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WM 2022, Kroatiens Teammanagerin Iva Olivari: Die Mutter des Erfolgs


Kroatiens Teammanagerin
Die Mutter des Erfolgs


Aktualisiert am 17.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Iva Olivari: Die Teammanagerin kümmert sich seit 30 Jahren um die Belange der kroatischen Nationalmannschaft. (Quelle: Igor Kralj/PIXSELL)

Wenn Kroatien gegen Marokko um WM-Bronze spielt, wird auch sie wieder im Rampenlicht stehen: Iva Olivari, Pionierin im Männerfußball und gute Seele der "Vatreni".

Als Schiedsrichter Cuneyt Cakir die Partie zwischen Kroatien und England nach 120 Minuten abpfiff, flogen ein Paar Stöckelschuhe im hohen Bogen in den Moskauer Nachthimmel. Kroatien stand im Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft, und eine kleine, blonde Frau aus Zagreb war im Vollsprint in die Jubeltraube inmitten des Luschniki-Stadions gerannt: Iva Olivari.

"Das ist das Foto meines Lebens", sagte die 51-Jährige der "New York Times" und tippte auf ihren Laptopbildschirm. Ein Bild, das sich am Samstagnachmittag wiederholen soll, wenn Kroatien gegen Marokko um sein zweites WM-Bronze nach 1998 spielt (ab 16 Uhr im t-online-Liveticker). Neben Nationalcoach Zlatko Dalic wird dann auch wieder Olivari auf der Trainerbank an der Seitenlinie zittern. Ein Privileg, das sie als einzige Frau bei dieser Fußballweltmeisterschaft innehat.

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Mehr Interviewanfragen als Luka Modric

Beim kroatischen Fußballverband HNS schmunzeln sie noch heute darüber, dass es bei der WM 2018 in Russland mehr Interviewanfragen für Olivari als für Kapitän und Superstar Luka Modric gab. Dabei handelt es sich bei ihr doch nur um die Teammanagerin der Nationalelf. Wobei: das "nur" sollte man schleunigst streichen. Denn Olivari ist viel mehr als nur erste Bürokratin der "Vatreni". Sie ist Cheforganisatorin, Laienpsychologin, gute Seele des Teams, Mutter des Erfolgs.

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Dass sie diese Rolle seit nunmehr 30 Jahren innehat und ab 2016 als erste kroatische Frau auf der Trainerbank der Männer-Nationalmannschaft und 2018 als erste Frau überhaupt bei einer WM an der Seitenlinie Platz nehmen durfte, ist vor allem ein großer Zufall des Lebens.

1992, als der Bürgerkrieg im Land wütete, kehrte Olivari aus den USA nach Kroatien zurück. Sie hatte die Jahre zuvor in Amerika verbracht, um an ihrer Tenniskarriere zu arbeiten, die sie, von Verletzungspech geplagt, schließlich an den Nagel hängen wollte. In einer Zeitung fiel ihr dabei ein Inserat des frisch gegründeten – und noch nicht von der Fifa anerkannten – kroatischen Fußballverbands auf. Der HNS suchte Mitarbeiter mit sehr guten Englischkenntnissen. Olivari, damals 21 Jahre alt und recht perspektivlos in ihr Heimatland zurückgekehrt, bewarb sich und bekam den Job.

Olivari war keine Einzelkämpferin

In der neu geschaffenen Abteilung für internationale Angelegenheiten traf Olivari auf eine weitere junge Frau, die sich unvorbereitet auf das Abenteuer Profifußball eingelassen hatte: Ivancica Sudac war bereits einige Monate vor ihr zum HNS gekommen, auch sie wurde vor allem aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit eingestellt (neben Englisch spricht sie fließend Französisch). Ebenso wie Olivari ist auch Sudac immer noch und schon im vierten Jahrzehnt im Verband tätig. Im Gegensatz zur früheren U14-Tennismeisterin Jugoslawiens bleibt Sudacs Arbeit im Verborgenen: Seit Jahren führt sie die Lizenzabteilung der kroatischen Nationalmannschaft und war in dieser Rolle die entscheidende Figur, die dem Sportartikelhersteller Nike zur Jahrtausendwende verbot, vom Design des ikonografischen rot-weiß-karierten Heimtrikots abzurücken.

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Olivari wiederum blieb immer am Puls der Mannschaft, organisierte als Teammanagerin Reisen, buchte Hotels und Trainingsplätze, meldete die Spielerkader zu den großen Turnieren an, regelte den administrativen Spieltagsablauf. "Meine Aufgabe ist es, den Spielern so viel Last wie möglich von den Schultern zu nehmen und ihnen den Aufenthalt bei der Nationalmannschaft so angenehm wie möglich zu machen, sodass sie sich auf dem Platz nur auf den Fußball und ihre Leistungen im karierten Trikot konzentrieren können", beschreibt Olivari ihre Arbeit in einem Videoporträt des HNS.

Olivaris größtes Talent liegt jedoch wohl darin, dass sie ihrer höchst bürokratischen Arbeit eine zutiefst menschliche Seite abringt. Vizeweltmeistertorwart Danijel Subasic bezeichnete sie auch deshalb als den "Schutzengel" des Teams. Sie ist es, die jedes Geburtstagskind, jeden frischgebackenen Vater, jeden neuen Titelträger mit einer Rede und einer großen Torte im Kreis der Nationalmannschaft bedenkt. Sie ist es, die der sensible Torhüter Dominik Livakovic zum Kaffeetrinken einlädt, wenn er den Kopf freikriegen muss, sie ist es, die Teamclown Domagoj Vida bei der Vorbereitung seiner Kabinenscherze unterstützt.

Olivari über Modric: "Habe ihn zu einem Mann werden sehen"

All diese Verbindungen kommen jedoch nicht jener gleich, die sie mit Luka Modric hat. "Mit Luka habe ich die vertrauteste Beziehung. Ich kenne ihn seit seinem 15. Lebensjahr", erzählte Olivari dem kroatischen Magazin "Gloria" – und ergänzte bei der "New York Times": "Ich habe ihn aufwachsen, zu einem Mann werden sehen. Es war eine lange Reise. Eine lange Reise, die wir gemeinsam erlebt haben."

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Während sie für den Weltfußballer von 2018 längst nur noch Iva ist, sprechen gerade viele jüngere Spieler sie mit "Teta" an – einer kroatischen Verniedlichung für ältere Frauen, besonders Tanten. "Ich finde das total süß und lieb", sagte Olivari dem kroatischen Onlineportal "Dnevno". "Es ist unglaublich, wie viel Vorsicht und Aufmerksamkeit die Spieler mir gegenüber aufbringen."

Ans Aufhören denkt Olivari auch nach 30 Jahren nicht. "Ich liebe meinen Job. Er ist dynamisch, oftmals psychisch aber auch physisch herausfordernd, ohne geregelte Arbeitszeiten. Aber ich habe das große Glück, dass ich in dieser Zeit erleben durfte, wie sich die Nationalelf für 12 von 14 möglichen großen Turnieren qualifizieren konnte – das allein ist schon ein herausragender Erfolg für ein so kleines Land wie Kroatien", betont die 51-Jährige. Auch deshalb könne sie das Gefühl, wenn sie als einzige Frau auf der kroatischen Bank, als einzige Frau an der Seitenlinie eines WM-Halbfinalisten sitzt, während elf ihrer "Jungs" um den Endspiel-Einzug spielen, nur mit einem Wort beschreiben: "Stolz."

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