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Bürgermeister von Altena schildert Attentat: "Habe um mein Leben gefürchtet"


Bürgermeister schildert Attentat
Auch nach dem Messerangriff kamen Hass-Mails

Von afp, dpa, reuters, df, jmt

Aktualisiert am 28.11.2017Lesedauer: 2 Min.
Auftritt mit Wundverband: Altenas Bürgermeister Andreas Hollstein stellt sich am Tag, nachdem er Opfer einer Messerattacke wurde, den Fragen der Presse.Vergrößern des BildesAuftritt mit Wundverband: Altenas Bürgermeister Andreas Hollstein stellt sich am Tag, nachdem er Opfer einer Messerattacke wurde, den Fragen der Presse. (Quelle: Oliver Berg/dpa-bilder)
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Offenbar wegen seines Engagements für Flüchtlinge wird der Bürgermeister einer Kleinstadt zum Ziel einer Messerattacke. Nur durch Zufall sei er nicht schlimmer verletzt worden, sagt er am Tag danach.

Der Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein (CDU), will sich auch nach dem Messerattentat vom Montagabend weiter für die Bürger seiner Stadt und für Flüchtlinge einsetzen. "Ich weiß, wofür ich's mache, und ich mach's auch weiter", sagte Hollstein vor Journalisten in Altena.

Staatsanwaltschaft: Täter wollte Hollstein töten

Die Polizei geht davon aus, dass der Angriff politisch motiviert war. Hollstein sei Opfer geworden, weil er durch besonderes Engagement für Flüchtlinge in Erscheinung getreten ist, sagte der Leiter des Staatsschutzes, Andre Dobersch, in Hagen. Die Staatsanwaltschaft beantragte einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes. Er habe in Tötungsabsicht und aus niederen Beweggründen gehandelt, sagte ein Sprecher.

Der Bürgermeister der 17.000-Einwohner-Stadt im Sauerland berichtete zudem dass er wie auch andere Kommunalpolitiker "immer wieder Hass und Bedrohungsszenarien erlebt" habe. Hollstein sagte, seine Ehefrau habe ihn in den vergangenen beiden Jahren wiederholt vor einem "Szenario" wie bei der Messerattacke in einem Altenaer Döner-Imbiss gewarnt.

Hass-Mails: Absender loben Attentäter

Es habe wiederholt "von Hass durchtränkte anonyme Mails" gegeben, sagte Hollstein. Auch am Tag nach dem Messerattentat habe er Mails bekommen von Absendern, "die die Tat für richtig halten". "Genau deshalb werde ich weitermachen und mich weiter für Menschen einsetzen."

Der Bürgermeister berichtete auch Einzelheiten zum Ablauf der Tat. Demnach suchte der Stadtchef am Montag gegen 19.50 Uhr nach einer Hauptausschusssitzung den Imbiss auf. Als er gerade die Bestellung aufgegeben habe, habe der spätere Attentäter den Imbiss betreten und ebenfalls einen Döner bestellt.

"Ich habe um mein Leben gefürchtet"

Der ihm unbekannte Mann habe ihn von der Seite angeschaut und gefragt: "Sind Sie der Bürgermeister?" Der Täter habe dann kommentarlos ein Messer gezogen und vor der Tat gesagt: "Sie lassen mich verdursten und holen 200 Flüchtlinge nach Altena."

Der 54-jährige Hollstein kam bei dem Attentat mit leichten Verletzungen davon – offenbar, weil er das Messer des Angreifers zur Seite drücken konnte. Laut Staatsanwaltschaft fügte der 56-jährige Attentäter dem Bürgermeister eine rund 15 Zentimeter lange Schnittwunde am Hals zu.

Hollstein berichtete, dass er nach der Tat den mutmaßlich alkoholisierten Angreifer mit Hilfe des Imbissbesitzers und dessen Sohn "fixiert" und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten habe. "Ja, ich habe um mein Leben gefürchtet", sagte Hollstein. Er sei "relativ sicher", dass er ohne die beiden Helfer "heute nicht mehr leben würde".

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Attentäter aus fremdenfeindlichen Motiven handelte. Laut Staatsanwaltschaft ergaben die bisherigen Ermittlungen aber bislang keine Hinweise darauf, dass der Mann "in der rechten Szene in organisierter Form" tätig war. Es habe sich wahrscheinlich um eine spontane Tat gehandelt. Dier Mann sei mit 1,1 bis 1,2 Promille alkoholisiert gewesen und habe in der Vergangenheit psychische Probleme gehabt.

Altena war im Mai mit dem nationalen Integrationspreis für sein Engagement in der Flüchtlingspolitik ausgezeichnet worden. Zahlreiche Politiker reagierten mit Entsetzen auf die Tat, unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bereits im Oktober 2015 war die jetzige Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Wahlkampf bei einem Messer-Angriff durch einen Rechtsextremisten schwer verletzt worden.

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