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"Büro 39" schmuggelt Elfenbein in Kims Auftrag


Nordkoreas Devisen-Diplomatie
"Büro 39" schmuggelt Elfenbein in Kims Auftrag

t-online, Jonas Mueller-Töwe

13.10.2017Lesedauer: 2 Min.
Kim Jong Un: Geheimbüros im kommunistischen Machtapparat versorgen sein Regime mit Finanzmitteln.Vergrößern des BildesKim Jong Un: Geheimbüros im kommunistischen Machtapparat versorgen sein Regime mit Finanzmitteln. (Quelle: Wong Maye-E/ap-bilder)
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Ein mysteriöses "Büro 39" ist im kommunistischen Parteiapparat Nordkoreas für die Finanzierung des Regimes zuständig. Im Auftrag des Büros sorgen Nordkoreas Diplomaten für illegale Devisen. Ein neuer Bericht enthüllt die Verstrickungen der Staatsbeauftragten in den Elfenbeinschmuggel aus Afrika.

"Diplomaten kamen aus Afrika beladen mit Rhino-Horn, Elfenbein und Goldklumpen", erzählt ein nordkoreanischer Dissident, der eine Tarnfirma in Chinas Hauptstadt leitete und anonym bleiben will. "Jede Botschaft in Afrika kam zwei oder drei Mal im Jahr." Und die dubiose Tarnfirma sowie die Schmuggelaktivitäten seien keine Einzelfälle gewesen. Im Gegenteil: Der Schmuggel sei unter den nordkoreanischen Diplomaten weit verbreitet.

Den Diplomaten Nordkoreas auf der Spur

Geführt hat das Gespräch mit dem Dissidenten der preisgekrönte Investigativ-Journalist Julian Rademeyer aus Südafrika. Er geht seit Langem dem illegalen Handel mit Erzeugnissen aus der Wilderei nach. Und schon lange ist er dabei den Diplomaten Nordkoreas in den Staaten Afrikas auf der Spur. Seit 1986 seien dort in 18 bekannt gewordenen Fällen Nordkoreaner mit diplomatischer Immunität in den Schmuggel von Rhino-Horn und Elfenbein involviert gewesen, schreibt Rademeyer in seinem Bericht für die "Globale Initiative gegen Transnational Organisierte Kriminalität" in Genf.

Bereits 2008 hatte der US-Kongress die Einkünfte Nordkoreas aus illegalen Aktivitäten auf rund 500 Millionen Dollar jährlich geschätzt. Neben Waffen- und Drogenhandel zählte der Kongress bereits damals auch den Handel mit bedrohten Tierarten zu den Vergehen.

"Büro 39" auf der US-Sanktionsliste

Auch wenn der Kongress einräumte, die Zahlen zum Umfang des Handels seien spekulativ: Dass ein Geheimbüro innerhalb des nordkoreanischen Parteiapparats im Ausland Geld für das Regime organisiert, gilt der US-Regierung als erwiesen. Im Jahr 2010 ließ der damalige US-Präsident Barack Obama das sogenannte "Büro 39" auf die Sanktionsliste des US-Finanzministeriums setzen – es versorge die Führungsriege der Diktatur mit Finanzmitteln, die es zum Teil in illegalen Aktivitäten erwirtschafte.

Rademeyer schreibt nun unter Berufung auf seine Gespräche mit Dissidenten von einer weiteren Geheimabteilung: dem "Büro 38". Es sei angeblich dafür zuständig, die Kim-Familie direkt mit Geld zu versorgen. Sowohl das "Büro 38" als auch das "Büro 39" seien Auftraggeber von Schmuggelaktivitäten. Und viele nordkoreanische Staatsbürger im Ausland hätten den Auftrag sogenannte "Loyalitätszahlungen" zu leisten.

Diplomaten verdienen nur bis zu 1100 Dollar

Allerdings kommen neben dem direkten staatlichen Auftrag auch weitere Motive infrage: Laut Thae Yong-ho, der stellvertretender Botschafter Nordkoreas in Groß-Britannien war, bis er 2016 nach Südkorea überlief, verdienen Diplomaten des Regimes zwischen 900 und 1100 Dollar pro Monat. Der Schmuggel ermögliche ihnen, sowohl die "Loyalitätszahlungen" zu leisten, als auch Geld für sich selbst abzuzweigen. Ihre diplomatische Immunität mache es unwahrscheinlich, dass sie mit Konsequenzen rechnen müssten.

Und tatsächlich: 1992 wurde ein nordkoreanischer Diplomat aus Zimbabwe ausgewiesen. Die Regierung beschuldigte ihn des Versuchs, mehrere Rhino-Hörner in einer Tasche außer Landes zu bringen, schreibt Rademeyer. Später wurde er Botschafter seines Landes in Italien. Seit Februar ist er der nordkoreanische Botschafter in der Schweiz.

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