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Krieg im Nahen Osten: Hamas, Hisbollah & Taliban – Israel gegen die Islamisten


Israels Todfeinde
Die überraschende Folge der Hamas-Gräuel

Von Lucas Maier

Aktualisiert am 12.10.2023Lesedauer: 4 Min.
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Eine brennende Israelfahne in den Straßen von Beirut (Libanon): Islamisten im Nahen Osten sind durch den Antisemitismus geeint.Vergrößern des Bildes
Eine brennende Israelfahne in den Straßen von Beirut (Libanon): Islamisten im Nahen Osten sind durch den Antisemitismus geeint. (Quelle: Daniel Carde/imago-images-bilder)

Israel wird vom Terror der islamistischen Hamas härter getroffen als je zuvor. Die Hamas ist jedoch nicht die einzige Terrorgruppe, die Israel feindselig gegenübersteht. Ein Überblick über die Region.

Islamistischer Terror gegen Israel: Seit dem Wochenende greift die radikalislamische Hamas das Land an, erstmals sogar mit Bodentruppen. Die Terroristen überwanden die Grenzanlagen zum Gazastreifen und attackierten im Süden des mehrheitlich jüdischen Staates Zivilisten und Militärangehörige. Mehr zur Hamas lesen sie hier.

Video | Grausame Szenen von Massakers in Kibbuz erschüttern
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Quelle: t-online

Die Brutalität des Angriffs ist in der Geschichte des Nahostkonflikts einmalig. Doch Israel gerät nicht das erste Mal ins Visier islamistischer Judenhasser. In der Vergangenheit war das Land immer wieder Ziel von Attacken, islamistischen Gruppen ist der jüdische Staat seit Langem ein Dorn im Auge.

Auf politischer Ebene zieht sich die Feindschaft gegen das Land im Norden entlang des schiitischen Halbmonds bis in den Iran. Im Süden reichen israelfeindliche Haltungen bis auf den afrikanischen Kontinent. Zuspruch für ihren Großangriff erhielt die Hamas unter anderem von der Hisbollah im Libanon sowie den Revolutionsgarden im Iran. Das schrieb das Center for Middle East and Global Order (CMEG) in seinem aktuellen Report.

Doch was bedeutet das in der derzeitigen Situation? Ist eine Ausweitung des Konflikts denkbar – und wer stellt neben Hisbollah und Hamas noch eine Gefahr für Israel dar? t-online gibt einen Überblick.

Wie einflussreich sind die Islamisten-Gruppen im Nahen Osten?

Seit der Staatsgründung im Jahr 1948 befand sich Israel bereits dreimal im Krieg mit seinen Nachbarstaaten. Der bis heute andauernde Konflikt mit Palästina ist eine direkte Folge des Sechstagekriegs, in dem Israel den Gazastreifen und das Westjordanland einnahm.

In der Folge kam es zu zwei Intifadas, Aufständen der Palästinenser gegen die Besatzungsmacht Israel. Mehr zu der umkämpften Geschichte Israels lesen Sie hier. Wie verbreitet die militanten Gruppen im Nahen und Mittleren Osten sind, zeigt eine Auflistung aus dem Jahr 2020:

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Der israelische Staat sah sich in der Vergangenheit Aggressionen seiner Nachbarstaaten ausgesetzt. Auch islamistische Terrorgruppen erklärten Israel immer wieder zu einem ihrer Hauptfeinde. Ein wesentliches ideologisches Element, das die terroristischen Gruppen verbindet, ist der im Islamismus verankerte Antisemitismus.

Der Islamismus ist im Niedergang

"In der arabischen Welt ist eine starke Antipathie gegen Israel fast flächendeckend verbreitet. Besonders stark ist diese Ablehnung in den direkt angrenzenden Regionen zu spüren", sagt Tilman Seidensticker, Islamwissenschaftler an der Universität Hamburg, t-online. "Der vorläufige Niedergang des Islamismus wird sich durch das widerwärtige Handeln der Hamas beschleunigen."

Im Nahen und Mittleren Osten stechen laut Seidensticker neben Hisbollah und Hamas zwei Organisationen heraus. "Alle anderen sind im Moment marginalisiert. Der Islamismus befindet sich seit Jahren in einem Stadium des Niedergangs."

Wird Al-Qaida wieder zur wachsenden Bedrohung?

Mit dem Ziel, eine islamische Avantgarde für den bewaffneten Gotteskrieg zu werden, gründete sich Al-Qaida bereits Ende der 1980er-Jahre. Die Gruppe ist für den Anschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 und weitere Anschläge auf der ganzen Welt verantwortlich. Im Nahen und Mittleren Osten ist das Terrornetzwerk in folgenden Staaten aktiv:

  • Saudi-Arabien
  • Afghanistan
  • Syrien
  • Jemen

Eine starke Feindschaft mit Israel rückte bei der Terrorgruppe erst später in den Mittelpunkt. "Der Fokus auf Israel und Palästina erwies sich als nützlich für Al-Qaida", sagt Seidensticker.

