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Razzia gegen "Reichsbürger" in Bayern: Das ist der Gruppenanführer


Krude Gedankenwelt
Razzia gegen "Reichsbürger" – Wer ist der Rädelsführer?

Von Sara Guglielmino

Aktualisiert am 23.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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«Reichsbürger»-RazziaVergrößern des Bildes
Gegen 20 mutmaßliche "Reichsbürger" wird wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt (Symbolbild). (Quelle: Heiko Rebsch/dpa/dpa-bilder)

Ein 58-Jähriger aus Oberbayern war den Behörden schon länger bekannt. Immer wieder ist er mit kruden Verschwörungsphantasien und Todesandrohungen aufgefallen.

Rund 280 Einsatzkräfte hatten am Donnerstag in acht Bundesländern mehrere Objekte im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen "Reichsbürger" durchsucht. Der mutmaßliche Rädelsführer der "Reichsbürger"-Gruppe, die im Fokus der Razzia stand, kommt aus Oberbayern. Der Mann wohne im Landkreis Fürstenfeldbruck und habe bereits vor der Durchsuchungsaktion Besuch von der Polizei bekommen, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

Aber wer ist der Mann, gegen den am Landgericht München I bereits ein Verfahren läuft? Was liegt gegen ihn vor? t-online-Recherchen bestätigen: Der 58-Jährige ist kein unbeschriebenes Blatt in der "Reichsbürger"-Szene, zugleich gilt er als "Querdenker" und Corona-Leugner.

Nur rund 20 Kilometer von München entfernt, genauer gesagt von der Kleinstadt Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck aus, soll der Festgenommene vor allem in den sozialen Medien seine Verschwörungstheorien und die Ideologien der "Reichsbürger" verbreitet haben, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen. Den nun 20 Beschuldigten im Alter zwischen 25 und 74 Jahren wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Schon bekannt bei Behörden

Den Behörden ist der Mann aus Olching allerdings schon früher aufgefallen. Der Mann wurde laut Generalstaatsanwaltschaft München schon einmal im November 2021 festgenommen. Im April 2022 wurde der Mann zudem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, Volksverhetzung und Nötigung vor dem Landgericht München I angeklagt. Das Verfahren ist nach Angaben der Ermittler noch nicht abgeschlossen.

Rechtsextreme Inhalte auf Telegram

Sein verschwörungstheoretisches Gedankengut habe der Olchinger vor allem in den sozialen Netzwerken geteilt. Auf der Plattform Telegram – ein bei "Reichsbürgern" beliebtes Medium für die Verbreitung ihrer Ideologien – soll er einen Kanal namens "Denkanstöße" betrieben haben. Dort habe er immer wieder den Tod bestimmter Personen vorhergesagt und auch die Privatadressen der Opfer veröffentlicht.

Auch auf der Plattform X (vormals Twitter) kursieren Videos und Sprachaufnahmen des Mannes, die schon nach wenigen Minuten einen Einblick in seine krude Gedankenwelt geben. So beispielsweise aus dem Jahr 2021, als er unter anderem Polizeibeamte angerufen und ihnen ihre angebliche Hinrichtung ankündigt haben soll.

Müller kündigte Fremden ihre Hinrichtung an

In vielen Videos wirkt der mutmaßliche "Reichsbürger" abwesend und verwirrt. Immer wieder blinzelt er in Sekundenschnelle und schaut dabei an die Decke, bevor er einen neuen Satz anfängt. "Grüß Gott, meine lieben Kinderlein, ich bin der Osterhase", heißt es etwa zu Beginn in einem der Videos. "Ihr hetzt gegen mich, ihr spaltet, nur weil ich kleine Kinder mag", schließt er an.

"Ihr Kinderschänder, ihr Dreckspolitiker, ihr völlig verlogenen Medienhuren, ihr selbst ernannten Staatsanwälte – es gibt euch gar nicht", sagt er dann mit nur wenigen Zentimetern Abstand zum Bildschirm in die Kamera. Ob in der Vergangenheit auch wegen Pädophilie gegen den Mann ermittelt wurde, kann bislang nicht bestätigt werden. Das Landgericht war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

In einem anderen Video hört man den Olchinger telefonieren. "Sie erwartet wegen Freiheitsberaubung die Todesstrafe. Sie haben verstoßen gegen das Kriegsrecht", sagt er dem Mann am anderen Ende der Leitung, "das US-Militär ist informiert, Sie werden abgeholt, gerichtet und erschossen werden".

Müller soll bereits in der geschlossenen Psychiatrie gewesen sien

Der Mann soll sich Anfang 2022 für sechs Monate in der geschlossenen Psychiatrie befunden haben. Was der Grund für seine Einweisung war, ist bislang nicht bekannt. Ebenso wenig, wieso er wieder entlassen wurde.

Der Psychiatrieaufenthalt mobilisierte aber offenbar einige Anhänger des mutmaßlichen "Reichsbürger"-Rädelsführers. Auf der Plattform X kursiert eine Aufnahme, die eine Frau im Januar 2022 im Telegram-Kanal gepostet haben soll. Darin hörte man sie mit dem 58-Jährigen aus der Psychiatrie telefonieren. Auch sie scheint verwirrt zu sein, sie spricht den Mann mal mit "Jogi", mal mit "Ernst" an.

"Wir sind bereit, meilenweit zu fahren und dich da rauszuholen", sagt sie zu ihm, "wir drücken dir die Daumen im Namen von allen im Kanal". In der Aufnahme erwähnt die Frau auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin. In welchem Zusammenhang dieser mit der Einweisung des Olchingers stehen könnte, wird allerdings nicht deutlich.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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