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Heiko Westermann exklusiv: "Ich will NIE mehr Bundesliga spielen"


Heiko Westermann exklusiv
"Elf Trainer in fünf Jahren. Das sagt alles"

t-online, Luis Reiß

23.07.2017Lesedauer: 4 Min.
t-online.de hat mit Heiko Westermann in seiner neuen Heimat Wien gesprochen.Vergrößern des Bildest-online.de hat mit Heiko Westermann in seiner neuen Heimat Wien gesprochen. (Quelle: T-Online-bilder)
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Er war Nationalspieler, Abwehrchef beim HSV und Schalke – und wurde als HW4 zur Kultfigur im Internet. Jetzt ist Heiko Westermann (33) zu Austria Wien gewechselt. Vor seinem ersten Liga-Spiel gegen Altach an diesem Sonntag (16.30 Uhr) erklärt er im Interview mit t-online.de, warum er nie wieder Bundesliga spielen will und wie die Marke HW4 gegen seinen Willen entstand.

t-online.de: Herr Westermann, würden Sie noch einmal in die Bundesliga zurückkehren?

Heiko Westermann: Das war für mich schon nach meinem letzten Jahr in Hamburg ausgeschlossen. Ich will nie mehr in der Bundesliga spielen. Ich habe mit Schalke und dem HSV für zwei große Klubs gespielt, viel investiert, manchmal vielleicht sogar zu viel. Jetzt glaube ich einfach nicht mehr daran, dass ich in Deutschland noch einmal die volle Motivation für einen anderen Verein aufbringen könnte. Außerdem würden wahrscheinlich wieder viele alte Geschichten herausgeholt. Ich will nach vorne schauen.

Würden Sie nach Ihrer aktiven Karriere noch einmal in Deutschland arbeiten wollen?

Das könnte ich mir vorstellen. Ich will im Fußball bleiben, deshalb möchte ich mir nach meinem Karriereende verschiedene Bereiche anschauen und unter anderem die Trainer-Ausbildung machen. Wo und was ich schließlich arbeite, ist aber noch völlig offen.

Haben Sie den Zeitpunkt Ihres Karriereendes schon geplant?

Nein. Erstmal habe ich zwei Jahre Vertrag bei Austria. Danach hängt es davon ab, wie fit ich bin. In den letzten anderthalb Jahren konnte ich jede Trainingseinheit mitmachen und war nie verletzt. Ich hoffe, das bleibt so. Durch eine monatelange Reha würde ich mich nach meinem Vertrag hier mit 35 Jahren sicher nicht mehr quälen.

Sie haben für den HSV und Schalke gespielt – die beiden unruhigsten Klubs der Liga. War Ihnen Bayern zu einfach?

(lacht) Ich glaube nicht, dass es bei Bayern einfach ist. Die Aussage würde ich aber auch nicht unterschreiben. Mit Schalke waren wir 2008 Dritter und 2010 Vize-Meister, das waren gute Jahre für den Klub. Die Entwicklung beim HSV konnte zum Zeitpunkt meines Wechsels keiner ahnen. Aber unter dem Strich war ich bei zwei riesigen Klubs, mit geilen Fans und tollen Stadien. Ich bereue nichts.

Mit zwei Jahren Abstand: Was ist beim HSV schiefgelaufen?

Darüber könnte man ein ganzes Buch schreiben. Ich hatte elf Trainer in fünf Jahren. Das sagt alles. Außerdem sollten sich die Spieler auf den Fußball konzentrieren und nicht auf andere Sachen.

In Ihrer Zeit beim HSV wurden Sie als HW4 in den sozialen Netzwerken zur Kult-Figur.

Damit hatte ich wenig zu tun. Die Marketing-Abteilung des HSV kam mit dem T-Shirt „HW4“ zu mir. Ich meinte: „Das ist schön, interessiert mich aber nicht. Ich will Fußball spielen, wir stecken im Abstiegskampf.“ Man hätte das groß als Marke aufziehen können, aber es war der falsche Zeitpunkt. Ich wollte es nicht.

