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"Drecksloch"-Affäre: Entschuldigung von Donald Trump gefordert


Trumps "Drecksloch"-Äußerungen
Ein Kontinent fordert eine Entschuldigung

ap, küp

Aktualisiert am 13.01.2018Lesedauer: 3 Min.
US-Präsident Trump ist berüchtigt für seine verbalen Ausfälle. Seine jüngsten Äußerungen lösen vor allem in Afrika Frust aus.Vergrößern des BildesUS-Präsident Trump ist berüchtigt für seine verbalen Ausfälle. Seine jüngsten Äußerungen lösen vor allem in Afrika Frust aus. (Quelle: Evan Vucci/ap-bilder)
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Einwander aus Norwegen statt aus "Dreckslöchern" wie Haiti oder afrikanischen Ländern: Hat sich US-Präsident Trump als Rassist geoutet? Abgeordnete wollen ihm einen Maulkorb anlegen. Und ein ganzer Kontinent fordert eine Entschuldigung.

Nach einer abfälligen Bemerkung über Haiti, El Salvador und afrikanische Staaten hat sich US-Präsident Donald Trump in privaten Gesprächen verteidigt. In Telefonaten mit Freunden und Beratern soll er sich nach Informationen der Nachrichtenagentur AP nicht entschuldigt haben. Vielmehr sollte das von ihm verwendete Wort "Dreckslöcher" ("shithole countries") seiner Ansicht nach als freimütige Beschreibung der Umstände in manchen Ländern zu verstehen sein. Die Kritik an der Bemerkung ist indes ungebrochen.

Am Donnerstag hatte Trump in einem Gespräch mit Demokraten und Republikanern über das Thema Einwanderung gefragt, warum die USA mehr Migranten aus Haiti und "Dreckslöchern" wie Staaten in Afrika aufnehmen sollten. Stattdessen legte er nahe, sein Land solle mehr Einwanderer aus Ländern wie Norwegen zulassen.

Afrikanische Botschafter fordern Entschuldigung

Die Afrikanische Union zeigte sich nach dem Kommentar schockiert. Die AU sei alarmiert, sagte die Sprecherin der Organisation, Ebba Kalondo. "Wenn man die historische Realität bedenkt, wie viele Afrikaner die Vereinigten Staaten als Sklaven erreichten, steht die Aussage zu allem im Widerspruch, was akzeptiertes Verhalten und Praxis ist."

Der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, nannte die Bemerkung "unglücklich", gerade weil die USA ein einzigartiges Beispiel dafür seien, wie Einwanderung zum Aufbau einer Nation auf den Grundlagen von Vielfalt, Toleranz und Chancen beitrage.

Dem Protest schlossen sich auch die Botschafter der afrikanischen Staaten bei den Vereinten Nationen an. Sie verurteilten die "unerhörten rassistischen und fremdenfeindlichen" Aussagen und forderten ebenfalls eine Entschuldigung. Die Diplomaten äußerten sich zudem besorgt über den "fortwährenden und zunehmenden Trend der US-Regierung", den afrikanischen Kontinent "und Farbige herabzuwürdigen".

Präsident von El Salvador reagiert auf Twitter

Auch aus anderen Teilen der Welt kamen entrüstete Reaktionen. "Die Äußerungen des Präsidenten der Vereinigten Staaten treffen die Würde des salvadorianischen Volkes", schrieb der Präsident von El Salvador, Salvador Sánchez Cerén, auf Twitter.

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Trump selbst meinte die "Drecksloch"-Äußerung dem Vernehmen nach nicht rassistisch. Vor Freunden und Beratern soll er betont haben, er habe bloß das ausgedrückt, was viele Menschen dachten. In Telefonaten mit Vertrauten sah er offenbar die Medien dafür verantwortlich, die von ihm beabsichtigte Bedeutung verzerrt zu haben.

US-Medien sprechen von Rassismus

Medienmacher reagierten nach der vulgären Bemerkung kritisch. Der CNN-Korrespondent im Weißen Haus, James Acosta, sagte, alles komme anscheinend darauf zurück, dass der Präsident "tief im Innern vielleicht ein Rassist" sei. Eine Radiomoderatorin von MSNBC, Rachel Maddow, nannte Trump "einen offen rassistischen Präsidenten".

Auf Twitter hatte Trump zuvor geschrieben, "nie etwas Abfälliges über Haiti" gesagt zu haben. "Außer dass Haiti offenkundig ein sehr armes und notleidendes Land ist." Die Demokraten hätten ihm falsche Aussagen in den Mund gelegt.

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/951793123985973248

Kritik auch aus den eigenen Reihen

Im Ausland schlugen die Wellen der Kritik auch außerhalb Afrikas hoch. Der linke EU-Politiker Gianni Pittella aus Italien sagte, Trump habe vergessen, vor dem Gespräch über Einwanderer sein Gehirn anzuschalten. Nach Mexikanern und Muslimen seien es nun "Haiti, El Salvador und Afrikaner, auf die durch die wahnsinnigen und rassistischen Wörter des US-Präsidenten abgezielt wird."

In den USA wurde Trump auch mit Kritik aus den eigenen Reihen konfrontiert. Der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, sagte, die Wortwahl sei nicht hilfreich gewesen. Seine Vorfahren seien aus Irland eingewandert und die Menschen hätten auf sie herabgesehen, sagte Ryan bei einem Auftritt an der Universität Wisconsin-Milwaukee.

Demokraten bringen Zensur-Resolution ein

Der republikanische Senator Lindsey Graham, der Trump nach den Angaben eines demokratischen Amtskollegen bei dem Treffen am Donnerstag Widerworte gab, stritt nicht ab, dass der Präsident die "Drecksloch"-Bemerkung gemacht hatte. "Alle, die bei dem Treffen waren, wissen, was ich gesagt habe und was ich fühle. Ich habe immer daran geglaubt, dass die USA eine Idee sind – nicht definiert durch ihre Menschen, sondern durch Ideale."

Zwei demokratische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus wollen Trump nun gar mit Zensur belegen. Cedric Richmond und Jerrold Nadler bekundeten, eine entsprechende Resolution gegen Trump und seine "engstirnige Angstmacherei" über Haiti und Afrika einbringen zu wollen. Richmond ist Vorsitzender des sogenannten Black Caucus, eines Gremiums schwarzer Politiker im US-Kongress. Nadler ist der höchste Demokrat im Justizausschuss des Repräsentantenhauses.

Kaum Chancen gegen republikanische Mehrheit

Die beiden erklärten, Trump habe Länder beschimpft, aus denen viele in die USA eingewanderten Menschen "erhebliche Beiträge" für die Vereinigten Staaten geleistet hätten. Der Vorstoß hat zwar kaum eine Chance in dem von Republikanern kontrollierten Repräsentantenhaus. Dennoch sagten Richmond und Nadler, er sei wichtig. Amerika sei ein "Leuchtturm der Hoffnung". Trumps Worte spiegelten nicht die Gefühle der meisten Amerikaner wider.

Quelle:
- AP

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