Nach Großfeuer in Emden: Spendenaktion für Freibad wird Riesenerfolg

Der Schaden ist enorm, der Wiederaufbau des zerstörten Van-Ameren-Bades wird wohl Monate dauern. Doch die Emder halten zusammen.

Auf Schock folgt Solidarität: Nach dem Großfeuer im Emdener Van-Ameren-Bad laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Während die Spezialisten von Polizei und Feuerwehr noch damit beschäftigt sind, herauszufinden, wie es zum Ausbruch der Flammen in der Nacht zu Dienstag kommen konnte, denken die Bürger der 50.000-Einwohner-Stadt schon an den Wiederaufbau der Einrichtung. Eine Spendenaktion soll dabei helfen – und die Resonanz ist gewaltig.

Kaum war das ganze Ausmaß des Brandes sichtbar, da startete der Emder
Nils Luitjens am Dienstagvormittag den Aufruf auf der Seite spendenaktion.de. Und die Aktion wurde zum Riesenerfolg. In nicht einmal 24 Stunden kamen mehr als 137.000 Euro zusammen (Stand 12. Juli, 9.00 Uhr).

Fast minütlich gehen Spenden ein

Um die Menschen zum Spenden zu animieren, brauchte es nicht mehr als einen einfachen Satz. "Lasst uns unserem Verein und vor allem den ehrenamtlichen Menschen helfen, das Bad schnellstmöglich wieder zu öffnen!", heißt es im Aufruf. Und die Menschen wollen offenbar helfen: Fast minütlich gehen seitdem mal kleinere, mal größere Geldsummen auf das Konto ein.

Viele Bürger verbinden mit dem Freibad Kindheitserinnerungen, andere denken auch an ihren eigenen Nachwuchs, lässt sich aus den Kommentaren ablesen. Eine Mutter, die offenbar im Namen ihres Kindes gespendet hat, schreibt zum Beispiel: "Ich bin 8 Monate alt, und möchte, so wie meine Eltern, in diesem Freibad das Schwimmen lernen." Eine andere Frau erklärt ihre Spende so: "Sooo wichtig für die Kinder in ganz Emden! Wo sonst sollen sie Schwimmen lernen?!"

Brand markiere "eine Zäsur"

Durch den Brand des Van-Ameren-Bades verliert die Stadt vorerst seine letzte Einrichtung dieser Art. Da das Freibad Borssum seit 2020 saniert wird und deshalb geschlossen ist, hatten Bürger nur im jetzt abgebrannten Bad die Möglichkeit, schwimmen zu gehen beziehungsweise es dort zu lernen. Das Freibad Borssum soll erst wieder 2024 öffnen, berichtete die "Nordwest-Zeitung" (NWZ) im Mai.

Die Verantwortlichen des Bades teilten auf ihrer Homepage mit, der Brand markiere "eine Zäsur in der Geschichte unseres Fördervereins". Es sei "ein Schock für uns alle", machte der Verein zudem deutlich. "Um so mehr sind wir überwältigt von der riesigen Welle an Solidarität, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt, die uns heute entgegengebracht wurde. Diese starke Verbundenheit der Emder mit ihrem Bürgerbad ist es, die uns antreibt!"

Es gelte nun, sich nicht unterkriegen zu lassen und alles daranzusetzen, das Freibad noch in dieser Saison wieder öffnen zu können, und wenn es nur im Notbetrieb sei.

Das erklärte Spendenziel liegt bei 200.000 Euro. Geht es so weiter, dürfte der Betrag in kurzer Zeit erreicht werden. Doch der entstandene Schaden soll nach Angaben der Polizei deutlich höher liegen, die Ermittler gehen von etwa zwei Millionen Euro aus, hieß es am Dienstag. Mehr zu den Hintergründen lesen Sie hier.

Hochschule veranstaltet Spendenlauf

Der Initiator der Spendenaktion erklärte der "NWZ", er gehöre seit Jahren zu den Frühschwimmern im Bad und schlage dort regelmäßig um 6 Uhr morgens auf. Auch seine Großeltern seien eng mit dem Bad verbunden, sein Opa war zudem einst Vorstand des Fördervereins.

Neben der Online-Spendenaktion veranstaltet auch die Hochschule Emden/Leer eine ähnliche Maßnahme: Am 9. September soll im Rahmen des Tages der offenen Tür ein Spendenlauf stattfinden. Start ist um 18 Uhr.