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Israel gegen Hamas: Bodenoffensive im Gazastreifen steht kurz bevor


Schwierige Form der Kriegsführung
Dieses Ziel verfolgt Israel mit der Bodenoffensive


Aktualisiert am 14.10.2023Lesedauer: 4 Min.
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Israelische Soldaten nahe der Grenze zum Gazastreifen: Die Bodenoffensive scheint unmittelbar bevorzustehen.Vergrößern des Bildes
Israelische Soldaten nahe der Grenze zum Gazastreifen: Die Bodenoffensive scheint unmittelbar bevorzustehen. (Quelle: JINI/imago-images-bilder)

Im Gazastreifen scheint eine Bodenoffensive aus Israel kurz bevorzustehen. So ist die Situation.

Nach den schwersten Terrorangriffen in der Geschichte Israels bereitet die Armee des jüdischen Staates wohl eine Bodenoffensive im Gazastreifen vor. Die Armee hat die Bevölkerung in dem Gebiet dazu aufgefordert, in den Süden des Gazastreifens zu fliehen.

Seitdem am vergangenen Samstag Terroristen der Hamas vom Gazastreifen nach Israel gestürmt waren, fliegt die israelische Armee Luftangriffe. Ihr Ziel sind den Angaben zufolge Stellungen der Hamas. Mehr zu den möglichen Fluchtrouten lesen Sie hier.

Die Situation rund um den Gazastreifen und die drohende Bodenoffensive vonseiten Israels ist unübersichtlich. t-online hat Antworten auf die drängendsten Fragen zusammengefasst.

Welches Ziel verfolgt Israel bei der Offensive?

Innerhalb von wenigen Tagen hat Israel 360.000 Reservisten einberufen. Schweres Kriegsgerät wird an den Grenzen zum Gazastreifen zusammengezogen. Teils befinden sich bereits Haubitzen und Kampfpanzer in dem Gebiet.

Ziel der israelischen Streitkräfte dürfte die Schwächung der Hamas sein. Und zwar in einem Ausmaß, das einen Terrorangriff wie zuletzt für die kommenden Jahre unmöglich macht. Welchen Preis dieses Ziel haben wird und ob es überhaupt erreichbar ist, kann derzeit nicht gesagt werden. Bodenkampf gilt in Expertenkreisen als eine der schwierigsten Formen der Kriegsführung.

Die israelische Regierung rund um Benjamin Netanjahu steht derzeit unter massivem Druck, die Bevölkerung in Zukunft besser vor der Hamas zu schützen. Nach dem Angriff der islamistischen Hamas, wurde in Israel die Kritik laut, dass die Armee nicht gut genug auf ein derartiges Szenario vorbereitet war. Mehr dazu lesen Sie hier.

Was bedeutet die Situation für die Geiseln der Hamas?

Bei dem schweren Terrorangriff auf Israel wurden mindestens 1.300 Menschen von der Hamas getötet, 3.400 weitere wurden verletzt. Hinzu kommt, dass die islamistischen Terroristen noch etwa 150 Geiseln in den Gazastreifen verschleppten.

Vor diesem Hintergrund dürfte sich eine mögliche Bodenoffensive aus Israel noch schwieriger gestalten, da die Geiseln zusätzlich gefährdet werden könnten. Wie "The Messenger" nun berichtet, könnten auch Spezialkräfte aus den USA eingesetzt werden, um Geiseln aus der Gewalt der Hamas zu befreien. Mehr dazu lesen sie hier.

Wie viele Opfer gibt es bisher im Gazastreifen?

Allein in den vergangenen 24 Stunden wurden bei israelischen Luftschlägen 324 Menschen getötet und 1.000 weitere verletzt, wie der arabische Nachrichtensender Al Jazeera auf seiner Website schreibt. Insgesamt wurden in der Region in den vergangenen sieben Tagen 2.215 getötet und 8.714 verwundet. Die Zahlen sollen den Angaben zufolge vom Gesundheitsministerium im Gazastreifen stammen.

Die angespannte Sicherheitslage im Gazastreifen trieb nach Angaben der Vereinten Nationen bisher mindestens 400.000 Menschen in die Flucht. Die von Israel geforderte Evakuierung des nördlichen Gebiets sei aus Sicht des Palästinenser-Hilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) nicht umsetzbar, wie es zuletzt hieß.

Die UNRWA ist seit 1949 im Gazastreifen aktiv. Sie leistet humanitäre Hilfe und bietet Schutz für palästinensische Geflüchtete. Doch die Organisation ist dabei nicht unumstritten. Es gibt regelmäßig Kritik daran, dass sie kein neutraler, humanitärer Akteur sei, sondern mit Konfliktgruppen sympathisiere oder sich für deren Zwecke instrumentalisieren lasse.

