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DFB-Star Popp: "Bei den Männern wäre Steffi Jones geflogen"“


"Bei den Männern wäre Steffi Jones sicher schon geflogen"

t-online, Alexander Kohne

23.11.2017Lesedauer: 5 Min.
Steffi Jones (l.) und Alexandra Popp nach der 2:3-Niederlage der DFB-Frauen gegen Island.Vergrößern des BildesSteffi Jones (l.) und Alexandra Popp nach der 2:3-Niederlage der DFB-Frauen gegen Island. (Quelle: imago-images-bilder)
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Es läuft nicht mehr bei der Frauen-Nationalmannschaft. Besonders Bundestrainerin Steffi Jones steht massiv in der Kritik. Stürmerin Alexandra Popp erklärt im t-online.de-Interview, wie das Team in die Krise geschlittert ist, welche Fehler Jones gemacht hat und warum jetzt eine Trotzreaktion zu erwarten ist.

Das Interview führte Alexander Kohne

Am Freitag steht für das DFB-Team das letzte Länderspiel des Jahres gegen Frankreich in Bielefeld an (ab 17.55 Uhr im Liveticker von t-online.de). Obwohl es sich nur um einen Test handelt, gilt die Partie beim DFB als wegweisend. Deshalb hat sich der deutsche Tross ins beschauliche Harsewinkel nahe Gütersloh zurückgezogen – denn nichts soll die Vorbereitung stören.

t-online.de: Seit dem Aus im EM-Viertelfinale Ende Juli wächst die Kritik an Bundestrainerin Steffi Jones. Zuletzt gab es in der WM-Qualifikation unter anderem ein 2:3 gegen Island. Ihre Kollegin Tabea Kemme hat im Interview mit t-online.de gesagt, dass Jones bei den Männern schon gefeuert worden wäre. Das hat für Aufsehen gesorgt. Teilen Sie diese Einschätzung?

Alexandra Popp: Absolut. Bei den Männern wäre Steffi Jones sicher schon geflogen. Aber da unterscheiden sich Frauen- und Männerfußball schon – zum Glück! Es ist gut, dass eine Trainerin bei uns nicht gleich nach zwei oder drei Niederlagen gehen muss.

Ist das für den langfristigen Erfolg besser?

Ganz sicher. Und zu Steffi Jones: Wenn man einen neuen Job antritt, den man zuvor noch nie ausgeübt hat, kann man nicht erwarten, alles zu einhundert Prozent richtig zu machen. Man muss auch dem Trainerteam einen gewissen Entwicklungsprozess zugestehen. Bei Steffi Jones‘ Amtsantritt nach dem Olympiasieg 2016 herrschte eine große Euphorie, alles war neu – ein neues Spielsystem, eine sehr offensive Ausrichtung, aber dann ist alles etwas verschwommen. Die Konstanz ging verloren. Und nach dem Island-Spiel war richtig Feuer unterm Dach. Doch solche Rückschläge gehören bei einer Entwicklung dazu.

Hat Jones Fehler gemacht?
Schwer zu sagen. Oft sind Kleinigkeiten ausschlaggebend: Vielleicht mal eine falsche Wortwahl oder etwas Ähnliches. Während der EM kann ich das nicht alles beurteilen, weil ich verletzungsbedingt nicht dabei war…

… und gegen Island?

Da hat sie nicht viel falsch gemacht. Wir waren gut vorbereitet und wussten, wie der Gegner spielt. Wir wollten defensiv eng stehen und besonders die gefährlichen Bälle in die Tiefe vermeiden – leider hat das überhaupt nicht geklappt. Auf dem Platz wirkten wir teilweise etwas überfordert, weil wir die Vorgabe nicht umgesetzt haben. Deshalb kann man wirklich nicht sagen: Das ist alles Steffi Jones‘ Schuld. Zumal – auf Basis der Trainingsleistungen – die richtigen Spielerinnen auf dem Platz standen.

Sie sprechen die Aufstellung an: Eine Führungsspielerin wie Lena Goeßling wird in ihrer Geburtsstadt Bielefeld gegen Frankreich nicht mit dabei sein. Sie wurde überraschend nicht nominiert und hat ihren Unmut darüber lautstark kundgetan. Können Sie sie verstehen und schlägt das auf die Stimmung in der Mannschaft?

