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Gärtnern auf Stroh: So funktioniert der Anbau auf Strohballen


Gartenarbeit
So wachsen Pflanzen fast ohne Erde

Von dpa-tmn
Aktualisiert am 11.04.2016Lesedauer: 4 Min.
Gärtnern geht auch ohne Gartenerde.Vergrößern des BildesGärtner geht auch ohne Gartenerde. (Quelle: Kristijan Matic Fotografie/dpa-bilder)
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Pflanzen wachsen eigentlich in Erde. Doch es geht auch anders. Ein neuer Trend nutzt Strohballen als Gartenbeet. Das ist besonders praktisch für alle, die statt eines Gartens nur über ein kleines Eckchen auf Balkon oder Terrasse verfügen.

"Der Vorteil besteht darin, dass man unabhängig vom Untergrund gärtnern kann", sagt Folko Kullmann, Gartenbau-Ingenieur und Buchautor aus Stuttgart. Interessant ist das gerade für Hof-, Balkon- und Terrassengärtner, die ja bekanntlich keine Beete haben, sondern bisher mit Töpfen auf versiegeltem Grund auskommen müssen. Und auch so mancher Hobbygärtner mit schlechtem Boden kann auf das Stroh zurückgreifen, etwa bei steinigem Grund.

So funktioniert das Gärtnern auf Stroh

Man setzt die Pflanzen mit etwas Erde um den Wurzelballen - also so, wie sie aus dem Aufzuchttopf im Handel kommen - einfach direkt in den Ballen. Am besten gräbt man mit einer Pflanzkelle oder ähnliches ein kleines Loch ins Stroh. Wer früh im Jahr mit Gärtnern beginnt, spannt als Kälteschutz noch eine Folie über die jungen Pflänzchen aus.

Auf den ersten Blick erscheint die Kultur daher recht einfach, doch das trügt. "Die Strohballen müssen präpariert werden", erklärt Gärtnermeisterin Hannah Strotmeier. Mit Wasser und mit Düngerpräparaten bringt der Gärtner über zehn Tage zunächst einmal Prozesse in Gang, die das Stroh weich machen und dann im Laufe der Zeit in Humus verwandeln. Am besten düngt und gießt man im Wechsel: einen Tag nur gießen, einen Tag düngen und gießen. Pro Dünger-Tag und Ballen rechnet man etwa mit 100 Gramm Nährstoffpräparat.

Am leicht süßlichen Geruch, der dem Stroh entströmt, merkt man laut Kullmann etwa ab dem sechsten Tag, dass der Rotteprozess in vollem Gange ist.

Man sollte sich unbedingt vor dem Wässern überlegen, wo der Ballen stehen soll. Denn in nassem Zustand lässt sich das Sroh nur noch schwer versetzen. Der Standort sollte ausreichend Sonne haben.

Auf den Dünger kommt es an

Für die Umsetzung des Strohs wird vor allem ein Stoff benötigt: "Man muss wissen, dass das Stroh zunächst Stickstoff ohne Ende bindet", erklärt Strotmeier. Unter den organischen Düngern empfiehlt sie Guano und Horngries, das etwas feiner ist als Hornspäne. Aber auch anorganische Dünger seien möglich. Ihr Vorteil: Sie wirken sofort.

Was muss ich beim Stroh beachten?

Geeignet sind vor allem eckige Klein- oder auch die größeren Quaderballen. Kullmann hält runde Strohballen prinzipiell auch für bepflanzbar, aber sie sind eigentlich viel zu groß und zu schwer. Für Kullmann ist ein Vorteil des Strohgärtnerns auch die begrenzte Fläche des Ballens: Die relativ überschaubare Oberfläche eines normalen Strohballens verhindert, dass man zu viele Exemplare einer Art oder Sorte setzt. Zu dicht darf man die Pflanzen übrigens nicht setzen.

Wichtig ist vor allem die Herkunft und Aufzucht des Strohs, um darauf Gemüse, Beerenobst und Kräuter zum bedenkenlosen Verzehr anbauen zu können. "Heu- und Strohballen aus konventionellem Anbau sind nicht geeignet, da sie Herbizidrückstände enthalten", erklärt Kullmann.

Strohballen lassen sich direkt bei Landwirten kaufen oder auch im Internet bestellen - zum Beispiel bei der Heu- und Strohbörse.

Strohballen besser befestigen

Es bietet sich an, die Ballen zu fixieren, denn im Laufe der Saison werden sie zersetzt. "Man kann einen Rahmen aus Holz bauen oder die Ballen mit Hilfe von Pfosten und Draht befestigen", erklärt Strotmeier. Wenn am Ende der Saison der Ballen stark an Festigkeit verliert, kann man das Stroh als Kompost auf den Beeten verteilen oder als Mulchmaterial verwenden.

Bei dicht nebeneinander gesetzten Ballen kann man die Spalten dazwischen mit reifem Kompost auffüllen. "Es empfiehlt sich, auch etwas Erde zum Setzen der Jungpflanzen mit auszubringen, damit das Wachstum nicht ins Stocken kommt", erläutert Strotmeier. Kullmann rät zu einer Anzuchterde, da diese nur wenige Nährstoffe enthält und so nicht zu einer Schädigung der Jungpflanzen durch Überdüngung führt.

Gemüse für das Strohbeet

"Man kann Möhren, Kohl, Tomaten und Paprika anbauen", zählt Strotmeier auf. Allerdings sollte man laut Kullmann wie im Beet auch hier auf bewährte Kombinationen wie Tomaten und Basilikum, Salat und Radieschen oder Rettich mit Zwiebeln und Möhren setzen. Sie beeinflussen ihr Wachstum positiv oder nehmen sich nicht Wasser und Nährstoffe weg. Auch Blumen wie Ringelblume und Kapuzinerkresse können auf das Stroh gepflanzt werden, so dass man ein paar essbare Blüten stets zur Dekoration griffbereit hat.

Gärtnern auf Stroh hat auch Nachteile

Wenn die Rotte eingesetzt hat, entwickelt sich in den Strohballen sehr viel Wärme. Diese fördert das Wachstum der Pflanzen. Aber nicht nur diese gedeihen gut. "Man muss akzeptieren, dass man einige Begleiterscheinungen wie das Wachstum von Pilzen hat", erläutert Strotmeier. Dabei können auch Schleimpilze entstehen, was optisch nicht sehr ansehnlich ist. "Es gibt aber auch schöne Nebeneffekte, wenn man auf Strohballen gärtnert", findet die Gärtnermeisterin. So haben sich bei ihr zahlreiche Hummeln in den Röhren des Strohs angesiedelt. Es sind sogar Hummelnester in den Ballen entstanden.

Auch wenn das Gärtnern auf Stroh optisch eine natürliche Anmutung hat, sagt Strotmeier: "Diese Methode hat nichts mit Biogärtnern zu tun." Man muss viel Dünger und vor allem Stickstoff zufügen.

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