Israel: Eine Spezialeinheit spürt die Hamas-Terrorzellen auf

Israel sucht noch immer nach den Verstecken der Hamas. Die "Einheit 504" hat dabei eine besondere Aufgabe.

Eine Spezialeinheit der israelischen Armee (IDF) soll nach Militärangaben eine wichtige Rolle bei den Schlägen gegen die Hamas in Gaza spielen – ohne dabei selbst Waffen einzusetzen. Die "Einheit 504" ist so etwas wie die militärische Version des israelischen Mossad-Geheimdienstes. Hauptaufgabe der Spezialkräfte soll die Suche nach Hamas-Terroristen in Gaza sein. Wie die "Jerusalem Post" berichtet, werden dabei vornehmlich Palästinenser verhört.

Die Spezialisten versuchen, verlässliche Informationen über den Verbleib der Hamas-Führung und die Infrastruktur der Terrorgruppe zu erhalten. Sie haben Spione ausgesandt, aber auch Verhörspezialisten. Wie viele Mitglieder die Einheit hat, ist Geheimsache. Informationen über sie sind spärlich, doch jetzt hat die IDF zumindest einige Informationen über die Spezialkräfte veröffentlicht. Mitglieder der israelischen Einheit hätten Militärreportern Einblicke in die Arbeit der Einheit gegeben, nachdem die Verhöre beendet waren und auch Videos veröffentlicht.

Wer der Hamas zugeordnet wird, wird demnach in geheime Verhörräume gebracht und nach Details über die Hamas befragt. So habe ein Mann angegeben, dass er 80 bis 100 Hamas-Mitglieder im Al-Schifa-Krankenhaus gesehen habe. Sie seien teilweise als medizinisches Personal gekleidet gewesen, soll er in Verhören erzählt haben.

Die Informationen, die vom Militärgeheimdienst gesammelt wurden, seien wichtig für Entscheidungen der Armee. So habe man aufgrund der Verhöre erfahren, dass Raketen in Decken gewickelt im Krankenhaus transportiert worden seien oder wo Tunneleingänge vermutet werden. Unter welchen Umständen die Gefangenen befragt wurden und wie freiwillig sie Informationen preisgeben, kann allein auf Basis der IDF-Angaben nicht geklärt werden.

Auch schon in Syrien und Libanon eingesetzt

Die "Einheit 504" soll den Berichten zufolge ein eigenes Hauptquartier in Gaza eröffnet und eine Gruppe eingesetzt haben, die sich nur mit Gaza-Informationen beschäftigt sowie die Südgrenze Israels überwacht. Die Größe der Einheit soll sich verdoppelt haben, es sollen ihr auch besonders ausgebildete Reservisten angehören. Gegründet wurde sie bereits 1948 unter dem Namen "Modin 10". Sie wurde später mit ähnlichen Abteilungen zusammengelegt und erhielt den Namen "Einheit 504".

Vor den Hamasangriffen hatten sich die Militärgeheimdienstler zum großen Teil mit dem Libanon, Syrien und anderen arabischen Ländern beschäftigt. So soll sie unter anderem syrischen Milizen mit medizinischer Ausrüstung an den Golan-Höhen geholfen haben.

500 Verhaftungen seit den Hamas-Angriffen

Seit den Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober habe die Einheit 500 mutmaßliche Terroristen verhaftet und verhört und 300 weitere, seit Israel mit einer Gegenoffensive begonnen habe.

Nach Angaben der IDF hätten die Hinweise der "Einheit 504" zu 100 Angriffen auf Ziele geführt, in denen Hamas-Terroristen vermutet wurden. "Bislang haben wir im Rahmen der Invasion mehr als 300 Terroristen festgenommen, die zu einem längeren Verhör nach Israel gebracht wurden", wurde ein hochrangiger Kommandeur der "Einheit 504" zitiert. "Die Informationen, die aus der Befragung dieser Gefangenen hervorgingen, waren von enormem Wert, führten zur Ausschaltung anderer Terroristen und zur Verbesserung der Sicherheit unserer Streitkräfte."

Viele Hinweise aus der Bevölkerung

Angeblich würden auch viele Anrufe aus der palästinensischen Bevölkerung kommen, die Hinweise auf die Hamas geben würden. "Wir haben Tausende Anrufe von Kollaborateuren erhalten, und zwar in einer Größenordnung, die es in dieser Einheit noch nie gegeben hat. Es ist offensichtlich, dass die Bewohner des Gazastreifens mit dem barbarischen Verhalten der Hamas nicht zufrieden sind. Der normale Bürger versteht, dass die Hamas den Bewohnern des Gazastreifens eine Katastrophe beschert, von der sie sich nur schwer erholen werden", wurde ein hoher Beamter der Einheit 504 in der IDF-Erklärung zitiert.

Man habe daraufhin Dutzende arabisch sprechende Agenten ausgesandt, die Verhöre von Verdächtigen durchführen können. Diese würden entweder vor Ort befragt oder nach Israel gebracht.

Hightech-Gerät für den Häuserkampf

Auch technologisch sei die Einheit weit fortgeschritten. So habe sie ein Gerät entwickelt, mit dem Soldaten eine virtuelle Rundumsicht erhalten – um sich besser in den Straßen von Gaza bei den Häuserkämpfen zurechtzufinden. Die Videos für das Programm wurde von "Einheit 504"-Spionen vor Ort aufgenommen.

Und schließlich sei es auch die "Einheit 504" gewesen, die Zehntausende von Palästinenser aufgefordert hätten, Gaza-Stadt zu verlassen und in Richtung Süden zu ziehen. Man habe zehn Millionen elektronische Nachrichten verschickt und 30.000 Telefonanrufe durchgeführt sowie Kampagnen in den sozialen Medien organisiert.

Israel hat nach den Hamas-Attacken auf israelische Siedlungen am Gazastreifen am 7. Oktober massive Gegenangriffe durchgeführt. Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist, die Hamas-Terrorgruppe zu zerstören. Bei Angriffen auf vermutete Terrorzellen sind Tausende Zivilisten nach palästinensischen und WHO-Angaben getötet worden.

Die Lage in Gaza hat sich seit den Angriffen für die Zivilbevölkerung drastisch verschlechtert. Der Hamas wird vorgeworfen, Krankenhäuser und Schulen als Schutzschild zu benutzen und wichtige Güter, wie Dieselvorräte, nicht freizugeben. Israel hat die Bewohner Gazas aufgefordert, wegen der Kriegshandlungen in den Süden des Gazastreifens zu flüchten.