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Wie sparsam sind Niedrigenergie-, Passivhaus und Co.?


Heizung
So sparsam sind Niedrigenergie-, Passivhaus und Co.

dpa-tmn, hadiet

Aktualisiert am 30.05.2012Lesedauer: 5 Min.
Dieses Haus war einmal ein energiefressendes Ungetüm. Jetzt produziert es mehr Strom, als es verbraucht.Vergrößern des BildesDieses Haus war einmal ein energiefressendes Ungetüm. Jetzt produziert es mehr Strom, als es verbraucht. (Quelle: www.lang-volkwein.de)
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Energiesparende Häuser liegen nicht nur im Trend, sondern sind bereits Teil des gesetzlichen Mindestbaustandards in Deutschland. Damit haben die Deutschen in Sachen energiesparendes Bauen die Nase vorn. Doch nicht jedes Haus ist deshalb auch gleich ein riesiges Energiesparwunder. Ob Niedrigenergiehaus, Nullenergiehaus oder Plusenergiehaus: Wir erklären Ihnen den Unterschied und verraten, was Häuser von heute noch alles können. Sehen Sie außerdem eines der ersten sanierten Plusenergiehäuser in Deutschland.

"Wer ein Haus baut oder saniert, sollte für die Zukunft planen und die gesetzlichen Vorgaben unterschreiten", rät Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin. In Zeiten steigender Kosten für Energie und drohender Klimakatastrophen können mit dem Bau oder Umbau energieoptimierter Zukunftshäuser die Ausgaben für Strom, Heizung und Warmwasser umweltgerecht minimiert werden. Seit mehr als 30 Jahren wird am Gebäude der Zukunft geforscht, das klimaneutral bewohnt werden kann. Das Niedrigenergiehaus, zu Beginn der 90er Jahre zukunftsweisend, ist seit mehr als 15 Jahren gesetzlicher Mindeststandard für Neubauten.

Plusenergiehaus ist die Krönung in der Gebäudeoptimierung

Die Konzepte für Energiesparhäuser wurden im Laufe der Zeit immer ehrgeiziger. Durch intensive Forschung wurde das Niedrigenergiehaus-Konzept zu den Effizienzhäusern 70, 55 und 40, schließlich zum Passivhaus und zum Null- und Plusenergiehaus fortentwickelt. "Allen Konzepten gemeinsam ist ein sehr gutes Wärmekonzept für die Gebäudehülle, eine hocheffiziente Anlagentechnik und die Einbindung erneuerbarer Energien", sagt Stolte. Beim Null- oder Plusenergiehaus komme als aktive Komponente noch die Stromproduktion, meist durch Photovoltaik, hinzu.

Das Niedrigenergiehaus

Ursprünglich sprach man von einem Niedrigenergiehaus, wenn dessen Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser 25 Prozent unter den Anforderungen der alten Wärmeschutzverordnung (WSVO) von 1995 lag. Wie bereits erwähnt, ist der niedrige Verbrauch der Gebäude aber nun schon seit über einem Jahrzehnt beim Neubau gesetzlicher Standard. Die Energiestandards wie KfW-40 oder KfW-70 bezeichnen den Bedarf an externer Energie durch den Versorger, die pro Jahr und Quadratmeter nicht überschritten werden darf – also nicht mehr als 40 oder 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a). Das Kürzel KfW steht für die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die energetische Sanierungen schon seit Jahren mit zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen unterstützt.

Das Passivhaus und Nullenergiehaus

Als Nullenergiehaus wird ein Gebäude bezeichnet, das genau so viel Energie für Warmwasser und Heizung produzieren kann, wie es verbraucht. Beim Passivhaus, das lange vor dem Nullenergiehaus entwickelt wurde, ist das Prinzip ein anderes: Für den Grundbedarf an Energie für Warmwasser und Heizung werden ausschließlich passive Wärmeeinträge durch Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen zum Beheizen des Hauses verwendet. Passivhäuser zeichnen sich durch einen hohen Dämmstandard, fehlende Heizkörper und eine großflächige Glasfassade gen Süden aus, über die Sonnenwärme ins Gebäudeinnere geleitet wird. In der Regel verfügen die Gebäude allerdings über eine Mini-Heizung, mit der in besonders eisigen Zeiträumen und bedecktem Himmel die "Sonne" unterstützt werden kann. Ein weiteres wesentliches Merkmal ist eine regulierbare Lüftungsanlage, die passiv gewonnene Wärme in alle Räume verteilt. Es ist übrigens ein Ammenmärchen, dass man in einem Passivhaus nicht das Fenster öffnen darf.

Das Plusenergiehaus

Wird vom Gebäude mehr Energie erzeugt, als Haus und Bewohner selbst verbrauchen, spricht man von einem Plusenergiehaus. Häuser, die darüber hinaus keine externe Energie beziehen und sich selbst versorgen, werden als energieautark bezeichnet. Das Interesse an Plusenergiehäusern steigt hierzulande zunehmend, da langfristig eingesparte Energiekosten immer mehr in den Fokus von Bauherren geraten. "Plusenergiehäuser – auch Effizienzhäuser Plus genannt – werden inzwischen bei Fertighausherstellern stark nachgefragt", sagt Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau in Bad Honnef bei Bonn.

