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WM 2014: Wird der Ramadan zum Problem für Algerien?


Özil verzichtet auf Fastenzeit
Wird der Ramadan zum Problem für Algerien?

Von t-online, dpa, sid
28.06.2014Lesedauer: 3 Min.
Algerische Spieler beim BetenVergrößern des BildesAlgerische Spieler beim Beten (Quelle: Reuters-bilder)
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Zum ersten Mal seit 1986 fällt der heute beginnende Ramadan wieder in die Zeit einer Weltmeisterschaft. Damit sind zahlreiche Fußballer vor die Entscheidung gestellt, ob sie die Fastenzeit während des Turniers befolgen können. Mesut Özil kündigte an, dass er sich nicht daran halten kann. "Ich kann da leider nicht mitmachen, weil ich arbeite. Das kommt für mich leider nicht infrage", sagte der deutsche Nationalspieler mit türkischen Wurzeln.

Özil ist mit seinem Glaubens-Dilemma nicht allein. Besonders trifft es den Überraschungs-Achtelfinalisten Algerien, der in Porto Alegre auf die deutsche Elf (am Montag ab 21.30 Uhr im t-online.de Live-Ticker) trifft.

Algeriens Trainer hält sich bedeckt

Für die Akteure aus Nordafrika spielt die Religion eine große Rolle. Vor jedem WM-Spiel sieht man Profis beten, und nach dem ersten Achtelfinal-Einzug überhaupt bei einer WM sagte Top-Stürmer Sofiane Feghouli: "Dieser Erfolg ist für alle Algerier auf der ganzen Welt, für alle Araber und alle Muslime."

Über den Ramadan sprechen möchte der algerische Trainer Vahid Halilhodzic aber nicht so gerne. "Wir reden nicht über Religion und Politik, ist das klar", sagte der Bosnier nach dem Achtelfinal-Einzug. "Ich bin nicht hier, um über Islam oder etwas zu sprechen."

Mit Beginn der ersten K.o.-Runden-Spiele ist Muslimen die Nahrungsaufnahme nur vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang gestattet. Allerdings sieht der Koran Ausnahmen vor. So können "Menschen auf Reisen" die Fastentage nachholen. Über die Interpretation dieser Ausnahme herrscht allerdings keine Einigkeit.

In algerischen Medien ist die Fastenzeit für die Spieler derzeit ein großes Thema. Vertreter des hohen islamischen Rates (HCI) der Zeitung "al-Schuruk" sagten, dass das Fastenbrechen gerechtfertigt sei. Dagegen geht Scheich Mohammed Mekerkeb von der Vereinigung der Rechtsgelehrten laut dem "Spiegel" davon aus, dass der Ramandan eingehalten werden: "Es ist nicht erlaubt, das Fasten zu brechen. Gott ist mit den Fastenden."

Benzema und Co. fasten nicht

Auch Frankreichs Karim Benzema, der Schweizer Bayern-Profi Xherdan Shaqiri oder die Belgier Marouane Fellaini und Moussa Dembele sind gläubige Muslime. Ein Sprecher des Schweizer Teams von Trainer Ottmar Hitzfeld teilte bereits mit, dass wohl kein Spieler aus dem Aufgebot fasten werde. Bei den Franzosen werden es Benzema und Co. genau so handhaben.

Letzten Endes müssten die Spieler die Entscheidung mit ihrem Gewissen ausmachen, sagt der islamische Theologe und Vorsitzende des türkisch-islamischen Dachverbands Ditib, Izzet Er. Der Koran gebe keine klare Regel vor. "Die Spieler müssen es selber wissen."

Unklarheit über die gesundheitlichen Auswirkungen

Über die gesundheitlichen Auswirkungen gehen die Meinungen auseinander - selbst innerhalb des Weltverbandes. So betonte FIFA-Chefarzt Jiri Dvorak, dass man für Muslime während der WM keine Nachteile erwarte.

Sein Kollege Michel D'Hooghe dagegen rät vom Fasten während der strapaziösen WM-Zeit ab. "Wenn ich für die Spieler verantwortlich wäre, würde ich von der Möglichkeit einer Ausnahme Gebrauch machen", sagte der Belgier. Er habe "größten Respekt für die religiösen Überzeugungen jedes Spielers", sagte das Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, aber aus "rein medizinischer Sicht" sei eine regelmäßige Nahrungsaufnahme während dieser Zeit besser.

"Wir wissen noch sehr wenig darüber", sagte Ron Maughan, Professor für Sporternährung an der Loughborough University in England, jüngst der "New York Times". Nach den Olympischen Spielen 2012 untersuchte er in einer Studie die Auswirkungen des Fastens auf die sportlichen Leistungen und sprach von "keinem großen Effekt im Fußball". Dort sei es - im Gegensatz zu Disziplinen wie dem Marathon - möglich, ohne eine Gefährdung der Gesundheit die religiösen Regeln einzuhalten und dennoch sein volles Pensum auf dem Platz abrufen zu können.

Sollten sich Profis fürs Fasten entscheiden, haben sie es in Brasilien immerhin leichter: Die elf Stunden zwischen Sonnenaufgang und -untergang in Rio de Janeiro bedeuten etwa im Vergleich zu Deutschland rund fünf Stunden weniger täglichen Verzicht.

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