Später haben Sie die Marke aber auch selbst gefördert.

Ja, der HSV hat HW4 trotzdem weiter gepusht. Dann wollte irgendwann ein Kumpel von mir einen Rap-Song dazu aufnehmen. Ich fand das lustig und habe mitgemacht. Und seitdem ist es nicht mehr zu stoppen (lacht).

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Sie werden nicht nur gefeiert. Viele Nutzer machen sich auch über Sie lustig. Trifft Sie das?

Die positiven Reaktionen nehme ich auf, den Rest ignoriere ich. Das sollte jeder so machen. Ich habe seit sieben Wochen auch offizielle Social-Media-Kanäle und versuche das dort zu ordnen, indem ich auf gut gemeinte Nachrichten auch reagiere. Klappt aber nicht immer: auf meinen letzten Instagram-Post im Austria-Trikot habe ich 2000 Kommentare bekommen. Das schaffe ich einfach nicht (lacht).

Warum haben Sie sich für einen Wechsel zur Austria entschieden?

Der wichtigste Grund ist, dass Thorsten Fink hier Trainer ist. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis beim HSV (2011 – 2013, d. Red.). Ich weiß, was er will – und, dass mit ihm die Zusammenarbeit immer Spaß macht. Außerdem ist Austria ein großer Traditionsklub. Und ich will unbedingt mehr spielen als vergangene Saison bei Ajax.

In Amsterdam machten Sie nur acht Spiele für die erste Mannschaft. War der Wechsel ein Fehler?

Im Gegenteil. Es war eine wertvolle Erfahrung. Die ersten Monate waren sehr hart. Ich wusste, dass es Ajax‘ Philosophie ist, auf junge Spieler zu setzen. Selbst wenn ich besser als meine Mitspieler gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nicht immer gespielt. Wenn du aber deine ganze Karriere lang Stammspieler bist, fällt es dir schwer, auf der Bank zu sitzen. Es hat lange gedauert, bis ich damit umgehen konnte. Ab diesem Moment, das war etwa zu Beginn der Rückrunde, hat es auch wieder richtig Spaß gemacht. Ich habe mich darauf konzentriert, meine Erfahrung an unsere jungen Spieler weiterzugeben.

In der Ausbildung von jungen Spielern hat Ihr größter Rivale RB Salzburg in Österreich neue Maßstäbe gesetzt. Wie stehen Sie dem Projekt gegenüber?

Das Modell von RB ist komplett auf Erfolg ausgerichtet – und der gibt ihnen Recht. Sie haben in den vergangenen Jahren immer zwei bis drei absolute Top-Talente hervorgebracht. Zuletzt unter anderen Keita und Sabitzer. Allerdings ist das Ausbildungssystem dort auch knallhart. Wer stärker ist, gewinnt. Das ist teilweise auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Menschliche Werte kommen immer häufiger zu kurz, es geht nur noch um Erfolg. Ich bin gespannt, was passiert, wenn der ausbleibt.

Können Sie Salzburg nach vier Meisterschaften in Folge den Titel wegschnappen?

Sie sind auf jeden Fall Favorit, haben auf jeder Position enorm viel Tempo. Aber mein erster Eindruck von unserem Kader ist auch sehr stark. Jetzt müssen wir das nicht nur im Training, sondern im Wettbewerb zeigen. Ob wir Salzburg angreifen können, liegt nur an uns selbst.

18 Österreicher spielten vergangene Saison in der Bundesliga. Ist das Land mittlerweile eine Top-Talentschmiede?

Es versucht auf jeden Fall mit aller Kraft dahinzukommen. Grundsätzlich ist im Fußball der Jugendwahn ausgebrochen. Unser Kader (Durchschnittsalter 23,9, d. Red.) ist zum Beispiel auch nur minimal älter als der von Salzburg. Ich bin mit 33 Jahren der Älteste, der Zweitälteste ist gerade einmal 27. Es ist wichtig, die richtige Mischung zu finden. Wenn man sich die internationalen Top-Klubs anguckt, stellt man fest: Ohne Erfahrung holt man keine Titel.

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