In der Fertighauswelt Köln können beispielsweise sechs Plusenergiehäuser verschiedener Anbieter besichtigt werden. Auch das Bundesbauministerium hat ein Modellvorhaben in der Fasanenstraße in Berlin als Musterhaus aufgebaut, in dem die Funktionsweise eines Plusenergiehauses demonstriert wird. "Viele Interessenten an Plushäusern fasziniert, dass die überschüssige Energie beispielsweise zum Auftanken eines Elektrofahrzeugs genutzt werden kann und die bisherigen Tankkosten dadurch entfallen", sagt Windscheif. Ein weiterer Pluspunkt sei, dass größere Fenster eingeplant werden können als in anderen Niedrigenergiesparhäusern. Denn wie beim Passivhaus wird das Gebäude für einen maximalen passiven Wärmeeintrag mit der Ausrichtung zur Sonne geplant.

Umbau zum Plusenergiehaus bei Altbauten ist knifflig

Bei einem Neubau sind Energiesparmaßnahmen wie Wärmedämmung, gut isolierte Fenster und Türen problemlos umzusetzen. Will man allerdings einen Altbau energetisch sanieren, sind bauseitig viele Hürden zu nehmen. Bestehende Wände, Decken und Böden sind nicht einfach austauschbar, Fenster- und Türöffnungen haben oft hinderliche Öffnungsmaße oder sind in der Fassade für eine einfache Sanierung ungünstig platziert. Dachüberstände fallen nach der Dämmung unter Umständen zu kurz aus und müssen aufwändig verlängert werden.

Will man beispielsweise die Fassade nachträglich mit 25 bis 30 Zentimeter Dämmung auskleiden, können Fensterleibungen zum Problem werden. Die Dämmung wird zwar in diesem Bereich nicht so dick ausgeführt, trotzdem wird der Querschnitt der Öffnung durch die zusätzliche Dämmung verkleinert und auch die Leibungstiefe nimmt deutlich zu. Hinzu kommen die Profile zeitgemäßer Isolierfenster, die in der Regel größer ausfallen als bei Fenstern aus vergangenen Jahrzehnten. Besonders knifflig sind Bauvorhaben, bei denen der Denkmalschutz involviert ist. Denn wie lässt sich eine Fassade dämmen, deren Oberfläche originalgetreu erhalten bleiben oder wieder hergestellt werden soll? Hier bleibt oft nur die Möglichkeit einer Innendämmung. Viele Punkte also, die zusätzlich berücksichtigt werden müssen.

Nicht unmöglich: dieses 70er-Jahre Haus produziert jetzt mehr Energie

Trotz Mehraufwand ist die Sanierung zum Plusenergiehaus möglich. Das Architekturbüro "Lang + Volkwein" aus Darmstadt hat in Zusammenarbeit mit den Energie- und Fachplanern "Tichelmann & Barillas Ingenieure" eines der ersten Plusenergie-Sanierungsprojekte Deutschlands realisiert. Das Einfamilienhaus im hessischen Mühltal wurde 1970 erbaut und verbrauchte bislang rund 5700 Liter Heizöl im Jahr. Hinzu kam ein hoher Stromverbrauch von etwa 410 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) vor der Sanierung.

In Zukunft soll das Haus 3250 zusätzliche Kilowattstunden im Jahr erwirtschaften. Das Projekt wurde von der Technischen Universität Darmstadt und der Bauindustrie unterstützt, wie Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Berlin berichtet. Das Ergebnis der Zusammenarbeit: mit der zusätzlichen Energie kann man ein Elektroauto problemlos auftanken. So sieht das sanierte Plusenergiehaus jetzt aus.

Genaue Prüfung vor dem Umbau zum Plusenergiehaus nötig

Ob ein Altbau zu einem Plusenergiehaus umgebaut werden kann, muss zunächst genau geprüft werden. Voraussetzungen wie ein geeignetes Grundstück müssen stimmen, berichtet Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung in Berlin. So darf eine Solarthermieanlage zum Beispiel nicht im Schatten von Bäumen oder Nachbarhäusern stehen. Auch gebe es für die Altbausanierung nicht immer die benötigten technischen Komponenten oder diese müssen extra geplant und angepasst werden. Das gilt beispielsweise für eine nachträglich integrierte Lüftungsanlage.

Besonders wichtig ist das Know-how des Planers oder Architekten. Hier sollte man genaues Augenmerk auf die Referenzen und Erfahrungen des Planungsbüros legen. Außerdem betont Zink, das Ziel Energie zu sparen sei nicht alles. Bei einer energetischen Sanierung sollte immer auch die Architektur des Hauses respektiert werden. Zudem lohnt es sich nicht immer, den besten Energiestandard zu erreichen, wenn damit unangemessen hoher Aufwand und hohe Kosten einhergehen. Selbst ein Umbau zu einem Niedrigenergiehaus macht sich schon bezahlt und senkt die Energiekosten erheblich.

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