Wie stellt sich die Situation vor dem Völkerrecht dar?

Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (ICRC) ordnete die Situation zuletzt als "bewaffneten Konflikt" zwischen Israel und einer nicht-staatlichen bewaffneten Gruppierung – dem militärischen Arm der Hamas – ein. Laut Rotem Kreuz gilt auch in diesem Fall das humanitäre Völkerrecht. Das ICRC überwacht weltweit die Einhaltung des Völkerrechts.

Die Anweisung aus Israel zur Räumung des nördlichen Gazastreifens widerspräche zusammen mit der Belagerung internationalem Recht, stellte das ICRC fest. In dem dicht besiedelten Küstenstreifen habe die Bevölkerung keine Chance, sich woanders in Sicherheit zu bringen, sagte das Rote Kreuz.

Die möglicherweise bevorstehende Bodenoffensive scheint hier unstrittiger: Solange militärische Ziele im Visier sind und die Zahl der zivilen Opfer nicht unverhältnismäßig ist, darf ein Staat auch in einem sehr dicht besiedelten Gebiet vorgehen. Es gäbe keine definierte Obergrenze an zivilen Opfern, sagte die Völkerrechts-Expertin der Universität Basel, Anna Petrig, der Nachrichtenagentur dpa.

Wie verhält sich Deutschland?

In der Folge der Angriffe auf Israel organisierte die Bundesregierung Lufthansa-Sonderflüge, um deutsche Staatsbürger aus dem Nahen Osten auszufliegen. Bei der Ausreise lief jedoch nicht alles glatt. Dafür erntete Außenministerin Annalena Baerbock starke Kritik aus den Reihen der Union. Neben Maschinen der Lufthansa standen nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius auch Maschinen der Bundeswehr bereit. Deutsche Staatsbürger wurden zeitweise auch über Fähren evakuiert. Mit t-online sprach zuletzt eine Betroffene über ihre Evakuierung.


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In den letzten Tagen musste Israel barbarischen Terror ertragen. Dieser Terror ist in keiner Weise zu rechtfertigen. Israel hat jedes Recht, sich im Rahmen des Völkerrechts zu verteidigen. Deutschland steht fest und unerschütterlich an der Seite Israels.


Außenministerin Annalena Baerbock


In der Folge der Angriffe in Israel und Gaza reiste Außenministerin Baerbock am Donnerstag nach Israel. Baerbock rief die Hamas während einer Pressekonferenz nach ihrer Ankunft mit einem emotionalen Appell auf, die verschleppten Geiseln freizulassen. Sie appelliere nicht nur als Politikerin, sondern auch als Mensch und Mutter, sagte die 42-Jährige.

Diplomatie im Nahen Osten

Auf die Frage, wie Deutschland Israel politisch und eventuell militärisch unterstützen werde, antwortete Baerbock: "Mit allem, was Israel von uns braucht." Sie fügte an: "Und mit allem, heißt auch mit allem." Am Donnerstag reist die Grünen-Politikerin weiter nach Ägypten. Ihr Ziel: die in Israel begonnenen Krisengespräche fortzuführen.

Gerade bei der humanitären Lage im Gazastreifen kommt Ägypten eine Schlüsselrolle zu. Bereits kurz nach dem Hamas-Angriff auf Israel versuchten Menschen aus dem Gazastreifen zu fliehen. Im Zuge der israelischen Gegenoffensive wurde eine Blockade des Gazastreifens verhängt.


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Wir sehen zum ersten Mal, dass Ägypten hinter der Grenze Flüchtlingslager in Betracht zieht. Das gab es auf dem Sinai noch nie.


Steven Höfner


"Zuvor gab es zwei Grenzübergänge nach Israel, einen für den Warenverkehr und einen für den Personenverkehr. Beide sind seit Beginn der Terrorangriffe geschlossen", sagte Steven Höfner, Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah, t-online. Seit Dienstag ist auch der einzige von Ägypten kontrollierte Grenzübergang bei Rafah infolge von israelischen Angriffen geschlossen.

Die Nutzung des Grenzübergangs werde in Abstimmung mit Israel erfolgen, sagt der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am Samstag. "Was den Gazastreifen betrifft, so sind die Übergänge geschlossen. Die Grenzen sind geschlossen, und jede Bewegung oder Überfahrt nach Ägypten erfolgt in Abstimmung mit uns und in Kontakt mit uns." Er fügt hinzu, im Moment finde dies nicht statt.

Verwendete Quellen
  • themessenger.com: "US Sends Hostage Rescue Experts to Israel and Puts Special Ops ‘Door Kickers’ on Alert"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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