Die Größe des Al-Qaida-Zweigs auf der arabischen Halbinsel schätzt die Bundesakademie für Sicherheit auf bis zu 4.000 Terroristen. Der Ableger gilt als schlagkräftigster Zweig der Terrororganisation.

Wie groß ist die Gefahr durch den "Islamischen Staat"?

Der sogenannte Islamische Staat (IS) soll aktuellen Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) zufolge bis zu 7.000 Mitglieder und Unterstützer alleine in Syrien und dem Irak haben. Im Jahr 2017 erlitt die Terrororganisation ihre bisher schwerste Niederlage: Unter den Angriffen einer internationalen Koalition brach die IS-Kontrolle über Regionen in Syrien und dem Irak zusammen.

"Pläne, der Existenz Israels entgegenzuwirken, bestanden beim IS von der ersten Minute an", so Seidensticker. Dieser Unterschied zu Al-Qaida war einer der Gründe, warum sich die beiden Gruppen in der Vergangenheit teils feindselig gegenüberstanden. Und das, obwohl beide der religiösen Strömung des Salafismus zuzurechnen sind.

In diesen Regionen im Nahen und Mittleren Osten ist der IS aktiv:

  • Sinai-Halbinsel (Ägypten)
  • Jemen
  • Afghanistan
  • Irak

Im Nahen Osten versuchte der IS, auch in Jordanien Fuß zu fassen. Eine größere Wirkung konnte die Terrororganisation im östlichen Nachbarland von Israel allerdings nicht entfalten. Seidensticker: "In Jordanien hat der Staat militante Islamisten gut unter Kontrolle."

Welche Rolle spielen die Salafisten?

Nördlich von Israel agiert nicht nur die Hisbollah im Libanon, sondern auch Al-Qaida in Syrien. Im Süden droht neben der Terrormiliz Hamas in Gaza zudem der IS in Ägypten. Doch wie wahrscheinlich ist eine weitere Eskalation durch islamistische Gruppen im Nahen Osten? Experte Seidensticker: "Die Solidarität mit der Hamas wird auch schnell nachlassen."

Ägypten habe zuletzt die Grenze zum Gazastreifen geschlossen. Für Terroristen dürfte damit der Weg in den bewaffneten Kampf erschwert worden sein. "Solidaritätsbekundungen sind denkbar – mehr aber vermutlich nicht", glaubt Seidensticker. Eine Solidarisierung mit der schiitischen Hisbollah im Süden erscheine ebenfalls als unwahrscheinlich.

Die beiden großen Säulen des Islamismus

Das Phänomen des Islamismus lässt sich im Groben in zwei Säulen teilen. Auf der einen Seite der Salafismus und auf der anderen die Muslimbruderschaft. IS und Al-Qaida sind dem salafistischen Teil zuzuordnen. Hamas und Hisbollah werden den Muslimbrüdern zugerechnet. Während die Anhänger des Islamismus der Muslimbrüder weniger dogmatisch auftreten, lassen die Salafisten keinerlei abweichende Auslegungen des Koran zu.

Die Bewaffnung der terroristischen Gruppierungen spielt, vor dem Hintergrund der jüngsten Aggressionen gegenüber Israel, ebenfalls eine entscheidende Rolle. Sie ist weder mit denen der Hisbollah noch mit denen der Hamas vergleichbar. Während die beiden Gruppen im Libanon und dem Gazastreifen staatliche Aufgaben wahrnehmen, existieren IS und Al-Qaida nur noch im Untergrund. Erschwerend kämen noch die inhaltlichen und strategischen Differenzen hinzu. "Eine Waffenbruderschaft ist sehr unwahrscheinlich", schließt Seidensticker.

Verwendete Quellen
  • palestinechronicle.com: "This is How Hezbollah Responded to Hamas’ Call for Resistance" (englisch)
  • content.app-sources.com: "Fokus Iran, KW 40, 02. Oktober — 08. Oktober 2023" (PDF)
  • verfassungsschutz.de: "Antisemitismus im Islamismus" (PDF)
  • crp-infotec.de: "TERRORGRUPPEN IM NAHEN OSTEN"
  • kas.de: "Vom regionalen zum globalen Djihad"
  • baks.bund.de: "Al-Qaida seit 2011: Kampf gegen den 'Fernen Feind' oder Regionalisierung?"
  • swp-berlin.org: "Das Ende des IS?"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
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