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Klimawandel: 1.600 Prozent mehr schwüle Tage in München


Klimawandel in München
1.600 Prozent mehr schwüle Tage – und kein Schnee

  • Matti Hartmann
Von Matti Hartmann

Aktualisiert am 21.02.2024Lesedauer: 4 Min.
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Abend nach einem warmen Tag in München (Symbolbild): Besonders die Zahl der schwülen Tage nimmt deutlich zu.Vergrößern des Bildes
Abend nach einem warmen Tag in München (Symbolbild): Besonders die Zahl der schwülen Tage nimmt deutlich zu. (Quelle: Gebhardt/imago images)

Hitzewellen werden dreimal länger als bisher. Dafür bleibt kaum mehr Schnee liegen: So ändert der Klimawandel das Wetter in München.

Der Klimawandel zeigt in Bayern bereits heute deutliche Spuren: Im Berchtesgadener Land hat Ende Januar 2024 ein seit Jahrzehnten beliebtes Skigebiet angekündigt, den Betrieb für immer einzustellen. Am Jenner lohnt sich der Betrieb nicht mehr, es muss zu viel Geld in die Beschneiung gesteckt werden. Die Verantwortlichen wollten das noch vor kurzem nicht wahrhaben: Gerade erst waren Millionen Euro an Steuergeld in eine neue Seilbahn, zwei neue Sessellifte und den Ausbau der Pisten geflossen.

Wie das Geld schmelzen auch die bayerischen Gletscher dahin. Allein der nördliche Schneeferner auf der Zugspitze taue alle 30 Sekunden um fast 250 Liter Wasser ab, teilt das Umweltbundesamt mit: "Die aktuellen Erkenntnisse gehen dahin, dass der letzte bayerische Gletscher bereits Anfang der 2030er verschwunden sein könnte."

München: Mit die stärkste Erwärmung

Auch in München wird der Klimawandel im Lauf der kommenden Jahre immer eindeutigere Folgen hinterlassen. Die Forscher der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 zählen die Stadt zu einer Region mit "relativ hoher Kontinentalität". Das heißt, die Spannweite zwischen Sommer- und Wintertemperatur ist in diesem Teil Deutschlands besonders groß.

Es ist den Wissenschaftlern zufolge eine der Regionen, die sich in Zukunft voraussichtlich am stärksten erwärmen werde. "Im Sommer ist außerdem mit zurückgehenden Niederschlägen und häufigeren Trockenperioden zu rechnen."

Klimaprojektion auf Landkreisebene: Das erwartet München

Einen detaillierten Blick in die Zukunft Münchens erlauben die Daten der Helmholtz-Experten des Climate Service Center Germany (GERICS). Die Forscher haben für alle deutschen Landkreise Zukunftsszenarien mit 85 verschiedenen regionalen Klimamodellsimulationen berechnet. Dadurch lässt sich für München und Umgebung abschätzen, was wohl auf die Einwohner zukommt: In welchem Korridor wird künftig die Durchschnittstemperatur liegen, wie lang werden die Hitzeperioden sein, wie viele tropische Nächte sind zu erwarten, an wie vielen Wintertagen fällt die Temperatur überhaupt noch unter 0 Grad, wie viele Starkregentage sind zu erwarten und wie wird die Dürresituation?

Abhängig davon, wie sich der CO2-Ausstoß in der Zukunft entwickelt, ergeben sich für jede Simulation andere Werte. Unterschieden werden Szenarien für hohe Emissionen (RCP8.5), mittlere Emissionen (RCP4.5) und niedrige Emissionen (RCP2.6).

München schwitzt

Für München heißt das konkret: Sollte der CO2-Ausstoß in Zukunft nicht sinken, erwarten die mittleren Klimamodellsimulationen einen Temperaturanstieg bis Mitte des Jahrhunderts um zwei Grad und bis Ende des Jahrhunderts sogar um 3,7 Grad. Statt wie im Durchschnitt der Jahre 1971 bis 2000 gäbe es im Worst-Case-Szenario Ende des Jahrhunderts nicht mehr 4,1 Hitzetage mit mehr als 30 Grad im Jahr, sondern 18,2. Hitzewellen mit sechs solcher Tage in Folge wären normal, fast eine Verdreifachung im Vergleich zum Ende des 20. Jahrhunderts.

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Tropennächte, in denen die Menschen nur schlecht Erholung finden, weil die Temperatur nie unter 20 Grad fällt, gab es im vergangenen Jahrhundert in der gesamten Bundesrepublik noch kaum. Ende des 21. Jahrhunderts müsste man in München mit sechs solcher Nächte jedes Jahr rechnen. Immerhin: Das wäre zwar mehr, als Hannoveraner (4,7) erleiden müssten, aber deutlich weniger als in Berlin (8,7), Frankfurt (9,2) oder Köln (10,7).

Dafür wäre München bei der Anzahl der schwülen Tage nah am Spitzenfeld der deutschen Städte. Mit 30,8 schwülen Tagen pro Jahr würde die bayerische Metropole unter anderem Berlin überflügeln.

Das Problem dabei: Warme Tage mit hoher Luftfeuchtigkeit sind eine enorme Belastung für den Körper. Denn bei hoher Luftfeuchtigkeit ist die natürliche Temperaturregulation gestört: Der Schweiß kann nicht verdunsten, es entsteht keine Verdunstungskühle auf der Haut. Ein Hitzschlag droht.

Dürre im Sommer, kaum mehr Schnee im Winter

Die Zahl der Trockentage pro Jahr ändert sich im RCP8.5-Szenario zwar kaum, und die Summe des jährlichen Niederschlags stiege in München sogar an. Aber während im Winter ein deutliches Niederschlagsplus steht (19,6 Prozent mehr im Vergleich zum Ende des 20. Jahrhunderts), geht der Sommerniederschlag um fast zwei Prozent zurück.

Diana Rechid, die beim Climate Service Center Germany die Abteilung für regionalen und lokalen Klimawandel leitet, gibt zudem zu bedenken, dass die Bodentrockenheit nicht nur durch Niederschlag, sondern auch durch Verdunstung bedingt ist. Dürre wird in München also vor allem ein Problem des Sommers sein, wenn die Hitze die Verdunstung antreibt.

Und im Winter wird der Niederschlag häufig in anderer Form fallen als heute. Aus Schnee wird zunehmend Regen. Von 1971 bis ins Jahr 2000 waren noch mehr als 100 jährliche Frosttage in München normal. Nicht einmal die Hälfte davon wird übrig bleiben. Die Zahl der sogenannten Eistage, an denen die Temperatur dauerhaft unter dem Gefrierpunkt bleibt, sinkt im Worst-Case-Szenario sogar um mehr als 80 Prozent.

Allerdings muss es ja nicht so enden: Für den Fall, dass der Klimaschutz ab jetzt ernst genommen würde und dem auch Taten und umfangreiche Maßnahmen zur CO2-Vermeidung folgten, stiege die Temperatur in München bis Ende des Jahrhunderts nur um 1,2 Grad an und es gäbe nur 2,3 Hitzetage pro Jahr mehr. Die Zahl der Frosttage nähme im optimistischen RCP2.6-Szenario aber immer noch in erheblicher Größenordnung ab – nämlich um 20,7 Tage pro Jahr.

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