Enttäuscht ist jeder, der nicht nominiert wird. Ob man – wie Lena – kurz vor dem 100. Länderspiel steht oder das zehnte Länderspiel macht. Ansonsten will ich dazu wirklich nichts sagen – selbst wenn ich eine Meinung dazu hätte. Das ist eine Angelegenheit zwischen Lena Goeßling und Steffi Jones. Die Stimmung im Team ist gut. Aber alle wissen: So kann es nicht weitergehen! Wir wollen gegen Frankreich eine Reaktion auf die Kritik der letzten Wochen und Monate zeigen. Das merkt man auch an der hohen Intensität in den Trainingseinheiten – da hauen sich alle voll rein.

Was erwarten Sie am Freitag gegen Frankreich?

Die Partie kommt uns gerade recht, auch wenn es "nur" ein Freundschaftsspiel ist. Frankreich gehört zur Weltspitze – zu der uns einige Kritiker ja trotz zahlreicher Erfolge in den letzten Jahren aktuell nicht mehr zählen. Wir wollen das Gegenteil beweisen! Die Französinnen werden sicherlich personell einiges verändern. Die hatten ja auch einen kleinen Umbruch. Auf beiden Seiten wird es einige Wechsel geben. Das kann für den Spielfluss etwas schwierig werden. Dennoch: Wir wollen als Mannschaft zeigen, wer wir sind!

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Vor rund eineinhalb Wochen haben Sie auf Facebook einen bemerkenswerten Post geteilt. Darin heißt es unter anderem: "Es ist einfach einen Sportler zu kritisieren… hinter jedem Athleten steckt eine verlorene Jugend…wir opfern viel, verlieren Freunde, verpassen Familienmomente, Hochzeiten, Geburtstage… Aber Leute sehen das nicht." War das auch eine Reaktion auf die vergangenen Monate im DFB-Team?

Nein, ehrlich gesagt habe ich das nicht aufgrund unserer Situation in der Nationalmannschaft gepostet – aber, wo Sie mich jetzt drauf ansprechen: Es passt wirklich gut dazu. (lacht) Ich habe den Post gesehen und war sofort begeistert. Denn: Bei aller berichtigten Kritik sollte man immer bedenken, dass wir auch nur Menschen sind.

Es geht darin auch um Entbehrungen, die junge Menschen für den Sport auf sich nehmen. Wird Jugendspielerinnen mittlerweile zu viel abverlangt?

Die Belastung hat in den letzten Jahren jedenfalls klar zugenommen und ist krasser, als zu meiner Jugendzeit. Vielleicht sollte man da etwas mehr Rücksicht nehmen und immer im Kopf behalten, dass es sich oft noch um Kinder handelt. Ich war beispielsweise auf der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen, die keine reine Sportschule ist. In meiner Klasse waren vier Nachwuchssportler, aber auch ganz normale Schüler. Für uns war das oft ein Kommen und Gehen. Wir saßen in den ersten beiden Stunden mit den anderen im Unterricht, haben dann in der dritten und vierten Stunde trainiert, um in der fünften und sechsten Stunde wieder dazuzustoßen. Und nachmittags stand dann natürlich wieder Training an. Da fällt es manchmal gerade in der Schule schwer, richtige Freundschaften aufzubauen – und richtig Kind zu sein.

Ihre ehemalige Schule arbeitet eng mit Schalke 04 zusammen. Sie selbst haben dort mit späteren Profis wie Joel Matip trainiert – sind aber eigentlich Fan von Borussia Dortmund. Ins Revierderby am Wochenende geht der BVB nur als Fünfter, S04 ist dagegen Zweiter; zuletzt hat Dortmund nur eines von neun Spielen gewonnen. Blutet Ihnen als BVB-Anhängerin momentan das Herz?

(lacht) Nein, ich bin kein absoluter Hardcore-Fan, sehe das alles natürlich auch mit sportlichen Augen. Was der BVB momentan spielt, ist nicht das, was das Team spielen kann – und dann steht man eben plötzlich in der Tabelle hinter Schalke. Aber für das Derby tippe ich trotzdem auf Dortmund, mehr als ein knapper Sieg ist momentan aber wohl nicht drin.

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