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Bald Musterschüler? China will von Trumps Klima-Eklat profitieren


Plötzlich Klimaschützer
Wie Trump China die Führungsrolle überlässt

ap, Matthew Pennington

Aktualisiert am 03.06.2017Lesedauer: 4 Min.
Kanzlerin Angela Merkel und der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang stehen im Rahmen einer Reihe von Vertragsunterzeichnungen im Bundeskanzleramt zusammen.Vergrößern des BildesKanzlerin Angela Merkel und der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang stehen im Rahmen einer Reihe von Vertragsunterzeichnungen im Bundeskanzleramt zusammen. (Quelle: dpa-bilder)
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Von Donald Trumps Klima-Kehrtwende könnte vor allem China profitieren. Bei der Solar- und Windenergie steht das Riesenreich an der Weltspitze. Der Rückzug der USA öffnet weitere Möglichkeiten für die Wirtschaft.

Bei der Reduzierung seiner Emissionen und dem Umstieg auf erneuerbare Energien macht China schon heute gewaltige Fortschritte. Die Volksrepublik erzeugt ein Fünftel ihres Stroms aus regenerativen Quellen, in den USA sind es zum Vergleich nur 13 Prozent. Der Ausstieg von US-Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaschutzabkommen dürfte China nun weiter nützen: Das Land könnte unverhofft eine Führungsrolle einnehmen im Kampf gegen die globale Erwärmung und bei der Förderung grüner Technologien.

Trumps Ankündigung wurde international mit Kritik aufgenommen und verstärkte nach Kurswechseln beim Freihandel und der Auslandshilfe den Eindruck, dass die USA auf dem Rückzug sind. China ist möglicherweise bereit, die Lücke zu füllen.

Zwar ist der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen nach wie vor stark von Kohle abhängig, und die Umweltverschmutzung bleibt ein riesiges Problem für die 1,3 Milliarden Einwohner. Doch die kommunistische Führung zeigt sich zu einem grundlegenden Wandel bereit. Angesichts dieses Versprechens richtet sich viel Aufmerksamkeit auf Peking, das sich auf der Weltbühne behaupten will.

"Trump macht es ihnen einfacher"

Schon vor Trumps Wahl hätten sich die Chinesen hier klar positioniert, sagte Carolyn Bartholomew, Vorsitzende einer Kommission des US-Kongresses zu den Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und der Volksrepublik. Mit Blick auf Trump erklärte sie: "Er macht es ihnen nur einfacher, indem er die USA aus der globalen Verantwortung herauszieht."

Wenige Tage vor Trumps Erklärung im Rosengarten des Weißen Hauses hatte China der EU versichert, unabhängig von der Entscheidung der USA das Klimaabkommen bewahren zu wollen. Bei einem Gipfeltreffen am Freitag in Brüssel einigten sich beide Seiten auf eine entsprechende Erklärung, die allerdings wegen Differenzen über einen anderen Passus der gesamten Schlusserklärung nicht verabschiedet werden konnte.

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Selbst potenzielle Partner in den USA strecken schon ihre Fühler über den Pazifik aus. Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown kündigte an, er werde in dieser Woche nach China reisen, um sich ausländische Unterstützung für das Bemühen um eine Reduktion von Emissionen zu sichern. Solche Allianzen gäben wichtige Impulse für eine Zukunft mit sauberen Energien, sagte Brown.

Doch Chinas neue Funktion als einende Kraft ist nicht auf die Umwelt beschränkt. Nach Trumps Rückzug von der traditionellen Dominanz der USA bei Handel und Entwicklung füllte Peking das Vakuum. Von neuen Straßen und Häfen über Bankkredite bis zu Energieprojekten - rund um den Globus ist immer mehr "Made in China".

"Neue Seidenstraße" zwischen Asien und Europa

Zum Leidwesen Washingtons gründete China im vergangenen Jahr seine eigene Entwicklungsbank, um Bedürfnisse zu decken, die US-geführte Institutionen wie die Weltbank nicht erfüllten. Im vergangenen Monat präsentierte Präsident Xi Jinping als Gastgeber vor mehr als 20 Staats- und Regierungschefs seine Wirtschaftsinitiative einer "Neuen Seidenstraße" zwischen Asien und Europa. Zuvor hatte er sich in einer viel beachteten Rede beim Weltwirtschaftsforum in Davos zum freien Welthandel bekannt.

Trump dagegen stieg aus der von seinem Vorgänger Barack Obama geplanten Transpazifischen Partnerschaft aus, einem Handelsabkommen mit einem Dutzend Staaten von den USA über Chile bis Japan. China wäre daran nicht beteiligt gewesen. Trump plant außerdem drastische Kürzungen bei der humanitären Unterstützung und der Entwicklungshilfe für die ärmsten Länder der Welt.

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Beim Thema Klima lässt Peking den Worten Taten folgen. Der geplante Bau von mehr als 100 neuen Kohlekraftwerken wurde kürzlich aufgegeben. Stattdessen will die chinesische Regierung bis zum Ende des Jahrzehnts umgerechnet mindestens 320 Milliarden Euro in Ökoenergie-Projekte stecken. Der Steinkohleverbrauch des Landes ging 2016 das dritte Jahr in Folge zurück. Seine Klimaziele bis 2030 könnte China bereits zehn Jahre früher erreichen.

Hinter dem entschlossenen Kurs stehen innenpolitische Imperative: die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung über die Luftverschmutzung, die sinkende Wasserqualität und die Bodenverseuchung durch die galoppierende Industrialisierung. Weltweit ist China noch immer für etwa die Hälfte des gesamten Kohleverbrauchs verantwortlich.

USA sind isoliert

Obamas Bemühungen, China in Klimafragen einzubinden, trugen zur Beschleunigung des Wandels bei. Ein Abkommen zwischen beiden Staaten, den größten CO2-Emittenten, setzte ein internationales Vorgehen in Gang, das schließlich in dem von fast 200 Regierungen bestätigten Vertrag von Paris gipfelte. Mit Trumps Rückzug gehören die USA neben Nicaragua und Syrien zu den einzigen Staaten außerhalb des Abkommens.

China dagegen übernimmt nach drei Jahrzehnten rapiden Wirtschaftswachstums nun eine Führungsrolle im asiatisch-pazifischen Raum und darüber hinaus. Dahinter steht nicht nur der Wunsch der Regierung nach einer Modernisierung des Landes, sondern auch der nach weltweiter Anerkennung und einer Überwindung der Demütigungen aus Kolonial- und Kriegszeiten im 19. und 20. Jahrhundert.

Bei den riesigen umweltpolitischen Anstrengungen der kommenden Jahrzehnte steht China noch am Anfang. Während das Land bei der Solar- und Windenenergie an der Weltspitze steht, ist die Wirtschaft doch nach wie vor abhängig von energieintensiven, schmutzigen Industriezweigen. China sei beim Kampf gegen den Klimawandel "sowohl Führer als auch Nachzügler", sagte die Energieexpertin Sarah Ladislaw vom Zentrum für strategische und internationale Studien in Washington.

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