Vorgeführter Fußball-Fan: Mit diesem Streich gehen Joko und Klaas zu weit

Das Moderatoren-Duo Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf ist in seiner Show "Circus HalliGalli" für fiese, unberechenbare Streiche so berühmt wie berüchtigt. Doch das Spektakel, das am Montagabend beim Sender ProSieben veranstaltet wurde, ging eindeutig unter die Gürtellinie. Mit dem Fan von Borussia Mönchengladbach, der gnadenlos veralbert und vorgeführt wurde, wird der Aspekt Schadenfreude in neue, ungesunde Höhen getrieben.

Was war geschehen? In der Halbzeitpause des Bundesligaspiels Borussia Mönchengladbach gegen Mainz 05 erscheint Joko im Löwen-Kostüm verkleidet auf dem Rasen. Er kündigt eine Gewinnspiel-Aktion an: Per Los wird ein Fan ausgewählt, der mit einem Blindschuss aufs Tor sagenhafte 500.000 Euro gewinnen kann. Klar, dass das Stadion brodelt - jeder möchte gerne antreten.

Das ganze Stadion ist eingeweiht

Ausgelost wird Taner, ein Gladbach-Fan. Der 35-Jährige kann sein Glück kaum fassen und ist sehr aufgeregt. Um seinen Preis zu bekommen, soll er mit verbundenen Augen einen Ball aus 16 Metern Entfernung im Tor unterbringen. Dort steht Gladbachs U-19-Torwart bereit. Er ist, genau wie die übrigen 50.000 Fans im Stadion, eingeweiht und soll den Ball auf jeden Fall durchlassen.

Taner bekommt die Augenbinde angelegt und wird um ein Statement gebeten: "Ich mach mir gleich in die Hose!" Dann konzentriert er sich und läuft unter den Anfeuerungsrufen der Stadionbesucher an - und trifft.

"Irgendwie tut Taner mir leid"

Unter tosendem Jubel reißt er sich die Augenbinde ab und rennt über den Rasen. Läuft auf Keeper Hiemer zu und umarmt ihn stürmisch. Dann kommt Taners Freund gelaufen, versteckt hinter einem überdimensionalen 500.000 Euro-Scheck, hinter dem er sich versteckt. Doch bevor er ihn feierlich überreicht, dreht er das Schriftstück um und alle können lesen, was dort in großen Lettern steht: "Verarscht!"

Klar, dass Taner sauer ist. Er ringt nach Atem und stammelt fassungslos: "Ich habe mich zum Horst gemacht, wie noch nie in meinem Leben. Ich hab mir in die Hosen gemacht und mich vor 50.000 Leuten blamiert! Ich habe mir schon ausgemalt zu kündigen, und den 4er BMW wollte ich mir holen." Jokos trockenes Statement: "Irgendwie tut Taner mir ein bisschen leid. Aber es ist auch saulustig."

"Pay back" - Taner bekommt sein Fett weg

Der Streich lief unter dem Motto "Pay back", das heißt, mit Taner sollte es endlich denjenigen erwischen, der sonst immer alle anderen in die Pfanne haut. Der junge Mann ist bei "Circus Halligalli" kein ganz Unbekannter, seine Freunde mussten schon öfter für ihn den Kopf hinhalten - vor etwa einem Jahr sollte zum Beispiel einer mit Bungee-Seil aus einem Helikopter springen, damit Taner einen Fernseher gewinnen konnte. Dennoch überschreitet der Scherz eine Grenze. Mit innovativer, lustiger, vielleicht sogar ironisch-witziger TV-Unterhaltung hat das jedenfalls nichts mehr zu tun. Von Anfang an versteckt gefilmt, ist Taner das Opfer, an dem sich die Stadionmeute wie auch die Zuschauer vor den Fernsehern weiden.

Ungesunder Absturz

Der Mann ist nach seiner Auslosung vollgepumpt mit Adrenalin, besteht die Prüfung, feiert seinen Gewinn und fällt sekundenspäter bodentief herab. Selbst wenn er die Enttäuschung versucht zu beherrschen, an seinem hysterischen Tanz und dem rastlosen Gerenne ist zu erkennen, dass dieser Absturz nicht nur körperlich ungesund ist.

Ein Tiger im Käfig

Hier wird die Schadenfreude einmal mehr auf die Spitze getrieben. Ein ganzes Stadion spottet, die engsten Freunde haben mitgemacht und schlagen sich vor Vergnügen auf die Schenkel, ein aufdringlicher Moderator hält permanent das Mikro hin - natürlich will der Mann da nur noch ausbrechen. Ein verzweifelter Tiger im Käfig, der versucht, sein Gesicht zu wahren. Die eigene Gutgläubigkeit vor Augen.

Grimme-Preis: Freikarte für Geschmacklosigkeiten?

Joko und Klaas sind für ihre Show "Circus HalliGalli" erst im April mit dem renommierten Grimme-Preis ausgezeichnet worden. In der Auszeichnungsbegründung werden sie beschrieben als "DIE Unterhaltung, denn zumindest im Programm der großen Sender ist weit und breit niemand in Sicht, der ihnen das Wasser reichen könnte", da sie ihr "Publikum und sich selbst immer wieder verblüffen würden". Ob damit allerdings auch gemeint ist, Leute in derart großem Stil und so gnadenlos vorzuführen, sei dahingestellt.