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"Nowichok": Das Nervengift für den Anschlag auf Ex-Spion Sergei Skripal


Gift für Anschlag auf Ex-Spion
"Es ist Folter. Es ist unmöglich, sich vorzustellen"

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe

Aktualisiert am 13.03.2018Lesedauer: 2 Min.
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Ein Militär mit Gasmaske am Tatort: Nun steht fest, welches Gift für den Anschlag auf den russischen Ex-Spion in Großbritannien verwendet wurde.Vergrößern des Bildes
Ein Militär mit Gasmaske am Tatort: Nun steht fest, welches Gift für den Anschlag auf den russischen Ex-Spion in Großbritannien verwendet wurde. (Quelle: Chris J. Ratcliffe/getty-images-bilder)

Ein russischer Ex-Spion und seine Tochter ringen in Großbritannien mit dem Tod. Sie wurden Opfer eines Anschlags mit einem sowjetischen Nervengift. Der Entwickler der Substanz packt aus.

Es ist der 4. März, als der Ex-Spion Sergei Skripal und seine Tochter im englischen Salisbury zusammenbrechen. Auf einer Bank vor einem Supermarkt verdrehen sich ihre Augen, Schaum tritt ihnen vor den Mund, wie es Augenzeugen schildern. Zahlreiche weitere Menschen werden verletzt, ein herbeigeeilter Polizist liegt ebenfalls tagelang im Koma. Noch immer ringen der 66-jährige Skripal und seine 33-jährige Tochter in einer Klinik mit dem Tod.

Russland hinter Anschlag vermutet

Nun steht fest: Bei dem Attentat auf den russischen Überläufer ist ein Nervengift aus sowjetischer Entwicklung zum Einsatz gekommen: "Nowichok", zu Deutsch "Neuling". Die britischen Ermittler und die britische Regierung gehen davon aus, dass Russland die Fäden bei dem Anschlag zog. Nun packt ein russischer Forscher aus, der half, das Gift zu entwickeln. Er schildert, wie es wirkt.

"Es ist Folter. (...) Sie können sich das Grauen nicht vorstellen", sagt Wil Mirsajanow der britischen "Daily Mail". Er muss es wissen. Als Wissenschaftler half der heute 83-Jährige der Sowjetunion bei der Entwicklung der Substanz. 1992 enthüllte er aus dem Exil Details zum Chemiewaffenprogramm, das er mit vorantrieb.

Extrem tödlich – extrem selten

"Es lähmt Menschen, es verursacht dir Krämpfe und du kannst nicht atmen. Und danach stirbst du, falls die Dosis hoch genug ist", sagt Mirsajanow der britischen Zeitung. "Selbst in kleinen Dosen können die Schmerzen wochenlang anhalten."

Das Gift ist nicht nur tödlich – es ist auch extrem ungewöhnlich. Laut dem Nachrichtensender CNN gibt es nur wenige Wissenschaftler außerhalb Russlands, die über Erfahrungen mit dem Stoff verfügen. Denn "Neuling" unterlag lange Zeit höchster Geheimhaltung. Bis heute ist kein Staat bekannt, der das russische Gift reproduziert hat.

Farblos, geruchlos, geschmacklos

Entwickelt wurde das Gift zwischen den 70er- und 90er-Jahren in der Sowjetunion. Die rund 100 Varianten der Substanz gehören zu den tödlichsten Nervenkampfstoffen, die jemals hergestellt wurden. Die farblosen, geruchlosen und geschmacklosen Stoffe können über die Haut und die Atmung in den Körper gelangen – und offenbar als Spray oder Puder verabreicht werden. Als mögliches Behandlungsmittel kommt Atropin infrage. Eine Genesung sei aber unwahrscheinlich, sagen Experten. "Neuling" soll außerdem extrem schwer nachzuweisen sein.

Es handele sich bei "Nowichok" um eine "sehr fortgeschrittene chemische Waffe", zu deren Einsatz nur sehr wenige Staaten in der Lage seien, sagt der Chemiewaffenexperte Hamish de Bretton-Gordon gegenüber CNN. Der ehemalige britische Soldat war in seiner aktiven Zeit Kommandeur des Spezialregiments, das für den Umgang mit chemischen, biologischen und nuklearen Waffen ausgebildet ist. Es sei "höchst unwahrscheinlich", dass Kriminelle oder Terroristen den Stoff aus russischen Beständen gestohlen haben könnten.

Bis Dienstagabend wird eine Stellungnahme Moskaus zu den Vorwürfen aus Großbritannien erwartet.

Verwendete Quellen
  • dpa
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