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USA: Donald Trumps Rückkehr aus dem Krankenhaus ist eine verpasste Chance


Rückkehr ins Weiße Haus
Hat sich Trump mit seiner Corona-Show verkalkuliert?


Aktualisiert am 06.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Alles ok? US-Präsident Donald Trump streckt die Daumen hoch, als er aus dem Krankenhaus ins Weiße Haus in Washington zurückkehrt.Vergrößern des Bildes
Alles ok? US-Präsident Donald Trump streckt die Daumen hoch, als er aus dem Krankenhaus ins Weiße Haus in Washington zurückkehrt. (Quelle: Alex Brandon/ap)

Boris Johnson hat nach seiner Corona-Infektion den Ernst der Lage betont. Donald Trump wählte einen anderen Weg. Der könnte ihn bei der Wahl entscheidende Stimmen kosten.

Kurz nachdem der Regierungschef das Krankenhaus verlassen hatte, sandte er eine Videobotschaft auf Twitter: "Es ist schwierig, Worte zu finden, die meine Schuld zum Ausdruck bringen." Der konservative Politiker dankte seinen Mitbürgern, die so viele Mühen auf sich nehmen, um sich und andere zu schützen. Und den Krankenhausmitarbeitern. Vor allem Jenny aus Neuseeland und Luis aus Portugal, die ununterbrochen an seinem Bett standen, als es kritisch wurde. Nur mit ihrer Hilfe habe er die Coronavirus-Infektion überstehen können.

So oder so ähnlich haben sich wohl einige Teammitglieder aus Trumps Wahlkampfteam dessen Abgang aus dem Krankenhaus vorgestellt. Die Worte stammen aber nicht von Donald Trump, sondern vom britischen Premier Boris Johnson. Der war im Frühjahr schwer an dem Virus erkrankt, verbrachte sieben Tage im Krankenhaus, davon drei auf der Intensivstation.

Zunächst die Gefahr heruntergespielt

Noch Anfang März hatte Johnson genauso wie Trump die Gefahr des Virus heruntergespielt. Er habe ein Krankenhaus besucht und dort jedem die Hand geschüttelt, sagte der Premier bei einer Pressekonferenz. Nur wenige Tage später führte die britische Regierung dann doch strengere Maßnahmen ein.

Nach der eigenen Infektion gab sich Johnson reumütiger, schrieb Ende März einen emotionalen Brief und wandte sich schließlich mit ernsten Worten in dem Video an die Briten. Seiner Regierung gelang es zwischenzeitlich sogar, die Pandemie in Großbritannien einzudämmen, wenngleich aktuell die Corona-Fälle wieder ansteigen und Johnson erneut unter Druck steht.

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Trump wählte einen anderen Weg. "Ich habe viel über das Coronavirus gelernt und eine Sache ist sicher: Lasst euch nicht davon dominieren. Habt keine Angst davor. Ihr werdet es bekämpfen", sagte der Präsident, nachdem er am Montagabend mit einem Hubschrauber aus dem Krankenhaus zum Weißen Haus zurückgebracht wurde. "Wir haben die beste medizinische Ausrüstung, die beste Medizin", sagte Trump, der wohl noch ansteckend ist, weiter. Nachdem er das Video auf einem Balkon des Weißen Hauses aufnahm, kehrte er ohne Maske in das Innere seines Regierungssitzes zurück.

Wahlkampfteam hoffte auf anderes Verhalten

Dass die meisten US-Amerikaner wohl kaum eine solch präsidiale Behandlung erfahren würden wie Trump, sagte der US-Präsident nicht. Auch nicht, dass bereits mehr als 200.000 Amerikaner an der Krankheit starben. Dafür erzählte er, er habe sich schon am Wochenende besser gefühlt als vor 20 Jahren. Trump hatte am frühen Morgen des 2. Oktober bekanntgegeben, dass er sich mit dem Coronavirus angesteckt habe. Noch am Abend wurde er in das Walter-Reed-Krankenhaus eingeliefert. Den Schritt deklarierte das Weiße Haus zunächst als Vorsichtsmaßnahme. Später aber sagte sein Arzt, Trumps Zustand sei doch ernster gewesen.

Als eine verpasste Chance bewerten Wahlkampfmitarbeiter Trumps Botschaft, schreibt die "New York Times". Der Präsident hätte zeigen können, dass Covid-19 zwar ernst zu nehmen sei, aber bekämpft werden könne. Auf diese Weise hätte Trump vor der Wahl am 3. November doch noch gemäßigtere Wählergruppen ansprechen können, die sich von ihm abgewandt haben.

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump sich unfähig zeigt, Empathie zu beweisen. Im Wahlkampf 2015 etwa spottete er über den ihm kritisch gegenüberstehenden republikanischen Senator John McCain: "Er ist ein Kriegsheld, weil er in Gefangenschaft war. Ich bevorzuge Menschen, die nicht gefangen genommen wurden."

Gesundheit des Präsidenten spielt große Rolle

Spätere Medienberichte, nach denen er gefallene Soldaten als "Verlierer" bezeichnete, wies Trump zwar zurück. Bei Teilen der in den USA sehr angesehenen Gruppe der Veteranen aber ließ sich der Eindruck, Trump habe keinen Respekt vor ihnen, nicht mehr abschütteln.

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Auch die unklaren Informationen über Trumps Gesundheitszustand könnten sich negativ auf die Wahlentscheidung vieler Amerikaner auswirken. Denn die Gesundheit der Kandidaten spielt im Rennen um die Präsidentschaft eine wichtige Rolle. Nicht umsonst hat Trump seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden die Spitznamen "Sleepy Joe" und "Slow Joe" gegeben, um ihn als tatterigen Greis darzustellen.

Wegen der vielen widersprüchlichen Informationen zu Trumps Gesundheitszustand aus dem Weißen Haus wissen viele Amerikaner nicht, was sie noch glauben können. Stattdessen nehmen sie einen Präsidenten wahr, der die Infektion wohl noch nicht vollständig überstanden hat, aber deren Folgen herunterspielt. Und während die Fallzahlen im Weißen Haus weiter ansteigen, läuft der wohl noch infektiöse Hausherr ohne Maske mitten hinein.

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