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Varoufakis schießt gegen Wolfgang Schäuble: "Geschichte wird ihn richten"


Reaktion auf Wolfgang Schäubles Tod
Varoufakis: "Die Geschichte wird Schäuble hart richten"

Von Tobias Eßer, Malte Bollmeier

Aktualisiert am 28.12.2023Lesedauer: 2 Min.
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Merz trauert um Schäuble: "Ich verliere meinen engsten Freund und Ratgeber" (Quelle: Reuters)

Nach seinem Tod ergießt sich eine Welle der Anerkennung über Wolfgang Schäuble. Doch nicht alle stimmen in die Lobeshymne ein: Aus Griechenland kommt viel Kritik.

In einigen Teilen Europas war der am Dienstagabend verstorbene Wolfgang Schäuble (CDU) nicht beliebt. Insbesondere in Griechenland steht der ehemalige Finanzminister in der Kritik für die Sparpolitik, die das südeuropäische Land infolge der extremen Staatsverschuldung ab 2011 verfolgen musste.

Hauptgegenspieler des damaligen Finanzministers Wolfgang Schäuble war Yanis Varoufakis. Der Ökonom und frühere Finanzminister Griechenlands galt seit 2011 als einer der schärfsten Kritiker Schäubles. Das zeigt sich auch im Nachruf, den der Grieche am Tag nach dem Ableben des CDU-Urgesteins auf seiner Website veröffentlichte.

Video | Ein Leben für die Politik: Wolfgang Schäuble ist tot
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Quelle: dpa

Varoufakis: Schäuble verkörpert explosiven Widerspruch

In seinem Text wirft Varoufakis Schäuble vor, zur Personifizierung des Euro geworden zu sein. Um die europäische Währung zu retten, habe der CDU-Politiker in Deutschland einen "brutalen Sparkurs" eingeführt. In Griechenland habe er dagegen "demokratische Institutionen abgebaut", führt Varoufakis weiter aus.

Damit sei Schäubles politisches Erbe ein Paradox in sich. "Schäuble verkörperte den explosiven Widerspruch, der sowohl die Euro-Krise als auch die Politik zu ihrer Bekämpfung hervorbrachte", schreibt der ehemalige griechische Finanzminister. Es sei eine Politik gewesen, "die einerseits zur Verarmung Griechenlands und andererseits zur gegenwärtigen Deindustrialisierung Deutschlands und zum Abgleiten Europas in die geopolitische Bedeutungslosigkeit führte."

"Die Geschichte wird ihn hart richten"

Zum Abschluss fällt Varoufakis ein hartes Urteil über Wolfgang Schäuble: "Die Geschichte wird ihn hart richten. Aber nicht härter als diejenigen, die seinem katastrophalen Projekt und seiner Politik erlegen sind."

Die radikale Sparpolitik hatte schwere Auswirkungen auf die griechische Gesellschaft. Viele Menschen verloren ab 2011 ihre Arbeit, die Suizidrate im südeuropäischen Land stieg zwischen 2011 und 2015 um 45 Prozent – die Zahl der schweren Depressionen verdoppelte sich infolge der staatlichen Sparpolitik.

Griechische Zeitung: "Schlimmste Version der deutschen Rasse"

Laut der "Bild" lassen auch zahlreiche griechische Zeitungen kein gutes Haar an Schäuble. Medien aus verschiedenen politischen Lagern übten scharfe Kritik an Schäuble. Die rechte Zeitung Dimokratia schreibe etwa: "Deutschlands fataler und besessener Finanzminister hat unser Land mit einer rachsüchtigen und ungerechten Politik zu jahrzehntelangem Leid unter brutaler Austerität verdammt… rücksichtslos und unheilbar zynisch bis hin zum Tod. Ein würdiger Nachfolger für die schlimmste Version der deutschen Rasse."

Ebenfalls kritisch, aber ohne rassentheoretisches Gedankengut, gibt sich die linke Zeitung Efsyn. Eine Karikatur zeigt zwei Obdachlose, die über Schäubles Tod sprechen. Der eine sagt: "Schäuble starb mit einem ruhigen Gewissen gegenüber Griechenland." Der andere antwortet: "Ich wusste, dass der Kapitalismus barbarisch ist. Jetzt weiß ich, dass er auch sadistisch ist."

Die linksliberale Zeitung Ta Nea titelt mit einer Bilanz: "Wolfgang Schäuble 1942-2023 – Er hat versucht, uns aus dem Euro zu schicken, aber er ist gescheitert. Der Mann, der Griechenland heimsuchte".

Der bekannte griechische Karikaturist Arkas habe hingegen eine Zeichnung veröffentlicht, auf der er Schäuble in Schutz nehme, schreibt die Bild. Dort heißt es über den ehemaligen Bundesfinanzminister: "Das Volk brauchte jemanden, den es hassen konnte. Die Populisten (gemeint ist die damalige griechische Regierung) gaben ihn dem Volk, damit es sie nicht hassen würde."

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