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Ein Jahr Macht für Donald Trump: Er würde wieder gewinnen


Ein Jahr Trump-Wahl
Er würde wieder gewinnen

MeinungFabian Reinbold

Aktualisiert am 08.11.2017Lesedauer: 3 Min.
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Donald Trump: Ein Jahr nach dem Wahlsieg steht er gar nicht so schlecht daVergrößern des Bildes
Donald Trump: Ein Jahr nach dem Wahlsieg steht er gar nicht so schlecht da (Quelle: dpa-bilder)

Vor einem Jahr schockierte Donald Trumps Wahlsieg die Welt. Seine Gegner trösten sich bis heute mit verfrühten Abgesängen auf seine Präsidentschaft – dabei ist er stärker, als viele denken.

Ein Kommentar von Fabian Reinbold

Der Schock ist noch nicht verwunden. Auch ein Jahr danach geht es fast täglich um jenen 8. November 2016 und die Frage, wie es so weit kommen konnte, dass Donald Trump die amerikanische Präsidentschaftswahl gewinnen konnte: In Washington, wo die Rolle Moskaus Gegenstand mehrerer Untersuchungen ist, im Rest des Landes, das der Wahlsieger nicht versöhnt, sondern weiter gespalten hat, und weltweit – wo sich Trump-Gegner abwechselnd empören oder lustig machen über den seltsamsten aller US-Präsidenten.

Er macht es ihnen ja auch einfach: Trump zeigt sich unfähig zu lernen, ist in gleich mehrere Skandale verstrickt, hat keines seiner angeblichen Herzensprojekte wie Mauerbau oder Obamacare-Abschaffung voran gebracht – und weist die schlechtesten Zustimmungswerte auf, die für einen US-Präsidenten je gemessen wurden. Pünktlich zum Trump-Jahrestag haben jetzt republikanische Kandidaten auch noch ihre Gouverneurswahlen in drei Bundesstaaten verloren.

Ist Trump damit schon gescheitert, der Spuk bald wieder vorbei? Diese Hoffnung ist verständlich, aber doch fatal. Sie erinnert an die bekannten Selbstbeschwichtigungen von politischen Gegnern und Beobachtern aus dem Jahr 2016, Trump könne niemals die Vorwahlen gewinnen oder schon gar nicht Präsident werden.

Vielmehr ist es so: Am Jahrestag seines überraschendes Wahlsieges sitzt Trump fester im Sattel, als es viele wahrhaben wollen. Die Welt muss weiter mit Präsident Trump rechnen – nicht nur für vier Jahre, sondern womöglich für eine nächste Amtszeit.

Sechs Gründe sprechen aus heutiger Sicht dafür:

1. Auch wenn die Zustimmungswerte miserabel sind und zwischen 33 und 42 Prozent liegen: Sie sagen wenig aus über seine Chancen, wiedergewählt zu werden. Zum einen bleibt die Zustimmung unter Republikanern hoch (über 80 Prozent). Zum anderen hat Trump auch im November 2016 keine absolute Mehrheit gebraucht, um die Wahl im electoral college zu gewinnen: Er holte insgesamt drei Millionen Stimmen weniger als Hillary Clinton. Solche bundesweiten Umfragen verraten außerdem wenig über Trumps Stärke in potentiell wahlentscheidenden Bundesstaaten. Dort zeigte sich vor einem Jahr: Viele Wähler haben für ihn gestimmt, auch wenn sie ihn als Politiker gar nicht mögen.

2. Trump droht auch nach einem Jahr voller Skandale und Skandälchen keine Amtsenthebung. Seine Partei stellt noch mindestens ein Jahr die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses – und die Abgeordneten stehen zwar zähneknirschend, aber treu zu ihrem Präsidenten. Eine Revolte gegen Trump könnte sie selbst ihre Macht kosten, fürchten sie. Die beiden Senatoren, die in den vergangenen Wochen öffentlich mit ihm abrechneten, kandidieren im kommenden Jahr nicht mehr.

3. Unabhängig von der Frage, ob es ein Verdienst Trumps oder seines Vorgängers Barack Obama ist: Die US-Wirtschaft boomt, der Dow Jones ist auf Rekordhoch, die Arbeitslosigkeit auf Rekordtief. Die Entwicklung steht unter anderem wegen der astronomisch hohen Staatsverschuldung zwar auf wackligen Füßen, dennoch: Sollte der Boom anhalten, wird Trump profitieren.

4. Trump hat zwar bislang nur per präsidialem Erlass regiert und keinerlei Projekte durch den Kongress gebracht. Doch die gesetzgeberischen Misserfolge dürfte der Populist seiner Basis ganz einfach erklären können: Schuld ist das Establishment. Frei nach dem Motto: Ich will ja, aber der Kongress lässt mich nicht. Diese schlichte Argumentation scheint seine Anhänger bislang nicht zu stören.

5. Trump kann auch als unbeliebter Politiker die Wahl gewinnen. Das zeigte er 2016 gegen Clinton, die noch unbeliebter war. Zur Zeit ist auch für 2020 kein ernsthafter Herausforderer in Sicht. Die Demokraten liegen nach dem Clinton-Debakel in Trümmern, machen momentan nur Schlagzeilen, weil sie sich mit Inbrunst darüber streiten, wer in den eigenen Reihen die größte Schuld an der Niederlage trägt.

6. Schließlich kann Trump bei der kommenden Wahl auf den üblichen Amtsbonus hoffen. Ein Präsident kann sich als mächtigster Mann der Welt und als Oberbefehlshaber der Truppen sonnen, das macht in der Regel Eindruck. Das letzte Mal, dass ein US-Präsident nach einer Amtszeit nicht wieder gewählt wurde, ist mittlerweile 25 Jahre her. Es war George Bush senior.

Natürlich lässt sich keine seriöse Prognose über die kommenden drei Jahre abgeben, erst recht beim bislang unberechenbarsten aller US-Präsidenten. Die nicht enden wollende Russland-Affäre, die krummen Geschäfte seines Clans, nicht zuletzt seine Eitelkeit: Vieles kann dem Präsidenten politisch gefährlich werden.

Trotzdem glaubt sein Umfeld aus guten Gründen an Trumps Chancen auf eine zweite Amtszeit und steckt längst mitten in der Vorbereitung. Von Januar bis September sammelten seine Helfer bereits 36 Millionen Dollar ein – für den Wahlkampf 2020.

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