t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalBerlin

Israel: Davidsterne in Berlin an Häuser geschmiert – Anwohner schockiert


Davidsterne an Häuser geschmiert
"Das ist eine Markierung"

Von Yannick von Eisenhart Rothe

Aktualisiert am 17.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Ein Davidstern an einer Hauswand (Symbolbild): Während des Nationalsozialismus wurden Gebäude mit dem Davidstern markiert, um jüdische Bewohner kenntlich zu machen.Vergrößern des Bildes
Ein Davidstern an einer Hauswand (Symbolbild): Seit dem Angriff auf Israel kommt es vermehrt zu derartigen Schmierereien. (Quelle: Imago)

Seit dem Angriff auf Israel werden in Berlin laut Polizei täglich Davidsterne an Häuser geschmiert. Anwohner an einem der Tatorte sind in Sorge.

So ganz hat das Übermalen nicht geklappt. Schemenhaft ist der Davidstern immer noch zu erkennen, der vergangene Woche an eine Häuserwand in Berlin-Prenzlauer Berg geschmiert wurde. Am Freitag hatten Anwohner die Polizei verständigt, woraufhin der Stern übermalt wurde – zumindest notdürftig.

Der Tatort ist ein Wohnhaus in einer ruhigen Seitenstraße. Einige der Menschen, die hier wohnen, haben von dem Vorfall gar nichts mitbekommen und wollen auch nicht darüber sprechen.

Ein Anwohner, der anonym bleiben möchte, weiß aber Bescheid. Ihm sei der Davidstern an der Häuserwand aufgefallen, berichtet er t-online. "Mein erster Gedanke war: Das ist eine Markierung", sagt er. Ganz sicher sei er sich aber nicht gewesen. Er habe sich gefragt, ob es auch "andersherum" gemeint sein könnte, als eine Art Ausdruck von Solidarität. Mit Nachbarn habe er darüber beraten, was zu tun sei, wer den Davidstern übermale. "Dann war er schnell weg, bevor wir etwas tun konnten", sagt er.

"Täglich kommen neue hinzu"

Der Vorfall ist kein Einzelfall. "Seit dem 7. Oktober stellen wir im gesamten Stadtgebiet vermehrt Davidsterne fest, die an Häuserwände gemalt wurden", sagt ein Polizeisprecher. "Täglich kommen neue hinzu". Am 7. Oktober startete die Terrororganisation Hamas ihren Angriff auf Israel. Alle aktuellen Entwicklungen lesen Sie hier.

Eine genaue Zahl an Davidstern-Schmierereien in Berlin kann der Polizeisprecher nicht nennen, sie bewege sich aber im zweistelligen Bereich. Ob in den Häusern, die beschmiert wurden, tatsächlich Menschen jüdischen Glaubens leben, möchte die Polizei nicht mitteilen. Der Staatsschutz ermittelt. Während des Nationalsozialismus wurden Gebäude mit dem Davidstern markiert, um jüdische Bewohner kenntlich zu machen.

"Sie haben durchblicken lassen, dass sie das sehr mitnimmt"

Im betroffenen Wohnhaus in Prenzlauer Berg wohnen laut dem Anwohner Menschen mit jüdischen Wurzeln. Er kenne sie auch gut. Über den aktuellen Vorfall habe er mit ihnen bisher aber nur kurz gesprochen. "Sie haben durchblicken lassen, dass sie das sehr mitnimmt", sagt er.

Hat er einen Verdacht, wer das gewesen sein könnte? Es gebe in der erweiterten Nachbarschaft "ein paar Verschwörungsspinner", die mit rechten Aussagen aufgefallen seien. Denen traue er eine antisemitische Tat zu. Es sei zudem bekannt, dass in der Gegend Neonazis ihr Unwesen treiben würden. Dass die Täter einen muslimischen Background haben, glaubt er eher nicht. Es gebe in der Gegend keine große muslimische Community und an der Ecke auch wenige Passanten. Ermittelt werden müsse aber natürlich in alle Richtungen.

Auf einem Aufkleber steht "Free Gaza from Hamas"

Generell sei rechtes Gedankengut in der Nachbarschaft definitiv die Ausnahme, sagt der Anwohner. Er deutet auf einen Aufkleber an einem Schilderpfahl: "Free Gaza from Hamas" steht darauf. "Das ist hier eher der Vibe", sagt er.

Eine andere Anwohnerin hatte von dem Davidstern noch nichts mitbekommen. "Ich fasse es nicht", sagt sie. Die Situation in Nahost bereite ihr große Sorgen. Die Terroranschläge der Hamas seien schrecklich gewesen. Sie sorge sich aber auch um Frauen und Kinder im Gazastreifen, die bei Israels Gegenangriffen ums Leben kommen. "Dieses Sterben ist einfach furchtbar, auf beiden Seiten", sagt sie.

Eigentlich sei sie ein unpolitischer Mensch, sagt die Anwohnerin. Aber aktuell frage sie sich, ob man sich das überhaupt noch leisten könne. Sie habe überlegt, sich bald an einem jüdischen Feiertag mit anderen vor eine Synagoge zu stellen. "Einfach, um Solidarität zu zeigen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Telefonat mit einem Sprecher der Berliner Polizei
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website