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Fall Sergej Skripal: Johnson droht mit Boykott der WM in Russland


Ex-Spion in England vergiftet
Briten drohen Russland mit WM-Boykott

Von rtr
Aktualisiert am 07.03.2018Lesedauer: 3 Min.
Polizisten bewachen ein Lokal in Salisbury: Vor dem Restaurant wurden der vergiftete Ex-Spion und dessen Tochter gefunden.Vergrößern des BildesPolizisten bewachen ein Lokal in Salisbury: Vor dem Restaurant wurden der vergiftete Ex-Spion und dessen Tochter gefunden. (Quelle: Steve Parsons/ap-bilder)
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Ein russischer Ex-Spion liegt in England im Sterben. Nun drohen die Briten Russland mit ungewöhnlichen Konsequenzen, sollten die etwas damit zu tun haben: Dem Boykott der Fußball-WM.

Großbritannien hat Russland mit neuen Sanktionen und einem Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft gedroht, falls die Regierung in Moskau hinter der schweren Erkrankung eines Ex-Doppelagenten stecken sollte. Der britische Außenminister Boris Johnson brachte vor dem Parlament in London beide Optionen ins Spiel, warnte aber zugleich vor voreiligen Schlüssen.

Anti-Terroreinheit übernimmt Ermittlungen

"Wenn ich an die Weltmeisterschaft in diesem Sommer denke, meine ich, dass eine normale Teilnahme des Vereinigten Königreichs sehr schwer vorstellbar ist", sagte Johnson mit Blick auf Spekulationen über eine Rolle Russlands im Fall Skripal. Für die Fußball-WM vom 14. Juni bis 15. Juli in Russland hat sich das Team aus England qualifiziert, das in Gruppe G gegen Belgien, Tunesien und Panama antritt.

Unterdessen übernahm die britische Anti-Terroreinheit die Ermittlungen. Großbritanniens nationaler Sicherheitsrat kam am Dienstag zusammen, um die Angelegenheit zu diskutieren, wie ein Regierungssprecher mitteilte. Premierministerin Theresa May, Johnson und andere hochrangige Minister wurden über den Stand der Ermittlungen informiert. Obwohl der Vorfall nicht mit Terrorismus in Verbindung gebracht wurde, übernahm die britische Anti-Terrorismuseinheit am Dienstag die Ermittlungen, weil sie die Erfahrung für solche "ungewöhnlichen Umstände" habe, hieß es.

Außenminister droht neue Sanktionen an

Johnson sagte zudem, es könne sehr gut sein, dass die britische Regierung gezwungen sei, sich die Sanktionen und andere Maßnahmen erneut anzusehen, wenn sich ein Verdacht gegen Russland bestätige. Es wäre aber falsch, voreilige Schlüsse aus den Ermittlungen zu ziehen. Die Regierung in London werde angemessen und robust reagieren.

Johnson sagte nicht, ob er britische Sanktionen gegen Russland oder eine Verschärfung von EU-weiten Maßnahmen bevorzugt, die wegen der russischen Unterstützung von Separatisten in der Ost-Ukraine verhängt wurden. Er bestätigte, dass es sich bei den in der englischen Stadt Salisbury bewusstlos Aufgefunden um den 66-jährigen Skripal und dessen 33-jährige Tochter Yulia handelt.

Stadtzentrum nach Fund abgeriegelt

Sie waren Sonntag auf einer Bank vor einem Einkaufszentrum aufgefunden worden. Beide befinden sich in einem kritischen Zustand in der Intensivstation eines Krankenhauses. Die Polizei riegelte das Gebiet, wo Skripal gefunden wurde, und eine Pizzeria im Stadtzentrum ab.

Es würden Zeugen befragt, forensische Proben genommen und toxikologische Untersuchungen ausgeführt, sagte der Chef der britischen Anti-Terror-Einheit Mark Rowley dem BBC-Hörfunk. Mit Blick auf den Giftmord am ehemaligen russischen Spion Alexander Litwinenko sagte er, man müsse sich der Tatsache bewusst sein, dass es eine staatliche Bedrohung gebe.

Polizisten konnten Krankenhaus wieder verlassen

Für die Öffentlichkeit besteht nach offiziellen Angaben keine Gefahr. Zwei Polizeibeamte, die nach ihrem Einsatz mit Krankheitssymptomen ebenfalls ins Krankenhaus gebracht worden waren, konnten das Hospital einem BBC-Bericht zufolge wieder verlassen.

Skripal war Agent des russischen Militärgeheimdienstes. 2006 wurde er in einem Geheimprozess in Russland wegen des Verrats russischer Spione an den britischen Geheimdienst zu 13 Jahren Haft verurteilt. 2010 kam er im Zuge eines Austauschs von Spionen zwischen Russland und westlichen Staaten nach Großbritannien.

Der Fall weckt Erinnerungen an den russischen Ex-Spion Litwinenko, der 2006 in London mit radioaktivem Polonium-210 vergiftet worden war. In einem britischen Untersuchungsbericht wurde dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, die Tat wahrscheinlich persönlich gebilligt zu haben. Das russische Präsidialamt hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Putin-Sprecher Dmitri Peskow bot den britischen Behörden eine Zusammenarbeit im Fall Skripal an. Bislang sei jedoch keine solche Anfrage eingegangen. Der Präsidialamtssprecher bezeichnete den Vorgang als "tragische Situation". Über die Hintergründe habe er keine Informationen, auch nicht darüber, ob Skripal noch russischer Staatsbürger sei.

Verwendete Quellen
  • Reuters
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