Die Regierung in Tokio reagiert scharf auf einen erneuten Raketentest Nordkoreas. Das Geschoss erreichte japanische Gewässer.
Die Rakete, mutmaßlich vom Typ Scud, flog nahe der Küstenstadt Wonsan aus rund 450 Kilometer weit, teilte der südkoreanische Generalstab am Montag mit. Der japanische Regierungssprecher Yoshihide Suga sagte, zunächst habe es keine Berichte über Schäden an Flugzeugen oder Schiffen in dem Gebiet gegeben. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe verurteilte den Test.
"Unakzeptable Provokation"
Das US-Pazifikkommando teilte mit, es habe das Geschoss sechs Minuten verfolgt, bis es ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) gestürzt sei. Nach japanischen Angaben stürzte die Rakete rund 300 Kilometer nördlich der Oki-Inseln und 500 Kilometer westlich der Insel Sado ab.
Abe erklärte, Nordkoreas Provokation, indem es die wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft ignoriere, sei "absolut unakzeptabel". Japan wolle gemeinsam mit der Schutzmacht USA "konkrete Schritte" unternehmen, um Nordkorea Einhalt zu gebieten, sagte Abe.
Südkorea beruft Sicherheitsrat ein
Der südkoreanische Präsident Moon Jae In rief eine Sitzung des Sicherheitsrats ein. Von der staatlich kontrollierten, nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem Test. Diese hatte zuvor jedoch einen Bericht veröffentlicht, nach dem Machthaber Kim Jong Un einen erfolgreichen Start eines Waffensystems gegen Luftfahrzeuge überwacht habe. Demnach soll Kim gesagt haben, dass sich die Fähigkeiten des Systems, Ziele aufzuspüren und zu verfolgen, "bemerkenswert" verbessert hätten.
Neben diversen ballistischen Raketenstarts hat Nordkorea im vergangenen Jahr im Januar und September zwei Atomtests vorgenommen. Experten schätzen, dass Nordkorea bereits fähig ist, seine Kurzstreckenraketen mit nuklearen Sprengköpfen auszustatten. Der genaue Status des Atomwaffenprogramms des Landes ist unklar.
Kims Raketen sollen USA erreichen können
Ultimatives Ziel von Pjöngjang ist es, eine Langstreckenrakete mit nuklearem Sprengkopf zu entwickeln und damit US-Festland treffen zu können. Davon ist Nordkorea laut Experten zwar noch mehrere Jahre entfernt. Doch jeder Test bringt Pjöngjang näher an sein Ziel heran.
Für die neuen Präsidenten in den USA und in Südkorea sowie ihre Verbündeten dürfte die Bedrohung aus Pjöngjang die wohl größte außenpolitische Herausforderung ihrer jeweiligen Amtszeiten werden. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump arbeitet noch an einer politischen Strategie im Umgang mit Nordkoreas Atomprogramm.
Der neue Präsident in Seoul, der Liberale Moon Jae In, hatte signalisiert, ein Zivilprogramm zum Nachbarn auszubauen. Doch Analysten sagen, dies werde er vermutlich nicht weiter verfolgen, da Nordkorea bei der Entwicklung seines Nuklearprogrammes bereits zu weit gegangen sei.