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Verfassungschützer warnen: Reichsbürger wollen eigene Armee aufstellen


Verfassungsschützer warnen
Reichsbürger wollen eigene Armee aufstellen

dpa, Aleksandra Bakmaz

12.01.2018Lesedauer: 3 Min.
Razzia bei Reichsbürger in Berlin: Verfassungsschützer zeigen sich besorgt über die rechte Bewegung.Vergrößern des BildesRazzia bei Reichsbürger in Berlin: Verfassungsschützer zeigen sich besorgt über die rechte Bewegung. (Quelle: Archivbild/Paul Zinken/dpa-bilder)
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Die Reichsbürger erkennen das Grundgesetz nicht an. Ihre Zahl steigt kräftig. Laut Behörden plant die Gruppe den Aufbau einer Armee. Die Furcht vor einem tödlichen Zwischenfall wie 2016 in Bayern wächst.

Die Szene der sogenannten Reichsbürger in Deutschland wächst enorm. Die Zahl stieg binnen des vergangenen Jahres um 50 Prozent an - auf 15 600 in diesem Januar, wie die Info-Illustrierte "Focus" unter Berufung auf die Verfassungsschutzämter der Länder berichtet. Anfang 2017 gingen die Sicherheitsbehörden noch von rund 10.000 Reichsbürgern aus. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Bonn wollte die Angaben am Freitag zunächst nicht bewerten und verwies auf die mit Stand Ende September veröffentlichte Zahl von 15.000 Anhängern. Diese werde regelmäßig zwischen Bund und Ländern abgestimmt und aktualisiert.

Zentrum der Rechten liegt in Bayern

Reichsbürger erkennen die Bundesrepublik nicht als Staat an. Sie sprechen dem Grundgesetz, Behörden und Gerichten die Legitimität ab und akzeptieren keine amtlichen Bescheide. Die gesamte Bewegung gilt als sicherheitsgefährdend und wird seit Herbst 2016 vom Verfassungsschutz beobachtet. Ihr gehören auch Rechtsextremisten an, das BfV geht von etwa 900 aus. Die Splitterbewegung wurde lange nicht ernstgenommen.

Die größte Anhängerschaft gibt es dem Bericht zufolge in Bayern, wo die Behörden rund 3500 Reichsbürger zählen. Zum Vergleich: Anfang 2017 konnte das Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz rund 1 700 Menschen der Bewegung zuordnen. Der kontinuierliche Anstieg der Zahlen im vergangenen Jahr sei nicht zuletzt auch auf die bessere Erfassung der Szene durch die Behörden zurückzuführen, erklärte Markus Schäfert, Sprecher der Behörde in München. Auch das BfV wies auf diesen Zusammenhang hin.

Bewaffnete Gruppe arbeitet an Aufbau einer eigenen Armee

Eine bewaffnete Gruppe innerhalb der Szene plant dem Bericht zufolge offenbar sogar den Aufbau einer eigenen Armee. Entsprechende Bestrebungen hätten Verfassungsschutzämter in Ostdeutschland registriert. Sicherheitskreise hätten bestätigt, dass sich Reichsbürger aus mehreren Bundesländern bei einem konspirativen Treffen mit dem Aufbau einer militärischen Organisation befasst hätten. Einige Reichsbürger hatten sich auch schon einmal zu einer Art Polizeitruppe zusammengeschlossen - samt Verkleidung.

Nicht zuletzt der Fall des Reichsbürgers Wolfgang P., der im Oktober 2016 einen Polizisten im mittelfränkischen Georgensgmünd erschossen hatte, warf ein Schlaglicht auf das Gefahrenpotenzial der Szene. Der Beamte sollte dabei helfen, rund 30 Waffen im Haus des Reichsbürgers zu beschlagnahmen. Vor mehr als zwei Monaten wurde P. dafür vom Landgericht Nürnberg-Fürth wegen Mordes und versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Bewaffnete Reichsbürger wie P. sind es vor allem, die den Behörden Sorgen machen. Weite Teile der Szene verfügen den Experten zufolge über eine große Zahl an legalen und illegalen Waffen. "Wegen der vielen Waffen, die in der Reichsbürgerszene vermutet werden müssen, sind staatlich Beschäftigte gefährdet", erklärte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt. Das Gewaltpotential aus Teilen dieser Gruppen sei sehr hoch. "Die Annahme, es handele sich um harmlose Spinner trifft sicher nicht auf alle zu", sagte Wendt.

Tausend Reichsbürger besitzen einen Waffenschein - ganz legal

Eine waffenrechtliche Erlaubnis besitzen dem Bericht zufolge mehr als tausend Reichsbürger. Die jüngsten Zahlen vom Verfassungsschutz sprechen von rund 900 Anhängern mit waffenrechtlicher Erlaubnis. Zahlreiche Widerrufsverfahren wurden bereits eingeleitet.

Auch mit Razzien versucht der Staat, der Bewegung aus Verschwörungstheoretikern, psychisch Kranken, Staatsverdrossenen, Querulanten und Neonazis entgegenzuwirken. Bundesweit durchsuchten Ermittler im vergangenen Jahr zahlreiche Häuser und Wohnungen der Anhängerschaft. In Bayern kam es zum Beispiel laut Innenministerium zu rund 80 Razzien und mehr als 15 Festnahmen. Rund 135 Waffen wurden beschlagnahmt. Doch die Szene gilt weiter als dynamisch.

Quelle:
- dpa

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