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Hamburg: Sozialwohnungen für Besserverdiener? Das sind die Pläne des Senats


Neuer Förderweg in Hamburg
Sozialwohnung bei 100.000 Euro Gehalt? Leider eine sinnvolle Lösung

  • Katharina Grimm
MeinungVon Katharina Grimm

15.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Altbauwohnungen an einem Alsterkanal (Symbolbild): Auf dem freien Markt sind die Mieten in Hamburg kaum noch zu bezahlen. (Quelle: IMAGO/Hanno Bode/imago-images-bilder)

Eine neue Wohnförderung soll auch Gutverdiener in bezahlbaren Wohnraum bringen. Was nach Wahnsinn klingt, ist leider traurige Realität.

Über Wohnungen zu sprechen, ist in Hamburg zum Smalltalk geworden. Irrwitzige Preisvorstellungen für Bruchbuden oder Massenandrang bei Besichtigungen hat im Grunde jeder schon erlebt. Die Geschichten reichen gerade noch für eine Partyplauderei.

Es wird zu wenig gebaut in Hamburg, es fallen zu viele Wohnungen aus der Sozialbindung und es wohnen zu viele Menschen in den falschen Wohnungen. Alte Leute bleiben auf vielen Quadratmetern hängen, weil eine kleinere Wohnung inzwischen mehr kosten würde. Und Familien quetschen sich in kleine Buden, weil sie nichts Bezahlbares mehr finden.

Hamburgs Idee, gegen das Dilemma anzubauen, ist sicherlich keine schlechte Idee. Aber das reicht eben auch nicht. Denn frei finanzierter neuer Wohnraum wird pro Quadratmeter mal für 17 Euro (Saga oder Genossenschaft) oder für 25 Euro plus X (privates Wohnungsunternehmen) angeboten. Das ist für kleine Einkommen gar nicht und für mittlere Gehaltsklassen kaum zu stemmen.

Der "3. Förderweg" in Hamburg

Um das zu ändern, hat sich die Stadt den "3. Förderweg" ausgedacht. Vierköpfige Familien mit einem Jahresbruttoeinkommen von bis zu 100.000 Euro sollen förderfähig sein. Sie sollen bei Neubauprojekten in Wohnungen ziehen können, die pro Quadratmeter rund 12 Euro kosten. "Damit decken wir rund zwei Drittel der Hamburger Haushalte ab, die dann Anspruch auf so eine geförderte Wohnung hätten", sagte der Vorstandschef der städtischen Investitions- und Förderbank, Ralf Sommer, dem "Hamburger Abendblatt".

Um das zu ermöglichen, werden sie durch Steuern subventioniert. Zwei Drittel aller Haushalte! Das ist Wahnsinn. Aber ein Wahnsinn, der Sinn ergibt, wenn man nachrechnet. Bei einem jährlichen Einkommen von 100.000 Euro bleiben nach allen Abzügen noch 50.000 Euro, also im Monat gut 4.100 Euro netto. Liegt die Kaltmiete dann für eine Vierzimmerwohnung bei 2.000 Euro (und das ist leider längst Durchschnitt), ist die Hälfte des Haushaltsnettos weg für die Miete. Bleiben 2.000 Euro für alles andere. Das mag erst mal ganz gut klingen. Doch bei einem Vierpersonenhaushalt in einer so teuren Stadt wie Hamburg bleibt da nicht viel.

Sozialwohnungen bezuschussen

Was ohne weitere Förderung geschieht, sehe man am frei finanzierten Wohnungsmarkt, der "völlig aus dem Ruder" laufe, sagte Olaf Duge, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen, zum "Abendblatt". "Die Mitte der Gesellschaft kann sich die eskalierenden Marktmieten nicht mehr leisten." Die neue Förderung soll hier entlasten.

Doch das hat einen Preis: Kurzfristige Subventionen zur Miete sind wenig nachhaltig. Die Wohnungswirtschaft lässt sich ihre gierigen Mieten nun mit Steuergeld bezahlen. Das weiß auch die Stadtentwicklungssenatorin. "Wir können nicht alle Probleme nur mit Geld zuwerfen, sondern wir müssen auch an die Wurzeln des Problems heran", sagte Senatorin Karen Pein (SPD) zum "Abendblatt".

40 Quadratmeter für 1.200 Euro

Das Problem sind die enormen Kosten fürs Bauen. Hier will der Senat auch ran: Die Bauordnung soll schlanker werden, die Genehmigungen sollen schneller erteilt werden. Kurzum: Die Bürokratie muss abgebaut werden, das senkt auch die Gesamtkosten.

Und bis dahin? Bleibt die traurige Erkenntnis, dass eine so reiche Stadt mit vielen gut verdienenden Menschen Förderwege erfinden muss, um Normal- und Gutverdienern noch Wohnraum zu ermöglichen. Wohnen in Hamburg scheint Partygesprächsthema zu bleiben. Leider.

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