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Heilbronner Polizistenmord: War der Mord an der Polizistin eine Beziehungstat?


Innenpolitik
Heilbronner Polizistenmord: BKA-Chef sieht persönliche Verbindung

Von dpa
Aktualisiert am 22.11.2011Lesedauer: 3 Min.
Pollizistin Michèle Kiesewetter, die 2007 auf dem Heilbronner Festplatz erschossen wurdeVergrößern des BildesPollizistin Michèle Kiesewetter, die 2007 auf dem Heilbronner Festplatz erschossen wurde (Quelle: dpa-bilder)
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Zwischen der in Heilbronn ermordeten Polizistin und dem Zwickauer Neonazi-Trio gibt es wahrscheinlich doch eine engere Verbindung. Bei dem Mord habe es sich möglicherweise um eine Beziehungstat gehandelt, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke. Auch Sicherheitskreise sprechen davon, dass es sich doch um einen gezielten Mord gehandelt haben könnte. Inzwischen sind auch neue Details über den rätselhaften Tod von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bekannt geworden.

Die aus Thüringen stammende Polizistin Michèle Kiesewetter war am 25. April 2007 in Heilbronn auf einer Festwiese mit einem Kopfschuss getötet worden. Ihr damals 24 Jahre alter Streifen-Kollege wurde schwer verletzt und lag mehrere Wochen im Koma. Der Grünen-Innenpolitiker Wolfgang Wieland bestätigte den Verdacht auf einen Bezug zwischen Opfer und Tätern: "Das kann auch über Verwandte gelaufen sein, das kann auch eine Racheaktion zur Bestrafung von Verwandten dieser Polizistin gewesen sein."

Streit im Restaurantmilieu?

Die Geschichte hinter den Vermutungen der Ermittler: Nach Zierckes Darstellung wollte Kiesewetters Familie in Thüringen eine Gaststätte mieten, doch sei stattdessen ein Mann zum Zuge gekommen, gegen den nun als Beschuldigter in der Neonazi-Mordserie ermittelt werde. Das Lokal sei ein Treff für Rechtsextremisten gewesen. Kiesewetter selbst habe zwischen 2001 und 2003 gegenüber gewohnt, sagte Ziercke. Auch sei 2007 ein Koch eingestellt worden, der denselben Geburtsnamen wie Beate Zschäpe trägt. Die genauen Zusammenhänge seien noch unklar und müssten ermittelt werden.

Es existiert noch aber noch eine andere Version der Geschichte: Wie t-online.de aus dem Thüringer Umfeld von Kiesewetter und dem Neonazi-Trio erfahren hat, besaß der Stiefvater der Polizistin ein Lokal, in dem die rechte Szene wiederholt Veranstaltungen abgehalten hat. Laut Nachrichtenagentur ddp wurde schließlich eines dieser Treffen verboten. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" hatte der Stiefvater sogar persönlichen Kontakt zu Uwe Mundlos: Mundlos soll ihn wegen einer dort geplanten Veranstaltung angesprochen haben. Zu dieser Veranstaltung kam es aber offenbar nie.

Die Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos wird für die Mordserie an neun Geschäftsleuten türkischer und griechischer Abstammung zwischen 2000 und 2006 und die Ermordung Michèle Kiesewetters 2007 verantwortlich gemacht.

20 weitere Unterstützer gesucht

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) teilte nach einer Sitzung des Bundestags-Innenausschusses mit: "Wir haben circa ein Dutzend Verdächtigte und Beschuldigte. (...) Es gibt immer neue Hinweise und Erkenntnisse." Die Ermittlungen liefen sehr intensiv. Damit hat sich die Theorie erledigt, dass das Mörder-Trio eine isolierte Gruppe gewesen ist. "Dieser Sumpf muss ausgetrocknet werden", sagte Friedrich. Der Ausschussvorsitzende Wolfgang Bosbach (CDU) erklärte: "Weit über 300 Kriminalisten rekonstruieren jetzt 13 Jahre Tag für Tag." Konkret beschuldigt werden fünf Personen, davon gelte eine als Täterin, vier weitere als Unterstützer, sagte Wieland. Darunter sind die beiden bereits in Untersuchungshaft sitzenden Verdächtigen Holger G. und Beate Zschäpe.

Uwe Mundlos hat nach Ermittlungen der Polizei seinen Neonazi-Kameraden Uwe Böhnhardt am 4. November in dem Wohnmobil in Eisenach mit einem aufgesetzten Kopfschuss getötet. Dann legte Mundlos Feuer und erschoss sich mit der selben Waffe selbst. Dies belege die Tatsache, dass bei der Obduktion nur in der Lunge von Mundlos Rußpartikel des Feuers gefunden wurden, sagte BKA-Präsident Ziercke. Die beiden Neonazis hatten sich nach einem Banküberfall in dem Wohnmobil versteckt, waren aber schon von der Polizei eingekreist.

Regierung will die Neonazi-Opfer entschädigen

Währenddessen erwägt die Bundesregierung eine Entschädigung von rund 10.000 Euro für die einzelnen Familienangehörigen der Neonazi-Mordopfer. In der Vergangenheit hätten sich Härteleistungen für Opfer extremistischer Überfälle und terroristischer Straftaten in dieser Größenordnung bewegt, sagte ein Sprecher von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Das Geld solle aus einem entsprechenden Fonds kommen, der im laufenden Jahr mit einer Million Euro aus Mitteln des Justizministeriums gefüllt sei.

"Zur Zeit wird vom Justizministerium der direkte Kontakt mit den Angehörigen gesucht", erläuterte der Sprecher. "Selbstverständlich ist klar, dass hier eine materielle Leistung auf gar keinen Fall das Leid aufheben kann." Doch solle es um ein Zeichen der Solidarität gehen.

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