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Kassel-Calden: Auslöser für Massenschlägerei in Flüchtlingsheim bekannt


Massenschlägerei in Kasseler Flüchtlingsheim
Polizei nennt Auslöser des Streits: Jugendlicher schlug 80-Jährigem ins Gesicht

Von dpa, t-online, afp
Aktualisiert am 28.09.2015Lesedauer: 3 Min.
In dem Zeltlager in Kassel-Calden kam es am Sonntag zu einer Massenschlägerei - elf Flüchtlinge und drei Polizisten wurden verletzt.Vergrößern des BildesIn dem Zeltlager in Kassel-Calden kam es am Sonntag zu einer Massenschlägerei - elf Flüchtlinge und drei Polizisten wurden verletzt. (Quelle: dpa-bilder)
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Ausschreitungen

Der Vorfall ereignete sich am Sonntag auf einem Gelände des alten Flughafens Kassel-Calden. Etwa 2000 Asylbewerber sind dort in Zelten und Containern untergebracht. Auslöser für den Konflikt war der Polizei zufolge ein Streit zwischen einem Jugendlichen und einem etwa 80-jährigen Flüchtling wegen Vordrängelns an der mittäglichen Essensausgabe. Nach einem Wortgefecht habe der Heranwachsende dem Älteren ins Gesicht geschlagen, teilte die Polizei mit.

Polizeisprecher Torsten Werner bestätigte nicht offiziell, welche Nationalitäten an dem Streit beteiligt waren. Die "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" habe allerdings erfahren, dass der Angreifer aus Albanien stammt. Der 80-Jährige soll dagegen Pakistaner sein.

50 Polizisten trennten die verfeindeten Gruppen

Im Laufe des Tages sei der Konflikt erneut aufgeflammt und es sei zu Auseinandersetzungen zwischen Albanern und Pakistanern gekommen - gut hundert Flüchtlinge seien zunächst involviert gewesen. Sie schlugen den Angaben zufolge zum Teil mit Gegenständen aufeinander ein, wodurch acht Flüchtlinge verletzt worden seien. Mehrere mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Nach einer erneuten Eskalation am Sonntagabend trennte die Polizei zwei Gruppen von einmal 300 und einmal 70 Flüchtlingen und verhinderte so eine neue Schlägerei. Bei diesem Einsatz seien drei Flüchtlinge und drei Polizisten durch Tränengas verletzt worden, das aus der größeren der beiden Gruppen versprüht worden sei. Damit wurden insgesamt 14 Menschen verletzt.

Die Polizei war mit etwa 50 Beamten im Einsatz. Sie beruhigten den Konflikt, indem sie die aus 70 Menschen bestehende kleinere Flüchtlingsgruppe in andere Erstaufnahmeeinrichtungen brachte. Gegen die Teilnehmer der Schlägerei leitete die Kasseler Polizei Ermittlungen wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs, Körperverletzungen sowie Sachbeschädigung ein. Zwei kurzfristig in Gewahrsam genommene Männer kamen nach kurzer Zeit wieder frei.

Friedrich: Konfessionelle Trennung "dringend notwendig"

Mehrere Politiker forderten inzwischen, Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen: So sagte der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke (CDU) dem Hessischen Rundfunk, er wolle die Zahl der Flüchtlinge in der Unterkunft von derzeit knapp 2000 auf 1500 und im Winter auf 1250 reduzieren. Ziel sei auch eine ethnische Trennung in den Zelten. Dann gebe es ein Zusammentreffen nur in der Essensausgabe, bei der Sicherheitskräfte positioniert seien.

Auch Unions-Fraktionsvize Hans-Peter Friedrich (CSU) unterstützte Forderungen der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Flüchtlinge konfessionell getrennt unterzubringen. Das sei "dringend notwendig", sagte Friedrich dem Fernsehsender N24. "Wenn jemand glaubt, dass die Konflikte, die sie in ihren Herkunftsländern haben, nicht hierher gebracht werden, dann täuscht der sich gewaltig und ist sehr blauäugig."

Polizeigewerkschaft will Frauen und Männer trennen

Die Deutsche Polizeigewerkschaft hält zudem eine Trennung nach Geschlecht für notwendig: Frauen sollten demnach in Flüchtlingsunterkünften separat von Männern untergebracht werden.

"Das ist zu deren Schutz dringend notwendig. Wir können das Ausmaß der Übergriffe auf Frauen nur erahnen", sagte Gewerkschafts-Chef Rainer Wendt dem MDR. Die Opfer zeigten solche Taten selten an - in ihren Heimatländern fürchten sich viele von ihnen vor der Polizei. Wendt forderte daher zudem Ansprechpartner für Frauen und Familien.

"Es ist normal, dass es von Zeit zu Zeit knallt"

Der Frankfurter Sozialpsychologe Rolf van Dick sieht das Risiko für Konflikte in den Unterkünften nicht nur in den unterschiedlichen Konfessionen. "Wenn große Gruppen auf engem Raum über einen längeren Zeitraum zusammen leben, ist es normal, dass es Probleme gibt und von Zeit zu Zeit knallt", sagte er im Gespräch mit t-online.de und nennt Gründe für mögliche Gewaltausbrüche: "Manchmal sind die sanitären Verhältnisse schlecht; es ist vielleicht mal länger zu heiß oder zu kalt oder durch die Langeweile sind die Menschen schneller gereizt. Das wäre bei uns Deutschen auch nicht anders."

Der stellvertretende SPD-Chef Ralf Stegner zeigte sich ebenfalls nicht verwundert über den Kasseler Vorfall. "Was soll dabei herauskommen, wenn junge Männer über Wochen in Einrichtungen sind und ewig lange warten auf ihre Verfahren?" Es gehe jetzt darum, "die Verfahren zu beschleunigen" und "Arbeitsfähige in Arbeit zu bringen", forderte Stegner.

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