Regierung gebeten, Issinbajewa jetzt auf die Sanktionsliste zu setzen. "Issinbajeva ist ein lebhaftes Beispiel einer typischen Putin-Ermöglicherin", kommentieren die Macher des Videos der Nawalny-Stiftung. "Sie hat ihren Namen und ihre Reputation an den Kreml verkauft, hat dazu beigetragen, Putins kannibalistisches Regime aufzubauen, und packt dann still und leise ihre Koffer und flieht nach Europa."

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Doch Issinbajewa ist kein Einzelfall. Vor allem die Familien vieler Putin-Unterstützer machen es sich in Europa bequem. Die Tochter von Boris Obsnosov, Chef einer russischen Holdinggesellschaft, die unter anderem Raketenwaffen produziert, lebt mit ihrer Familie in Prag. Maria Kitayeva, frühere Beraterin des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu und Moderatorin, reiste im vergangenen Jahr mehrmals für Shoppingtrips nach Ungarn und Italien, berichtet die Nawalny-Stiftung.


Quotation Mark

"Ich lebe dort, wo ich arbeite, ich esse, was mir schmeckt, ich bin mit Menschen zusammen, die ich schätze und respektiere."


Jelena Issinbajewa, russische Stabhochspringerin


Michail Borissowitsch Chodorkowski, ehemaliger russischer Geschäftsmann und Putin-Kritiker, verurteilt die Sanktionspolitik in der "Washington Post" als "unsystematisch" und "minderwertig". "Vertreter der Antikriegs-Opposition, die in Russland verfolgt werden, haben Schwierigkeiten, in den Westen zu ziehen", sagte er. "Während Vertreter von Putins Elite, die im Voraus eine europäische Aufenthaltsgenehmigung erworben haben, gut im Westen leben und dort das in Russland gestohlene Geld ausgeben."

Issinbajewa selbst hat sich auf VKontakte, dem russischen Facebook, geäußert. Die Vorwürfe bezeichnet sie als "Falschmeldungen". "Ich lebe dort, wo ich arbeite, ich esse, was mir schmeckt, ich bin mit Menschen zusammen, die ich schätze und respektiere."

Die Recherchen der oppositionellen Anti-Korruptions-Stiftung sind bisher oft richtig gewesen. Die Macher des Videos sagen zum Schluss: "Niemand sollte seiner Verantwortung entfliehen können. Jene Personen, die Putin geholfen haben, seine Macht zu mehren, sollte es nicht erlaubt werden, in Frieden in Europa zu leben."

Verwendete Quellen
  • acf.international: "ACF demanded sanction against Putin supporters Yelena Isinbayeva and Maria Kitayeva" (English)
  • vk.com: Jelena Isinbaewa (Russisch)
  • faz.net.: "Die Allzweckwaffe des Kreml"
  • washingtonpost.com: "Russians tied to Putin or military sidestep sanctions and draw protest" (Englisch)
  • insidethegames.biz: "Sergey Shilov: Yelena Isinbayeva cannot pretend she is not part of the Russian system" (Englisch)
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