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Tschernobyl-Sperrzone wird Solarfeld


31 Jahre nach Atomkatastrophe
Tschernobyl-Sperrzone wird Solarfeld

Von afp, dpa, jasch

17.01.2018Lesedauer: 3 Min.
Sarkophag über Reaktor 4 in Tschernobyl: Nahe der gigantischen Schutzkonstruktion errichtet ein deutsches Unternehmen das erste Solarkraftwerk der Ukraine.Vergrößern des BildesSarkophag über Reaktor 4 in Tschernobyl: Nahe der gigantischen Schutzkonstruktion errichtet ein deutsches Unternehmen das erste Solarkraftwerk der Ukraine. (Quelle: EPA/EBRD PHOTOSTREAM)
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Energiewende auf ukrainisch: Direkt neben dem havarierten Reaktor entsteht in Tschernobyl das erste Solarkraftwerk des Landes. Auch eine deutsche Firma baut mit.

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem größten Atomunfall der Geschichte entsteht in der Sperrzone um das havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl das erste Solarkraftwerk der Ukraine. Die neue Ein-Megawatt-Anlage wird etwa 100 Meter vom sogenannten "Sarkophag" entfernt errichtet, einer gigantischen Konstruktion, die die Überreste des 1986 zerstörten Reaktors verschließt.

"Dieses Solarkraftwerk deckt den Strombedarf von etwa 2000 Haushalten", sagte Yevgen Varyagin, Chef des ukrainisch-deutschen Unternehmens Solar Chernobyl. Das Konsortium aus der ukrainischen Firma Rodina Energy Group und dem deutschen Unternehmen Enerparc hat nach eigenen Angaben eine Million Euro in das Solarfeld investiert. Etwa 3800 Solarpaneele werden auf einer Fläche von etwa zwei Fußballfeldern errichtet.

Verseucht, aber für bestimmte Zwecke geeignet

Die noch immer verstrahlten Gebiete rund um die Reaktoren sind seit der Katastrophe Sperrgebiet. Menschen dürfen dort im Prinzip nicht mehr wohnen, Landwirtschaft darf ebenfalls nicht betrieben werden. Nun versuchen die Behörden, das Gebiet zumindest industriell zu nutzen. "Die Fläche ist für innovative und wissenschaftliche Projekte gut geeignet", sagte der ukrainische Umweltminister Ostap Semerak zu AFP.

"Die Arbeiten sind natürlich unter verschärften Bedingungen", sagte Enerparc-Vorstand Stefan Müller dem "pv magazine". Der Aufwand des Baus in der Sperrzone übersteige den Bau vergleichbarer Anlagen an anderen Orten, da die Bauarbeiter beispielsweise nicht graben dürften. "Wir sehen die Anlage aber als Pilotanlage und hoffen, dass weitere Anlage gebaut werden", sagte der Enerparc-Vorstand dem Magazin zufolge weiter.

Insgesamt stellen die ukrainischen Behörden den Investoren 25 Quadratkilometer für Solarfelder in der Sperrzone zur Verfügung. Das deutsch-ukrainische Konsortium möchte langfristig 100 Millionen Euro investieren und Kraftwerke mit insgesamt 100 Megawatt Leistung errichten, sagte Müller weiter.

Ein Sarkophag soll 100 Jahre Sicherheit garantieren

Im November 2016 hatten Spezialisten die Ruine des havarierten Reaktors mit einer Schutzhülle verschlossen. Der 36.000 Tonnen schwere Sarkophag soll 100 Jahre Sicherheit vor radioaktiver Strahlung garantieren. Deutschland beteiligt sich nach Angaben des Umweltministeriums mit etwa 200 Millionen Euro am Bau der gigantischen Schutzhülle.

Ende 2017 wurde bekannt, dass sich die Abschlussarbeiten an der Schutzhülle über der Atomruine verzögern. Die Installation der Membranen, die den sogenannte Sarkophag mit der bestehenden Gebäudestruktur verbinden, dauere wegen der hohen Strahlenbelastung länger als erwartet, hieß es dazu in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen.

So lief die größte Atomkatastrophe der Geschichte ab

Die Atomkatastrophe von Tschernobyl hatte am 26. April 1986 ihren Anfang genommen. Im Reaktor 4 des ukrainischen Atomkraftwerkes kam es zu einer Explosion, der Reaktorkern schmolz. Wolken trugen Radioaktivität nach Westeuropa. Einen Tag später räumten die Behörden die nahegelegene Stadt Prypjat mit 50.000 Einwohnern. Zwei Tage nach der Explosion wurden in Polen und Skandinavien hohe Radioaktivitätswerte gemessen, später auch in Teilen Deutschlands und anderen Ländern Europas.

Die sowjetische Nachrichtenagentur Tass gab am Abend bekannt, dass sich in Tschernobyl ein Unglück ereignet habe. Erst am 14. Mai informierte Kremlchef Michail Gorbatschow in einer Fernsehansprache die Öffentlichkeit. Drei Reaktorblöcke gehen in den folgenden Monaten wieder in Betrieb. Erst Ende 2000 gehen die letzten Blöcke vom Netz. 2012 beginnt schließlich der Bau einer Stahlhülle über dem ursprünglich sanierten Sarkophag.

Quellen:
- dpa, AFP
- Bloomberg
- Artikel des "pv magazine"

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